Archiv der Kategorie: Gedichte
Experimentelles zum 24. 4. 24
Foto Brigitte Fuchs
An der Aussenwand lehnen
An der Aussenwand lehnen mit
Zebrastreifen auf der Haut
Jemand verreist jemand reicht
eine Stimme weiter
Während die Motorsäge von der
Tonleiter steigt
kracht der Goldregen zu Boden
Dieser Tag ist ohne Zweifel unfähig
auf Zehenspitzen zu gehen
Jemand richtet sich auf – jetzt
darf ich schon nichts mehr sagen
Brigitte Fuchs
Aus „Handbuch des Fliegens“, Gedichte, edition 8, Zürich 2008
Heute stelle ich hier mal etwas Exklusives vor. Ein früheres Gedicht von mir. Das wäre an sich nichts Ungewöhnliches. Nun ist es aber so, dass unser zweiter Sohn, der in Grossbritannien im Informatik-Bereich tätig ist, mir kürzlich ein paar Versionen dieses Poems schickte. Er hatte davon mehrere Vertonungen mit künstlicher Audio-Intelligenz, genauer mit Suno erstellt.
(Suno AI, oder einfach Suno, ist ein generatives Musikerstellungsprogramm mit künstlicher Intelligenz, das darauf ausgelegt ist, realistische Songs zu generieren, die Gesang und Instrumentierung kombinieren.)
Nun ist der Gedichttext in verschienden Musikrichtungen zu hören, mal mit Sprechgesang, mal melodisch als Acappella-Gesang oder als Reggae-Version.
(Ich hoffe, Sie/ihr könnt darauf zugreifen. Wenn nicht, bin ich leider technisch nicht versiert genug, um Abhilfe zu schaffen.)
Zum Link:
Die Beispiele sind mit Suno erstellt und dürfen nicht weiter verlinkt werden. Sie dürfen weder kommerziell verwendet noch gestreamt werden.
Aber die Resultate finde ich spannend. Ich war erstaunt, wie gut die KI schon für solche Experimente (mehr ist es natürlich nicht) eingesetzt werden kann und wie überzeugend diese bereits klingen.
https://suno.com/playlist/a3a43009-f1da-4892-8f99-cde61fa29241
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Die Gunst des Augenblicks
Foto Brigitte Fuchs
(…)
Aus den Wolken muss es fallen,
Aus der Götter Schoss das Glück,
Und der mächtigste von allen
Herrschern ist der Augenblick.
Von dem allerersten Werden
Der unendlichen Natur,
Alles Göttliche auf Erden
Ist ein Lichtgedanke nur.
(…)
Friedrich Schiller (1759-1805) deutscher Dichter, Schriftsteller, Dramatiker, Philosoph und Historiker
Zwei von sieben Strophen des gleichnamigen Gedichtes
Foto Brigitte Fuchs
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Welch ein Fest!
Fotos Brigitte Fuchs
Nun werden grün die Brombeerhecken,
hier schon ein Veilchen – welch ein Fest!
Die Amsel sucht sich dürre Stecken,
und auch der Buchfink baut sein Nest.
Ferdinand Freiligrath (1810-1876) deutscher Dichter
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Die Turteltauben
(…)
Wie girren dort die Turteltauben;
Wer kann ihr Girren nicht verstehn?
Und o wie küssen sie so schön:
Dir solchen Kuss auch zu erlauben,
Dies hab’ ich ihnen abgesehn.
Anna Louisa Karsch (1722-1791) deutsche Dichterin
Aus „Duett zu einer Operette“, die letzte Strophe
Alle Fotos Brigitte Fuchs
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Sanfter Tag
Foto Brigitte Fuchs
Sanfter Tag
Es gibt Dinge die jünger werden beim
Betrachten diese Stuhllehne zum Beispiel
die sich mit breiten Satinschleifen brüstet
für die Hochzeit auf dem Lande
Noch sind nicht alle Vögel da doch sieh
wie traulich dieses frühe Licht auf altem
Silber liegt
Kannst du dich satt sehen je am Tüll der
Liebe ach lass ach lass das Gegenteil von
Wehmut brauchen wir nicht zu ermitteln
Brigitte Fuchs
Aus „Musik von weit her“, Gedichte, edition 8, Zürich 2020
Foto Brigitte Fuchs: Plakat vor einem Gartencenter
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Die zwei Gesellen – oder so…
Foto Brigitte Fuchs
Es zogen zwei rüst’ge Gesellen
Zum erstenmal von Haus,
So jubelnd recht in die hellen,
Klingenden, singenden Wellen
Des vollen Frühlings hinaus.
Die strebten nach hohen Dingen,
Die wollten, trotz Lust und Schmerz,
Was Rechts in der Welt vollbringen,
Und wem sie vorübergingen,
Dem lachten Sinnen und Herz. –
(…)
Joseph von Eichendorff (1788-1857) deutscher Lyriker
Die ersten zwei von sechs Strophen des Gedichtes „Die zwei Gesellen“, entstanden 1818
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Vetter Starmatz
Fotos Brigitte Fuchs
Wenn der Starmatz wieder heimkommt und der Frost nicht mehr dräut,
ach, was sind da die Kinder für glückliche Leut‘!
Denn da schwirrt’s bald und da schwebt’s bald in Lüften zuhauf,
und da tun bald alle Blümlein ihre Äugelchen auf.
»Vetter Starmatz, Vetter Jakob, was bringst du uns mit?«
»Ein bissel Knarren, ein bissel Flöten, ein bissel Zwitschern, ich bitt‘.
Keine Taschen im Rocke, kein Ränzchen ist mein,
wo tät‘ ich in der Fremde für euch was hinein?«
(…)
Victor Blüthgen (1844-1920) deutscher Dichter und Schriftsteller
Erste von drei Strophen des gleichnamigen Gedichtes
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Ja, der Frühling
Foto Brigitte Fuchs
Ja, der Frühling ist im Land!
Alle Wesen sind bereit
in dem neuen Prunkgewand
zu der Hochzeit-Lustbarkeit.
Jedes weiss, was es zu tun,
und erkürt den rechten Platz;
Stolz behupft der Hahn sein Huhn
und den Kater rupft die Katz.
Nach erprobtem Lenzgesetz
fallen alle offenbar
in das grosse Liebesnetz –
nur der Mensch ist sich nicht klar!
Nur der Mensch, der arme Tropf,
spricht von höhrer Lebenspflicht;
eifrig zählt er Knopf an Knopf:
Soll ich, oder soll ich nicht?
Stimm ich in die Melodie
dieser Frühlingsraserei –
oder überhör ich sie
und geh würdevoll vorbei?
Margarete Beutler (1876-1949) deutsche Dichterin und Schriftstellerin
Foto Brigitte Fuchs
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Vorfrühling
Fotos Brigitte Fuchs
Und wärmer wird es
und wärmer …
schon öffnet eine Pflaumenblüte sich nach der anderen!
Ransetsu (1654-1707) japanischer Haiku-Dichter (zählt zu den „Zehn Weisen“)
Foto Brigitte Fuchs: Blick vom Säli-Schlössli in Starrkirch-Wil bei Olten
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Komm, singen wir …
Foto Brigitte Fuchs
Komm, singen wir, an mir soll es nicht fehlen,
auch du hast was auf Lager, wie ich sehe –
tönt es auch falsch aus rostig alten Kehlen,
Ein Frühlingslied klingt schön selbst von der Krähe.
(…)
Erik Axel Karlfeldt (1864-1931) schwedischer Lyriker und ständiger Sekretär der Schwedischen Akademie, Nobelpreisträger für Literatur 1931 (posthum)
Erste Hälfte seines Gedichtes „Komm, singen wir …“
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