Monatsarchive: April 2018
Poesiekabine
Fotos Brigitte Fuchs: Poesiekabine zum 150. Geburtsjahr der Mundartdichterin Sophie Hämmerli-Marti in Lenzburg
Siehe auch:
https://www.arttv.ch/literatur/museum-burghalde-poesiekabine-sophie-haemmerli-marti/
oder:
https://sophiehaemmerlimarti.ch/agenda/eine-poesie-kabine-geht-auf-wanderschaft
Im Traum
Mis Chindli lächlet im Schlof.
Es gseht halt im schlofe, im wache
No luter fründligi Sache,
Kei Chumber plogets, kei Strof.
De Mon luegt zum Pfeischterli i:
Er schmützlets uf d Stirne-n und d Auge,
Am Morge, do wird s denn glaube,
En Ängel seig binem gsi.
Sophie Hämmerli-Marti (1868-1942) Schweizer Mundartdichterin
Aus „Mis Chindli“, Verlag Sauerländer, Aarau, 8. Auflage 1965
Versuch einer Übertragung ins Schriftdeutsche:
Im Traum
Mein Kindchen lächelt im Schlafe.
Es sieht halt im Schlaf und im Wachen
Nur all die freundlichen Sachen,
Nicht Kummer plagt es noch Strafe.
Der Mond schaut zum Fensterchen rein:
Er küsst es auf Stirne und Augen,
Am Morgen, da wird es dann glauben,
es müsste ein Engel bei ihm gewesen sein.
Was in uns liegt
Foto Brigitte Fuchs
Was vor uns liegt und was hinter uns liegt, ist nichts im Vergleich zu dem,
was in uns liegt.
Wenn wir das, was in uns liegt, nach aussen in die Welt tragen, geschehen Wunder.
Henry David Thoreau (1817-1862) US-amerikanischer Schriftsteller und Philosoph
Text gelesen in einem Tageskalender
P.S. Von kompetenter Seite her wurde ich darauf aufmerksam gemacht, dass diese Aussage nicht zweifelsfrei dem oben genannten Autor zugesprochen werden kann. Und so fand ich denn auch bei Aphorismen.de folgenden Hinweis zum Zitat:
Henry Stanley Haskins (1875-1957) US-amerik. Börsenmakler und anonym publizierenden Aphoristiker
Quelle: Haskins, Meditations in Wall Street, 1940. Oft fälschlich Ralph Waldo Emerson oder Henry David Thoreau zugeschrieben.
Foll langweihlig…
Foto Brigitte Fuchs
Ja, ja:
Inzwischen
fallen kleine Meister
vom Himmel.
Foto Brigitte Fuchs: beide Sujets gesehen im Schaufenster einer Buchhandlung in Schöftland
Die Schubkarre
Foto Brigitte Fuchs
Ich meine, dass im Garten die Schubkarre steht.
(…)
Farhad Showghi, *1961, in Tschechien geborener Arzt, Schriftsteller, Lyriker und Übersetzer
Letzte Zeilen aus seinem Poem „Ich meine, dass im Garten die Schubkarre steht.“
Gelesen bei Lyrikline.org
Buchstabengewirr
Nicht-Hören
Foto Brigitte Fuchs: Jugendmusik Olten
Nicht-Sehen trennt den Menschen von den Dingen.
Nicht-Hören trennt den Menschen vom Menschen.
Immanuel Kant (1724-1804) deutscher Philosoph der Aufklärung
Aus „Farben hören“ Das Musikalische in der Kunst, eine Zitatensammlung, Hg. Jean-Peter Braun, ars momentum Kunstverlag, Witten 2006
Tulpen aus Amsterdam…
Foto Brigitte Fuchs
Wenn der Frühling kommt,
dann schick ich dir Tulpen aus Amsterdam.
Liedanfang des Songs „Tulpen aus Amsterdam“
gesungen von Mieke Telkamp (1934-2016) einer niederländischen Sängerin
Der Text stammt ursprünglich von Klaus Günter Neumann und wurde später von Ernst Bader umgeschrieben.
Foto Brigitte Fuchs
Mut und Magie
Fotos Brigitte Fuchs: Circus Royal machte kürzlich Station in Olten
Der Zirkus ist heut in der Stadt.
So stand es auch im Morgenblatt.
Die Tiere warten oder laufen
brav rund ums Zelt. Die Leute kaufen
ihr Ticket für den Abend schon,
für Mut, Magie und Illusion.
Brigitte Fuchs
Die Krähe
Foto Brigitte Fuchs
Die Krähe lacht. Die Krähe weiss,
Was hinter Vogelscheuchen steckt,
Und dass sie nicht wie Huhn mit Reis
Und Curry schmeckt.
Die Krähe schnupft. Die Krähe bleibt
Nicht gern in einer Nähe.
Dank ihrer Magensäure schreibt
Sie Runen. Jede Krähe.
Sie torkelt scheue Ironie,
Flieht souverän beschaulich.
Und wenn sie mich sieht, zwinkert sie
Mir zu, doch nie vertraulich.
Joachim Ringelnatz (1883-1934) deutscher Dichter, Kabarettist und Seefahrer
Aus „Und auf einmal steht es neben dir“ Gesammelte Gedichte, Büchergilde Gutenberg, Copyright 1950 by Karl Henssel Verlag Berlin