Brieftauben

Foto Brigitte Fuchs

 

Ich bin wie eine Brieftaube, die man vom Urquell der Dinge in ein fremdes Land getragen und dort freigelassen hat. Sie trachtet ihr ganzes Leben nach der einstigen Heimat; ruhelos durchmisst sie das Land nach allen Seiten. Oft fällt sie zu Boden in ihrer grossen Müdigkeit, und man kommt, hebt sie auf, pflegt sie und will sie ans Haus gewöhnen.

 

 

Foto Brigitte Fuchs

 

Aber sobald sie die Flügel nur wieder fühlt, fliegt sie von neuem fort, auf die einzige Fahrt, die ihrer Sehnsucht genügt, die unvermeidliche Suche nach dem Ort ihres Ursprungs.

 

Christian Morgenstern (1871-1914) deutscher Dichter und Schriftsteller
Tagebucheintrag von 1906

 

Foto Brigitte Fuchs: Hausfassade in Sursee
Wandmalerei von Hans Von Matt aus dem Jahre 1933

 

 

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27 Antworten auf Brieftauben

  1. merlin sagt:

    eine trouvaille das bild und die zeilen dazu 🙂
    da bleibt die hoffnung, dass die brieftaube resp. morgenstern ab und zu fündig geworden sind.
    ich bleibe vorerst häuslich, fliege also nicht aus…
    einen herzlichen morgengruss zu dir.

  2. Quer sagt:

    Das sehe ich wie du, Merlin. Bei dieser Suche muss man doch auch mal innehalten und das Erreichte wirken lassen.
    Ich bin auch ganz zufrieden mit dem, was um mich herum ist. :–)
    Herzlichen Gruss in den Tag.

  3. Eva sagt:

    Ob wir wohl so richtig zuhause sind in der Welt, in die wir geworfen? Und ist uns eine Botschaft, ein Auftrag verlorengegangen unterwegs? – Diese Fragen haben die Menschenbrieftauben immer wieder tief beschäftigt.
    Schöne Wort- und Bildbilder!

    Liebe Grüße von Eva

  4. Quer sagt:

    Ja, das sind existentielle Fragen, Eva, deren Beantwortung wohl nur in Teilbereichen gelingt.
    Hab Dank und sei lieb gegrüsst!

  5. Roswitha sagt:

    wieder ein schöner text mit so passenden bilder, danke dafür, liebe brigitte. als vogel wollte ich auch lieber fliegen als domestiert werden, wozu ist man sonst vogel? ich denke an das kinderlied: kommt ein vogel geflogen…, da heißt es am ende auch, fliege weiter, nimm einen gruß mit…
    herzlichen gruß, roswitha

    • Quer sagt:

      Ja, Vögel sollten frei sein, wie es ihrem Naturell entspricht.
      Lieben Dank und Gruss zu dir, Roswitha.

      • Gundel Wismar sagt:

        Das ist richtig!
        Aber der Mensch, weiß was passiert, wenn man einen Welli, resp. Sittich einfach so fliegen lässt. Es gibt für manche Tiere schlimmere Lebensbedingungen..
        Meine Papageien sehen ihren Käfig immer als Zufluchtsort, und Schutz, wo sie ihr Fressen finden und Zuhause sind. (:
        Viele Vögel 🐦 wären ohne diesen Haustierzweck auch gar nicht geboren worden. Und, sie haben so viel Lebensfreude in sich.🕊
        Lieber Gruß (;🦲
        Gundel

        • Quer sagt:

          Das, liebe Gundel, gilt wohl für alle Haustiere, die der Mensch im Laufe der Jahrhunderte domestizierte.

          Einen lieben Gruss zu dir und deinen gefiederten Freunden.

          • Gundel Wismar sagt:

            Merci für dein Verstehen❣(:
            Und, sie alle grüßen dich lieb und zwitschernd zurück.. 🕊🦤🦆🐦(;

  6. Gerhard sagt:

    Ja, was ist unser Ursprung?
    Wir flattern auch durch Raum und Zeit
    und tun so
    als gehöre uns jeder folgende Morgen

    Liebe Grüsse
    Gerhard

  7. Quer sagt:

    Genau. Irgendwie sind wir alle grössenwahnsinnig. :–)

    Liebe Flatter-Grüsse zu dir.

  8. mona lisa sagt:

    Auf dem Weg nach Hause –
    das sind wir wohl in hohem Maße und in großer Zahl.
    Wohl dem, der bereits zu Hause ist.
    Genießen wir sonst den Weg dorthin und Kunst ist ein wunderbarer Wegbeleiter, jedenfalls für mich.
    Liebe Grüße

  9. Quer sagt:

    Ja, Mona Lisa, das kann man so sehen.
    Und die Kunst ist auch für mich ein feiner Wegbegleiter.

    Liebe Retourgrüsse.

  10. Hausfrau Hanna sagt:

    Eine Wandmalerei,
    liebe Frau Quer,
    die unglaublich schön ist. Und nachwirkt. So wie auch Morgensterns Worte.
    Hier im Hinterhof sind die Tauben nicht müde.
    Ganz im Gegenteil…
    Einen herzlichen Gruss in den Mittwoch
    Hausfrau Hanna

    • Quer sagt:

      Ja, die Wandmalerei ist sehr imposant.
      Ich bewundere sie jedes Mal, wenn ich dort vorbei komme.
      Herzliche Grüsse zu Ihnen und den Turteltauben. :–)

  11. finbar sagt:

    Schöne Wandmalerei und auch der Text von Morgenstern 🙂
    Dankeschön fürs Zeigen!
    LG vom Lu

  12. Andrea sagt:

    ein sehr schöner text ist das über die sehnsucht nach dem ursprung. eine sehnsucht, die sich die brieftaube (im guten fall) erfüllen kann. bei den menschen schaut das ja oft nicht so aus. 🙂

    liebe grüße, andrea

  13. PepeB sagt:

    Wunderschönes Wandgemälde und ein ebenso feiner Text von Herrn Morgenstern.
    Gern angeschaut und gelesen
    Petra

  14. Quer sagt:

    Danke, Petra.
    Und herzliche Grüsse zurück.

  15. Sonja sagt:

    Das Datum der Wandmalerei irritiert…ob es den Malstil beeinflusst hat?
    Ich meine das darauf bezogen, was da seinen Anfang nahm. Werde de n Maler näher unter die Lupe nehmen.
    Morgenstern ist immer gut!
    Gruß von Sonja

  16. Quer sagt:

    Das kann ich leider nicht sagen, aber er malte ganz bestimmt auch unter dem Gesamteindruck der Weltlage. (Jedenfalls war er zu Studienzwecken in München, Florenz und Paris und nahm dort sicher auch den Zeitgeist mit auf.)
    Ja, Morgenstern ist immer gut.
    Einen lieben Gruss zu dir.

  17. bruni8wortbehagen sagt:

    Ein feines Wandbild, gefällt mir sehr, liebe Brigitte
    Wohl dem, der sein Zuhause kennt und nicht danach suchend in der Welt umher irren muß.
    Lieber Gruß von Bruni

  18. Quer sagt:

    Ja, das Bild ist zeitlos schön.
    Und deine Ansicht teile ich.
    Frohen Gruss zu dir.

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