Monatsarchive: November 2022
Herbstschöne
Foto Brigitte Fuchs
Nun sind im Jahresreigen
Verstummt die hellen Geigen
Mit ihrem Lustgetön.
Die glühen Sommerfarben
Sie welkten schon und starben,
Und dennoch ist es schön. –
Wenn auch das Sonnenprangen
Vom Wolkenflor verhangen,
Und wenn auch Nebel brau’n –
Du musst es nur verstehen,
Im Sterben und Vergehen
Die Schönheit noch zu schau’n.
Heinrich Kämpchen (1847-1912) deutscher Bergmann und Arbeiterdichter
Aus „Was die Ruhr mir sang“ 1909

Foto Brigitte Fuchs
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Acherontisches Frösteln

Foto Brigitte Fuchs: Parkanlage Gönhardgüter in Aarau
Schon nascht der Star die rote Vogelbeere,
Zum Erntekranze juchheiten die Geigen,
Und warte nur, bald nimmt der Herbst die Schere
Und schneidet sich die Blätter von den Zweigen,
Dann ängstet in den Wäldern eine Leere,
Durch kahle Äste wird ein Fluss sich zeigen,
Der schläfrig an mein Ufer schickt die Fähre,
Die mich hinüberholt ins kalte Schweigen.
Detlev von Liliencron (1844-1909) deutscher Lyriker, Schriftsteller und Bühnenautor
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Immer und überall
Fotos Brigitte Fuchs
Dringe tief zu Berges Grüften,
Wolken folge hoch in Lüften;
Muse ruft zu Bach und Tale
Tausend aber tausend Male.
Sobald ein frisches Kelchlein blüht,
Es fordert neue Lieder;
Und wenn die Zeit verrauschend flieht,
Jahrszeiten kommen wieder
Johann Wolfgang von Goethe (1749-1832) deutscher Dichter und Universalgelehrter
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Schüttelreim 65

Foto Brigitte Fuchs
Die Kürbisfrau bescheinigt ihrem
Gatten meist
zu wenig inneren Wert und einen
matten Geist.
Brigitte Fuchs

Foto Brigitte Fuchs
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In Zyklamenrot

Fotos Brigitte Fuchs
In Zyklamenrot
leuchten meine Tagträume
durch den November
Brigitte Fuchs

Foto Brigitte Fuchs
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Anagramm-Zweizeiler 565

Fotos Brigitte Fuchs
NOCH BLUEHT ES RINGS.
ERLEBNIS, GUNST: HOCH!
Brigitte Fuchs
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Alles eitel
Die güldenen Dukaten,
die waren mir zu schwer;
wohin sie all geraten,
das weiss ich schon nicht mehr.

Die goldnen Lieder streute
ich aus mit leichtem Sinn,
es nahm als flüchtge Beute
Vergessenheit sie hin.

Und meiner Lieb Geschmeide,
der Treue funkelnd Erz,
zerbrach mit seinem Eide
ein falsches Mädchenherz.

So blieb mir in dem Leben
von allem Gold allein
das Feuergold der Reben,
der goldne Feuerwein.

Und bleibt mir bis zum Grabe
gewisslich treu und hold;
so lang ich Silber habe,
ist dies das beste Gold.
Friedrich Hornfeck (1822-1882) deutscher Jurist, Journalist, Redakteur und Schriftsteller

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Loch Ness

Fotos Brigitte Fuchs
Ach, dieses Loch ist nur für Ness,
sagt Erdmann Jo zu Erdfrau Bess.
Wir kennen ihn, den blauen Wicht,
er schiebt hier täglich seine Schicht.
Er will das Loch für sich allein
und uns bleibt nichts als dieser Stein.
Wärs nicht gerecht und fair indes,
es gäb «Loch Jo» und auch «Loch Bess»?
Brigitte Fuchs

Foto Brigitte Fuchs
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Allerseelen
Foto Brigitte Fuchs
Stell‘ auf den Tisch die duftenden Reseden,
Die letzten roten Astern trag‘ herbei
Und lass uns wieder von der Liebe reden
Wie einst im Mai.
Gib mir die Hand, dass ich sie heimlich drücke,
Und wenn man’s sieht, mir ist es einerlei;
Gib mir nur einen deiner süssen Blicke
Wie einst im Mai.
Es blüht und funkelt heut‘ auf jedem Grabe,
Ein Tag im Jahre ist den Toten frei;
Komm‘ an mein Herz, dass ich dich wieder habe,
Wie einst im Mai.
Hermann von Gilm zu Rosenegg (1812-1864) österreichischer Jurist und Dichter
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November

Fotos: Brigitte Fuchs: Der historische Au-Friedhof in Bad Säckingen
Bin heut im erstarrten Garten gewesen,
Wo ich in deinem Auge einst Lieder gelesen;
Wo die Biene den Tropfen Seligkeit sog,
Und wie ein Stückchen Himmel der Schmetterling flog.
Wo der Mond aufstieg wie der Liebe Lob,
Wie ein Herz, das sich von der Erde hob,
Und wo jetzt die Wurzeln der Blumen verwesen,
Hab ich in toten Blättern noch Lieder gelesen.
Max Dauthendey (1867-1918) deutscher Dichter und Maler

Fotos: Brigitte Fuchs: Der historische Au-Friedhof in Bad Säckingen
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