Archiv der Kategorie: Gedichte

Nume du

Foto Brigitte Fuchs. Übersetzt von der Mundart in Schriftsprache: „NUR NUR DU“

 

Wir wollen uns immer die Hände halten

 

Wir wollen uns immer die Hände halten,
Damit unsere Seelen nicht in den kalten,
Notvollen Nächten einsam erfrieren.

Wir wollen uns immer tiefer finden,
Damit wir uns nicht wie die armen Blinden
Im schwarzen Walde traurig verirren.

Wir wollen uns immer die Hände halten,
Damit wir uns nicht zu tief in die Falten
Des unendlichen Lebens verlieren.

 

 

Francisca Stöcklin (1894-1931) Schweizer Dichterin und Künstlerin

 

Foto Brigitte Fuchs: Holzfiguren im Rahmen einer Skulpturenausstellung des Steinmetzverbandes in Bad Ramsach
im Jahre 2014

 

 

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Zusammenfassung

Foto Brigitte Fuchs

 

 

Auch ich will die Krone nicht
wie soll ich euch denn kreisen
sehen über mir so hoch
erhobenen Kopfes mit der Angst
die Zacken fallen zu hören
all das Gold zu Füssen und ihr
von der Umlaufbahn getragen
zur einzig unrichtigen Zeit

 

 

Brigitte Fuchs
Aus „Suchbild mit Garten“ Gedichte, Kukuruz Verlag, Lüchingen 1998

 

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Was wollen mir vertraun die blauen Weiten

Fotos Brigitte Fuchs

 

Was wollen mir vertraun die blauen Weiten,
Des Landes Glanz, die Wirrung süsser Lieder,
Mir ist so wohl, so bang! Seid ihr es wieder
Der frommen Kindheit stille Blumenzeiten?

Wohl weiss ich’s – dieser Farben heimlich Spreiten
Deckt einer Jungfrau strahlend reine Glieder;
Es wogt der grosse Schleier auf und nieder,
Sie schlummert drunten fort seit Ewigkeiten.

Mir ist in solchen linden, blauen Tagen,
Als müssten alle Farben auferstehen,
Aus blauer Fern sie endlich zu mir gehen.

So wart ich still, schau in den Frühling milde,
Das ganze Herz weint nach dem süssen Bilde,
Vor Freud, vor Schmerz? – ich weiss es nicht zu sagen.

 

Joseph von Eichendorff (1788-1857) deutscher Dichter

 

Foto Brigitte Fuchs

 

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Verflogene Sehnsucht

Foto Brigitte Fuchs

 

Die Frühlingsnacht naht lind und lau
Durch träumende Gelände.
Wie süsser Atem einer Frau
So lösungsmild, so zart, so lau
Sind ihre weichen Hände.

Die tragen Deine Sehnsucht fort,
Du fühlst sie Dir entschwinden …
Nun weisst Du nicht ihr Ziel und Wort,
Suchst Deine Sehnsucht fort und fort
Und kannst sie nimmer finden …

 

Stefan Zweig (1881-1942) österreichischer Schriftsteller

 

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Fenster

Fotos Brigitte Fuchs

 

 

Wenn Birkenblätter wie goldner Schaum
wirbeln auf welkenden Matten,
spinn unter Dach deinen friedlichen Traum
in Mitternachts Wolkenschatten.

Wenn der Wind an deinem Fenster erscheint,
ein schneebleicher Freiersmann,
träume, dass er es gut mit dir meint
und dir nichts anhaben kann.

Träume vom spielenden Sonnenstaub,
dem heiteren, sonnenwarmen,
und dass du, umhegt von grünem Laub,
geschlafen in meinen Armen.

 

 

Erik Axel Karlfeldt (1864-1931) schwedischer Lyriker und Sekretär der Schwedischen Akademie, Nobelpreisträger für Literatur 1931 (posthum)
Gedicht mit der Überschrift „Serenade“

 

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Wintereinbruch

Fotos Brigitte Fuchs

 

Trüb sucht mein Blick: wann wird sie wieder blühn?
Die harte Erde lässt mit kaltem Schweigen
die Wipfel in den klaren Himmel zeigen
um die verschneite Bank im Wald,
auf der du einst ein Frühlingsglück umarmtest;
nun spriesst Reif an den starren Zweigen.
Dann willst du weitergehn den alten Gang,
da schluchzt ein Vogelherz, du weisst nicht wo,
die Stille klingt ihm nach: sie blüht, sie blüht!
Lichtblüten glitzern über allen Steigen!

 

Richard Dehmel (1863-1920) deutscher Dichter und Schriftsteller
Gedicht mit der Überschrift „Lied im Winter“

 

Fotos Brigitte Fuchs

 

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April

Fotos Brigitte Fuchs

 

Bald ein rauhes kaltes Rauschen,
Dass der dunkle Forst erkracht;
Bald ein Flüstern, Kosen, Lauschen,
Wie die stillste Frühlingsnacht.

Bald der Himmel, bald die Sonne,
Bald die Wolken, bald der Schnee –
Wie der Liebe erste Wonne,
Wie der Liebe erstes Weh.

Bald das Jauchzen, bald die Trauer
In der aufgeregten Brust —
Und noch halb in Winterschauer,
Und schon halb in Frühlingslust.

Bald ein ungestümes Ringen,
Bald ein Frieden sonntagsstill —
O, was wirst Du mir noch bringen
Schöner, stürmischer April?

 

Julius Rodenberg (1831-1914) deutscher Journalist und Schriftsteller
Aus „Die Jahreszeiten“

 

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Unversehen

Foto Brigitte Fuchs

 

So fahl der Tag heute
heftet uns hängt uns
die Ohnmacht
gebündelt an Ferse
und Hals
hält uns hin
und nicht wieder
und keine einzige
Stunde vom Leib
stellt uns
zwischen wenn und aber
Herz an Herz
unter Glas

 

Brigitte Fuchs
Aus „Herzschlagzeilen“ Gedichte, Glendyn Verlag Aarau 1989

 

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Weltwassertag

 

Mild beschwichtendes Element

Mild beschwichtendes Element,
Wasser,
Nicht nur löschest du Feur, das brennt,
Wasser!

Nicht nur erquickst du den Durst, der lechzt.
Wasser,
Du auch heilest mein Kind, das ächzt,
Wasser!

 

 

Ihm gelegt auf die glühende Stirn,
Wasser,
Schütze vorm Fieberbrand das Gehirn,
Wasser!

Auf die welkende Blüte gesprengt,
Wasser,
Wie auf Blumen sonnenversengt,
Wasser!

Essig müßte mir sein der Wein,
Wasser,
Eh‘ er dürfte gemischt dir sein,
Wasser.

 

Friedrich Rückert (1788-1866) deutscher Dichter

 

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Der Frühling

Fotos Brigitte Fuchs

 

 

Die Sonne glänzt, es blühen die Gefilde,
Die Tage kommen blütenreich und milde,
Der Abend blüht hinzu, und helle Tage gehen
Vom Himmel abwärts, wo die Tag‘ entstehen.

Das Jahr erscheint mit seinen Zeiten
Wie eine Pracht, wo Feste sich verbreiten,
Der Menschen Tätigkeit beginnt mit neuem Ziele,
So sind die Zeichen in der Welt, der Wunder viele.

 

Friedrich Hölderlin (1770-1843) deutscher Lyriker

 

 

Fotos Brigitte Fuchs

 

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