Monatsarchive: April 2023
Dichter und Gedichte
Foto Brigitte Fuchs
Dichter und Gedichte
Prosaisch ist das Leben,
Die Poesie verschwunden;
Es werden keine Kränze
Dem Dichter mehr gewunden.
Es blühen jetzt die Blumen
Nur noch für Küh und Kälber,
Und wer noch liest Gedichte –
Der macht sie meistens selber!
Franz Josef Stritt (1831-1911) deutscher Hauspoet und Humorist, der für die durch Wilhelm Busch bekannten „Fliegenden Blätter“ schrieb

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Löwenzahn (Rondeau)
Lauter Gold schmückt meine Bahn!
Löwenzahn seh‘ rings ich winken,
Häuft‘ man ihn auf einen Plan,
Müsst‘ das Dorf darin versinken –
Feld und Wald nur Löwenzahn!

Und die Blüten all! Es nahn
Ihnen Bienen rasch, die flinken,
Tragen fort, was sie ersahn,
Lauter Gold!

Falter, prächtig angethan,
Wespen, welche golden blinken,
Kommen, aus dem Kelch zu trinken –
Ist’s ein Wunder, dass umfahn
Hat mein Herz in holdem Wahn
Lauter Gold?
Jaroslav Vrchlický (1853-1912) eigentlich Emilius Jakob Frida, tschechischer Dichter und Übersetzer

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Die Kuh frisst Heu
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Die Kuh frisst Heu.
Das ist nicht neu.
Doch lieber wär’ ihr Gras.
Wir beide wissen das.
Sie kaut und schaut betrübt,
als hätte sie’s geübt.
Ich sag zum Trost: «Ade,
bald gibt es grünen Klee
und Kräuter für dich, Kuh!»
Sie schluckt und sagt dann: «Muh.»
Brigitte Fuchs

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Um glücklich zu sein…
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Allein ist der Mensch ein unvollkommenes Ding; er muss einen zweiten finden, um glücklich zu sein.
Blaise Pascal (1623-1662) französischer Mathematiker, Physiker und Literat
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Sonnett
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Bei gutem Wetter bin ich liberal,
Bei schlechtem ist die Landschaft meistens kahl,
Der Berg ist höher als das tiefste Tal.
Was wär’ die Menschheit ohne Ideal?!
Die Ideale sind des Lebens Brot,
Denn ohne Ideale ist man tot.
Der Reim befreit den Dichter aus der Not,
Wenn er ein Reimemacher ist aus echtem Schrot.
Dann legt er morgens schon im frühen Bette
die klangvoll lyrisch herrlichen Sonnette,
Die reimen von der Menschheit hohen Taten
Und stehen schon beim ersten Frühstück Paten.
Was wär die Menschheit ohne Ideale,
Ihr bliebe statt des Reims die hohle Schale.
Kurt Schwitters (1887-1948) deutscher Künstler, Maler und Dichter (Dadaist)
Sein „Sonnett“ stammt aus den 1930er Jahren.
P.S. Weshalb er Sonett mit zwei n schrieb, ist mir nicht bekannt.
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Das wahre Gesicht
Fotos Brigitte Fuchs: Wandmalereien an einer Bahnhof-Unterführung in Reinach/AG
Das wahre Gesicht
In jedes Menschen Gesichte
Steht eine Geschichte,
Sein Hassen und Lieben
Deutlich geschrieben;
Sein innerstes Wesen,
Es tritt hier ans Licht…
Doch nicht jeder kanns lesen,
Verstehn jeder nicht.
Friedrich Martin von Bodenstedt (1819-1892) deutscher Schriftsteller

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Ansichten

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Das Leben ist bezaubernd, man muss es nur durch die richtige Brille sehen.
Alexandre Dumas der Jüngere (1824-1895) französischer Romanschriftsteller und Dramatiker (Wird manchmal auch Alexandre Dumas dem Älteren zugeschrieben.)
Das Auge macht das Bild, nicht die Kamera.
Gisèle Freund (1908-2000) deutsch-französische Fotografin und Fotohistorikerin
Viele würden sehen können, trügen sie nur keine Brillen.
Friedrich Hebbel (1813-1863) deutscher Dramatiker und Lyriker
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Der verspätete Wanderer
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Wo werd‘ ich sein im künft’gen Lenze?
So frug ich sonst wohl, wenn beim Hüteschwingen
Ins Tal wir ließen unser Lied erklingen,
Denn jeder Wipfel bot mir frische Kränze.
Ich wußte nur, daß rings der Frühling glänze,
Daß nach dem Meer die Ströme funkelnd gingen,
Von fernem Wunderland die Vögel singen,
Da hatt‘ das Morgenrot noch keine Grenze.
Jetzt aber wird’s schon Abend, alle Lieben
Sind wandermüde längst zurückgeblieben,
Die Nachtluft rauscht durch meine welken Kränze,
Und heimwärts rufen mich die Abendglocken,
Und in der Einsamkeit frag‘ ich erschrocken:
Wo werd‘ ich sein im künft’gen Lenze?
Joseph von Eichendorff (1788-1857) deutscher Dichter und Schriftsteller

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Das Schuhmass der Gleichheit
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Ein Zwerg sagte zum Riesen: „Ich habe mit dir das gleiche Recht!“
Der Riese erwiderte: „Freund!, das ist wahr: aber du kannst in meinen Schuhen nicht gehen.“
Johann Heinrich Pestalozzi (1746-1827) Schweizer Pädagoge und Sozialreformer
Aus „Figuren zu meinem ABC-Buch oder zu den Anfangsgründen meines Denkens“ (Fabeln)

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Vögel, Vögel
Fotos Brigitte Fuchs
Vögel, Vögel, wo man schaut,
auf den Plätzen, auf den Seen;
schüchtern, munter, zaghaft, laut,
fliegen, plantschen, kommen, gehen.
Vögel, Vögel, auch im Garten,
in den Feldern, auf dem Hag;
zwitschern, flöten, sitzen, warten,
machen Freude jeden Tag.
Brigitte Fuchs

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