Monatsarchive: Februar 2018
Die Sperlinge
Foto Brigitte Fuchs
Altes Haus mit deinen Löchern,
Geiz’ger Bauer, nun ade!
Sonne scheint, von allen Dächern
Tröpfelt lustig schon der Schnee,
Draußen auf dem Zaune munter
Wetzen unsre Schnäbel wir,
Durch die Hecken rauf und runter,
In dem Baume vor der Tür
Tummeln wir in hellen Haufen
Uns mit großem Kriegsgeschrei,
Um die Liebste uns zu raufen,
Denn der Winter ist vorbei!
Joseph von Eichendorff (1788-1857) deutscher Lyriker und Schriftsteller
Ich träume so leise von dir – – –
Foto Brigitte Fuchs
Immer kommen am Morgen schmerzliche Farben,
Die sind wie deine Seele.
O, ich muss an dich denken,
Und überall blühen so traurige Augen.
Und ich habe dir doch von den grossen Sternen erzählt,
Aber du hast zur Erde gesehn.
Nächte wachsen aus meinem Kopf,
Ich weiss nicht wo ich hin soll.
Ich träume so leise von dir,
Weiss hängt die Seide schon über meinen Augen
Warum hast du nicht um mich
Die Erde gelassen – sage? ……
Else Lasker-Schüler (1869-1945) deutsche Schriftstellerin und Dichterin jüdischer Herkunft
Aus „Dein Herz ist wie die Nacht so hell“ Liebesgedichte, ausgewählt von Eva Demski, Jüdischer Verlag im Suhrkamp Verlag Frankfurt am Main 1996
Foto Brigitte Fuchs
Montag
Foto Brigitte Fuchs: gesehen in einem Gartencenter
Es ist Montag und ich habe gute Laune.
So fängt also verwirrt sein
im Alter an!
Zitat von Unbekannt
Frost
Brigitte Fuchs: Frostbilder von 2012
Vom Meer heran braust schwirrend
ein schneidender Nordnordost,
durch öde Strassen klirrend
schreitet der scharfe Frost.
Im Schnee verloren die Pfade
und Tür und Tor verweht –
nur dass der Stern der Gnade
noch leuchtend am Himmel steht!
Clara Müller-Jahnke (1860-1905) deutsche Dichterin, Journalistin und Frauenrechtlerin
Gelesen bei Medienwerkstatt-online
Schüttelreim 49
Foto Brigitte Fuchs
…
Lassen wir am Fluss die
Steine hüpfen,
kommt uns manchmal Heinrich
Heine stüpfen:
„Alles in der Welt endet durch Zufall und Ermüdung.“
Heinrich Heine (1797-1856) deutscher Dichter und Romancier
Geblättert…
Fotos Brigitte Fuchs: beim „Himmelsleiterli“ in Lenzburg
Die Natur ist das einzige Buch, das auf allen Blättern grossen Inhalt bietet.
Johann Wolfgang von Goethe (1749-1832) deutscher Dichter und Universalgelehrter
Limerick 67
Foto Brigitte Fuchs
Frau Kern fuhr einst liebend gern Ski.
Sie mochte den Winter – und wie.
Heut bleibt sie daheim,
schreibt Verse mit Reim.
So vieles ist längst Nostalgie.
Brigitte Fuchs
Mein Wintersport
Fotos Brigitte Fuchs
Nun hör’n Sie zu und werd’n Sie grob:
Ich laufe nicht Ski und fahre nicht Bob;
Ich habe mich nimmer hervorgetan
Auf kurvengesegneter Rodelbahn
Und ahne nicht, was mit den Rennen los
In Oberhof nächstens oder Davos.
(…)
Das ist meine Schande – ich sag‘ es offen –
Und ist auch mein heimlicher Herzenshort:
Auf einen kommenden Frühling hoffen,
Das ist mein ganzer Wintersport!
Rudolf Presber (1868-1935) deutscher Erzähler, Dramatiker und Dichter
Erste und letzte Zeilen aus seinem Langgedicht „Mein Wintersport“
Die Schlittschuhe
Foto Brigitte Fuchs
„Hör, Ohm! In deiner Trödelkammer hangt
Ein Schlittschuhpaar, danach mein Herz verlangt!
Von London hast du einst es heimgebracht,
Zwar ist es nicht nach neuster Art gemacht,
Doch damasziert, verteufelt elegant!
Dir rostet ungebraucht es an der Wand,
Du gibst es mir!“ Hier, Junge, hast du Geld,
Kauf dir ein schmuckes Paar, wie dir’s gefällt!
„Ach was! Die damaszierten will ich, deine:
Du läufst ja nimmer auf dem Eis, ich meine?“
(…)
Conrad Ferdinand Meyer (1825-1898) Schweizer Dichter
Anfangszeilen des Langgedichtes „Die Schlittschuhe“ (geschrieben 1880)
Aus „Die Dichter auf dem Eise“ Ein Bilderbogen poetischer Winterfreuden von damals bis heute, Hrsg. Hans Jürgen Balmes, Carl Hanser Verlag, München Wien 1986
P.S. „damaszieren“ bedeutet, Stahl oder Eisen mit feinen Mustern versehen
Vielleicht dauert der Winter ja noch ein Weilchen an…
Foto Brigitte Fuchs
Am Kamin
(…)
Fernher hallenden Waldhornklang
Glaub‘ ich zu hören, Drosselgesang,
Sprudelnder Quellen Schäumen,
Tropfenden Regen durchs Laubgeäst,
Der die brütenden Vögel im Nest
Weckt aus den Mittagsträumen.
Stürme denn, Winter, eisig und kalt!
An den Kamin herzaubert den Wald
Mir der Flammen Geknister,
Bis ich bei Frühlingssonnenschein
Wieder im goldgrün schimmernden Hain
Lausche dem Elfengeflüster.
Adolf Friedrich von Schack (1815-1894) deutscher Dichter, Kunst- und Literaturhistoriker
Letzte zwei von vier Strophen des Gedichtes „Am Kamin“, gefunden bei Lyrik-Lesezeichen.de