Acherontisches Frösteln

Foto Brigitte Fuchs: Parkanlage Gönhardgüter in Aarau

 

 

Schon nascht der Star die rote Vogelbeere,
Zum Erntekranze juchheiten die Geigen,
Und warte nur, bald nimmt der Herbst die Schere
Und schneidet sich die Blätter von den Zweigen,
Dann ängstet in den Wäldern eine Leere,
Durch kahle Äste wird ein Fluss sich zeigen,
Der schläfrig an mein Ufer schickt die Fähre,
Die mich hinüberholt ins kalte Schweigen.

 

 

Detlev von Liliencron (1844-1909) deutscher Lyriker, Schriftsteller und Bühnenautor

 

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20 Antworten auf Acherontisches Frösteln

  1. Britta sagt:

    Der Lauf der Dinge. Dass auf der anderen Seite des Flusses kaltes Schweigen herrscht, wage ich jetzt aber einfach mal zu bezweifeln.
    Heitere Grüsse ins kalte Nass
    Britta

  2. merlin sagt:

    die zeilen passen zum nassen wetter und dem morgengrau. etwas rötlicher himmel im osten, durch den föhn bedingt, vertreibt das frösteln und acherontische unterweltgefühle…
    einen schönen tag und schärme dir.

    • Quer sagt:

      Du sagst es, Merlin, sobald das Grau und die Nässe weg sind, sieht alles wieder freundlich und einladend aus und die dürsteren Gedanken lösen sich auf wie der Morgennebel… :–)
      Hab auch einen feinen Tag mit guten Gefühlen!

  3. Eva sagt:

    Ein Gedicht, das aus dem Frösteln kommt und einen frösteln machen kann – durch die kahlen Bäume eröffnet sich mancher Ausblick der anderen Art.

    Da ist es vielleicht ganz gut, wenn, wie ich neulich hörte, die Vogelbeeren manchmal schon überreif und leicht alkoholisch sind – die naschenden Vögel werden dann etwas beschwipst …

    Liebe Grüße aus dem Nebel
    von Eva

    • Quer sagt:

      Diese vergnügliche Problemlösung gefällt mir sehr gut, liebe Eva.
      Auch wir müssen manchmal etwas List anwenden, um die schweren Gedanken von der Seele zu lösen.

      Ebenfalls liebe Grüsse aus dem nieseligen Morgen.

  4. Gerhard sagt:

    Satz für Satz
    Wird das Gedicht dunkler
    Echt ist es halt
    Beschönigt nichts
    Novembrig!

    Liebe Grüße
    Gerhard

  5. Quer sagt:

    Genau das dachte ich auch, Gerhard.
    Man muss nicht alles schönreden.
    Man kann den Tatsachen auch einfach mutig ins Auge sehen.

    Hab Dank und sei lieb gegrüsst!

  6. PepeB sagt:

    Genau, mich fröstelt’s auch leise bei diesen Zeilen, dabei möchte ich selbst im Herbst juchheiten …
    Sucht den Mittelweg im Diesseits
    Petra

    • Hausfrau Hanna sagt:

      Genau dasselbe,
      liebe Petra, liebe Frau Quer,
      Gefühl hat mich beim Lesen auch ‚befallen‘.
      Und auch ich suche momentan etwas den Mittelweg im Diesseits…

      Mit einem herzlichen Gruss in den heutigen Tag (der hier sehr sonnig ist)
      Hausfrau Hanna

  7. Quer sagt:

    Jucheiten verscheucht die düsteren Zeiten :–)
    Aber auch Wehmut tut zwischendurch gut.

    Herzlichen Gruss.

  8. Sonja sagt:

    Da ich grade friere, tut der Anblick der schönen Skulptur überm Wasser das Übrige…
    Gruß von Sonja

  9. Quer sagt:

    Oh, dann hoffe ich, dass du bald wieder Wärme spürst, Sonja, von wo auch immer!
    Sei herzlich gegrüsst!

  10. Sylvia sagt:

    uuh, da fröstelts mich sehr. es ist eh recht kühl hier… zünd ich mir ein kerzlein an. auch heisser tee hilft.
    lieber gruß
    Sylvia

  11. Quer sagt:

    Ja, nun müssen wir uns wohl oder übel wieder ans Frösteln gewöhnen.
    Tee und Kerzen sind willkommene Hilfen.
    Sei wärmstens gerüsst, Sylvia!

  12. bruni8wortbehagen sagt:

    Oh, oh, so eine hübsche Skulptur, liebe Brigitte, und dann so ein trauriges Gedicht zum Herbst von Herrn Liliencron . Es ist doch nur ein vorübergehendes Schweigen, aber kalt ist es schon…
    LG von Bruni

  13. Quer sagt:

    Er spricht halt von der letzten Fahrt mit der Fähre. Das ist dann wohl ein endgültiges Schweigen, na ja.
    Aber die Zeit bis dahin müssen wir ja nicht in Angst und Bange verbringen, sondern lieber zuversichtlich und lebensfreudig.
    Einen lieben Abendgruss zu dir.

  14. Mona Lisa sagt:

    Manche erleben kaltes Schweigen nicht nur auf der anderen Seite des Flusses.
    Das Frieren ist allein nur schwer zu überwinden.
    Herzliche Abendgrüße

  15. Quer sagt:

    Oh ja, das stimmt, Mona Lisa. Allein friert man viel schneller und intensiver.
    Nähe wärmt, unbedingt!
    Einen lieben Abendgruss zu dir.

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