Auf meinen ausgebälgten Geier

Foto Brigitte Fuchs: Hauseingang in Rheinfelden

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Du stehst so still und ernst, mein ausgebälgter Geier,
Ich bringe dir ein Lied mit meiner ernsten Leier.

Zwar hörst du nichts davon, dir geht mein Gruss verloren;
Doch Dichter sind gewohnt, zu singen toten Ohren.

Es lebt ja noch der Geist, der einst dir gab die Schwingen,
Den traf der Jäger nicht, er hört mein Lied erklingen.

Und wenn kein Menschenohr auch meinem Sange lauschte,
So hört mich doch der Geist, der mir das Herz berauschte.

(…)

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Niklaus Lenau (1802-1850) ungarisch-österreichischer Dichter
Die ersten paar Verse aus seinem Langgedicht „Auf meinen ausgebälgten Geier“
Gedicht gefunden im Internet

Foto Brigitte Fuchs: Detail

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18 Antworten auf Auf meinen ausgebälgten Geier

  1. merlin sagt:

    hol’s der geier…aber ich meine, dichterInnen-verse werden doch ab und zu gehört! bin jedenfalls immer wieder ganz ohr 🙂
    glg.

    • Quer sagt:

      Ja, ein paar wenige Unentwegte wie du hören aufmerksam zu. Das freut die Dichterinnen sehr!!!
      Danke für dein immer wieder offenes Ohr und das Auge, lieber Merlin.
      Hab einen anregenden Tag!

  2. seelenruhig sagt:

    Liebe und ein Geier! (solange es nicht der Pleitegeier ist!) Na denn… in diesem Sinne ein ausgefülltes Wochenende!

  3. Quer sagt:

    Ja, oder gar ein Aasgeier. 😉
    Dir auch ein erfülltes Weekend, liebe Ellen!

  4. PepeB sagt:

    Was zum Geier …
    Sie haben einen miserablen Ruf, sind aber unglaublich elegante Flugkünstler. Na und aufräumen können Sie auch.
    Und singen um einfach zu singen ist auch in Ordnung.
    Frohe Grüße Petra

    • Quer sagt:

      Ich meine auch, dass sie zu unrecht einen so schlechten Ruf haben.
      (Wie die Raben, die Hyänen und andere Tiere…)
      Und der hier beschworene Geist schwebt wohl nicht nur über den Wassern, sondern über aller Kreatur. 🙂
      Liebe Grüsse zu dir, Petra.

  5. Mona Lisa sagt:

    Bezogen auf die Natur leisten Geier sicher eine Art „Liebesdienst“.
    Sie haben sicher ihre eigene Art der Kultur 😉
    Dir einen herzlichen Gruß

  6. Quer sagt:

    Das denke ich auch, Mona Lisa. Sie sind sozusagen die natürliche „Müllabfuhr“ und verhindern die Ausbreitung von Seuchen und Krankheiten.
    Ebenfalls herzliche Grüsse.

  7. Hausfrau Hanna sagt:

    Erste Verse,
    liebe Frau Quer,
    aus einem Langgedicht!
    Dazu diese Erinnerung, die beim Lesen ‚hochkam‘:
    Eine Prüfung im Deutschunterricht mit einer Frage zu Niklaus Lenau.
    Mir fiel partout nichts ein.
    Anstelle einer Antwort schrieb ich aufs Blatt: „Bei Niklaus Lenau fehlte es mir an Aufmerksamkeit.“
    Die Lehrerin schrieb zurück: „So, so!“

    Mit einem fröhlichen Gruss an Sie
    Hausfrau Hanna

  8. Quer sagt:

    So, so, liebe Hausfrau Hanna. Da war die Lehrerin ja ziemlich nachsichtig mit Ihnen. Und Sie haben Recht: Niklaus Lenau war keiner der wirklich herausragenden Dichter. Immerhin hat er in seinem kurzen und schwierigen Leben doch ein paar bleibende Gedichte geschrieben.

    Vielleicht bleibt der tote Geier ja hängen, bei Ihnen und mir… 😉

  9. wildgans sagt:

    Köstlich!
    Besonders diese Zeile:
    „Doch Dichter sind gewohnt, zu singen toten Ohren.“
    Auch das Schildchen – und die Kommentare mitsamt Hausfrau Hannas Prüfungserlebnis, uih!
    Gruß von Sonja
    P.S.: War nicht das Gedicht mit den drei Zigeunern von Lenau? Singen kann man es sogar. Tralala.

  10. Quer sagt:

    Stimmt, Sonja, es wurde vertont und kann im Internet auf Youtube angehört werden. Danke für den schönen Hinweis. Den Text dazu fand ich auch:

    Die drei Zigeuner

    (1837)

    Drei Zigeuner fand ich einmal
    Liegen an einer Weide,
    Als mein Fuhrwerk mit müder Qual
    Schlich durch sandige Heide.

    Hielt der eine für sich allein
    In den Händen die Fiedel,
    Spielte, umglüht vom Abendschein,
    Sich ein feuriges Liedel.

    Hielt der zweite die Pfeif im Mund,
    Blickte nach seinem Rauche,
    Froh, als ob er vom Erdenrund
    Nichts zum Glücke mehr brauche.

    Und der dritte behaglich schlief,
    Und sein Zimbal am Baum hing,
    Über die Saiten der Windhauch lief,
    Über sein Herz ein Traum ging.

    An den Kleidern trugen die drei
    Löcher und bunte Flicken,
    Aber sie boten trotzig frei
    Spott den Erdengeschicken.

    Dreifach haben sie mir gezeigt,
    Wenn das Leben uns nachtet,
    Wie mans verraucht, verschläft, vergeigt
    Und es dreimal verachtet.

    Nach den Zigeunern lang noch schaun
    Mußt ich im Weiterfahren,
    Nach den Gesichtern dunkelbraun,
    Den schwarzlockigen Haaren.

    Niklaus Lenau

  11. Gerhard sagt:

    Schönes Gedicht!
    „Doch Dichter sind gewohnt, zu singen toten Ohren.“
    Ich habe das mehrmals erlebt. 2,3 zahlende Zuschauer und einmal wollte der Künstler deswegen nicht auftreten, tat es dann doch nach viel Zurede.
    Lieben Gruß…es wird gerade sonnig.

  12. Quer sagt:

    Danke, Gerhard. Ja, das ist natürlich bitter für die oder den Schriftsteller.
    Zwar ist bei kleineren Zuhörerzahlen oft die Aufmerksamkeit und das Interesse grösser, aber bei zwei oder drei einzelnen Gästen ist es dann doch etwas peinlich. (Ich habe es so noch nicht erlebt, zum Glück. Es waren immer ausreichend Leute anwesend.)
    Hier versteckt sich die Sonne noch, aber wir gehen sie jetzt suchen…
    Lieben Gruss.

  13. Gundelrebe sagt:

    Manches ist ganz schwer verständlich. Und dann, lyrisch gesehen: wie nie etwas Über-Tragenes.

    Rassel der Nuba, Tänzerinnen, alles wird! Lieber Gruß (:

  14. Szintilla sagt:

    Na, ich weiß nicht, ob ich zur Liebe auch unbedingt einen Geier brauche, aber einen Geist, der mir manchmal zuhört, das ist schon schön. 🙂

    Liebe Grüße,
    Szintilla

  15. Quer sagt:

    Ich tendiere auch eher zum Geist, Szintilla. 🙂

    Sei herzlich gegrüsst!

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