Monatsarchive: Februar 2022
Leben
Foto Brigitte Fuchs
Das Leben ist weder Zweck noch Mittel, das Leben ist ein Recht.
Heinrich Heine (1797-1856) deutscher Dichter und Schriftsteller
Aus: „Lutetia. Berichte über Politik, Kunst und Volksleben“, 1854
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Fragment

Foto Brigitte Fuchs
Zu meiner Zeit auf dieser Erde,
da war der Mensch so tief gesunken, dass er
mutwillig tötete, nicht nur befohlen,
und, während er im Wahn wild geiferte, ein Zwang
im Hirn sein Leben wild ins Garn des Irrsinns schlang.
(…)
19. Mai 1944
Miklós Radnóti (1909-1944) jüdischer ungarischer Dichter
Erste Strophe seines Gedichtes „Fragment“, das er kurz vor seinem gewaltsamen Tod schrieb.
Aus „Gewaltmarsch“ ausgewählte Gedichte, Corvina Verlag, Budapest 1979
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Krieg
Foto Brigitte Fuchs
Jeder Staat führt den Krieg gegen die eigene Kultur. Anstatt Krieg gegen die eigene Unkultur zu führen.
Karl Kraus (1874-1936) österreichischer Schriftsteller, Publizist, Satiriker und Dramatiker
Aus „Nachts“, Aphorismen, 1924
Jeder Krieg ist eine Niederlage. Denn Krieg vernichtet Leben.
Kurt Tucholsky (1890-1935) deutscher Schriftsteller, Journalist, Literatur- und Theaterkritiker
Der Satz wird ihm zugeschrieben
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Entsetzen

Foto Brigitte Fuchs
Durch die Strassen der Städte,
Vom Jammer gefolget,
Schreitet das Unglück –
Lauernd umschleicht es
Die Häuser der Menschen,
Heute an dieser
Pforte pocht es,
Morgen an jener,
Aber noch keinen hat es verschont.
Die unerwünschte
Schmerzliche Botschaft,
Früher oder später,
Bestellt es an jeder
Schwelle, wo ein Lebendiger wohnt.
(…)
Friedrich von Schiller (1759-1805) deutscher Arzt, Dichter, Philosoph und Historiker; gilt als einer der bedeutendsten deutschsprachigen Dramatiker und Lyriker
Quelle: „Die Braut von Messina oder die feindlichen Brüder“. Ein Trauerspiel mit Chören, 1803; 4. Akt, Beginn des 4. Auftritts
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Schmutziger Donnerstag
Fotos Brigitte Fuchs: Fasnacht in Olten
Seltsame Köpfe
erscheinen an den Fenstern —
Die Narren sind los
Brigitte Fuchs

Foto Brigitte Fuchs
P.S. Wer mag jetzt noch an Fastnacht denken, jetzt wo sich die kriegerischen Ereignisse in der Ukraine überschlagen? – Ich nicht!
Das Wort „schmutzig“ ist noch zu harmlos dafür.
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Am Fenster
Foto Brigitte Fuchs
Unter weitem Strohhutschutz
Und in leichtem Frühlingskleide
Giessen meine Jüngsten beide,
Strengem Sonnenstrahl zum Trutz,
Mit den lieben, runden Händchen
Drunten ihre Blumenländchen.
Von euch Kindern angeregt,
Wünsch‘ ich, dass von höhern Händen,
Die sich gütig zu euch wenden,
Ihr auch werdet so gepflegt,
Wie, gepflegt durch euer Streben,
Sich erhält dies Blumenleben.
Karl Mayer (1786-1870) deutscher Jurist und Dichter

Foto Brigitte Fuchs: Hausfassade in Lenzburg
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Sterntaler

Foto Brigitte Fuchs
Hochauf werfe ich
meine metrische Saat
mein rhythmisches
Freiheitslied
Wenn der Wind weht
wenn das Haus steht
wenn die Braut
ihrem Liebsten
um den Bart geht
Dann fange ich
das Wort auf
die erwiderte Zeit
und der Wind
und der Wind
trägt sie weit
Brigitte Fuchs
Aus „Das Blaue vom Himmel oder ich lebe jetzt“, Gedichte, Glendyn Verlag Aarau 1993
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Es war einmal…

Foto Brigitte Fuchs
Es war einmal ein Zitteraal, ein Fransenschal, ein Schiffskanal…
Es waren auch ein schwarzer Rauch, ein Gartenschlauch, ein furchtbar dicker Riesenschlangenbauch…
Es war bestimmt ein Fisch, der schwimmt, ein Mann, der eine Wand erklimmt, ein Mädchen, das die Geige stimmt…
Es war gewiss ein Vogelschiss, ein Märchenwolfsgebiss, ein tiefer Riss, ein Hindernis…
Es war vielleicht ein Tier, das schleicht, Gefahr, die weicht, ein Turm, der beinah bis zum Himmel reicht…
Es ist vor langer Zeit gewesen, das mit den Hexenbesen, den Zauber-Riesen-Zwergen-Wesen: Man kann’s in Märchenbüchern lesen.
Brigitte Fuchs
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Ich aber folge meinem Sterne…
Fotos Brigitte Fuchs: Kunst am Bau auf dem Bürogebäude der SIX SIS AG in Olten
Sie sähn es gern, ich würde kirre
und beugete mich niederwärts;
sie machten gern mein tapfres Herz
in seinem stolzen Glauben irre.
Sie sagten mir: Es ist vergebens,
du änderst nicht den Lauf der Welt;
Knecht bleibt sie doch! Und dir vergällt
hast du den Sommer deines Lebens.
Wohl, sei es so! Sich fügen lerne,
wem Fügsamkeit genügen kann,
auch Demut schmücket ihren Mann:
Ich aber folge meinem Sterne!
Da hilft kein Rat, da ist kein Wählen,
ich kann nicht anders, wollt‘ ich auch:
Die Freiheit ist mein Lebenshauch,
sie ist die Seele meiner Seelen!
So lasst mich meine Bahn vollenden,
wie sie auch sei, mein Ziel ist mein;
ja, sollt‘ es auch ein Irrweg sein,
ich will ihn doch mit Ehren enden.
Robert Eduard Prutz (1816-1872) deutscher Schriftsteller, Dramatiker, Journalist und Publizist
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Das kannst du nicht

Fotos Brigitte Fuchs: Vorfrühling an der Aare
Das kannst du nicht zwingen:
dass die Knospen springen,
eh´die Sonne ihnen ihren Mai gebracht!
Aber da, was hinter dir liegt,
dich nicht schreckt mehr und unterkriegt:
was Winter in dir abzustreifen
in aller Stille… und Knospen zu reifen
und dich zum Frühling durchzuringen…
Das kannst du zwingen!
Cäsar Otto Hugo Flaischlen (1864-1920) deutscher Schriftsteller, Journalist und Redakteur
Das Gedicht trägt den Titel „Frühling“
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