Monatsarchive: Juli 2023
Sommerfest
Nimm die Finger, zähl bis eins:
Eins ist immer mehr als keins.
Häng ein Fähnchen in den Wind, Kind!

Nimm die Finger, zähl bis zwei:
Zwei ist eins und eins dabei.
Häng zwei Fähnchen in den Wind, Kind!

Nimm die Finger, zähl bis drei:
Drei sind eines mehr als zwei.
Häng drei Fähnchen in den Wind, Kind!

Nimm die Finger, zähl bis vier:
Wenn du willst, dann helf ich dir.
Hängen wir sie in den Wind, Kind!

Steigen wir nun auf die Leiter,
zählen fünf, sechs und so weiter…
Unser Sommerfest beginnt, Kind,
wenn die Fähnchen all im Wind sind!
Brigitte Fuchs

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Keine Frau schläft so fest…
Foto Brigitte Fuchs
Keine Frau schläft so fest, dass der Klang einer Gitarre sie nicht ans Fenster locken würde.
Weisheit aus Spanien

Foto Brigitte Fuchs
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Wald
Foto Brigitte Fuchs
Phantasie hat ein Recht, im Schatten des Baumes zu schwelgen,
aus dem sie einen Wald macht.
Karl Kraus (1874-1936) österreichischer Schriftsteller, Publizist, Satiriker, Aphoristiker und Dramatiker
Aus „Sprüche und Widersprüche“

Foto Brigitte Fuchs
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Was den Menschen gemeinsam ist…
Fotos Brigitte Fuchs
Was den Menschen gemeinsam ist, sei das Wesentliche,
was sie unterscheidet, sei geringfügig.
Antoine de Rivarol (1753-1801) französischer Autor, Moralist und Übersetzer
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Schnappschuss

Foto Brigitte Fuchs
Der Sprung ins Wasser (für den der Junge eben noch grosstuerisch Anlauf holte) ist knapp über der Wasseroberfläche gestoppt worden, der straff gespannte Körper verharrt in unelegant gekrümmter Haltung über dem Hallenbassin, das klatschende Geräusch des Aufschlags, das Gespritze und das fast zugleich zu erwartende Gekreische der beiden Mädchen, die sich unter dem springenden Jungen mit seitlich ausgebreiteten Armen am Beckenrand haltend ausstrecken, bleibt aus, nichts (von dem was geschah, von dem was ausblieb) passiert.
Brigitte Fuchs
Älterer Text zu einer ähnlichen Situation

Foto Brigitte Fuchs
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Himmelsleiter
Fotos Brigitte Fuchs
(…)
O, das war ein schöner Reigen,
Wie die Farben all’ ihn tanzten,
Wie die Blütenstern’ und Glocken
Kreisend sich in Beete pflanzten!
Aber in den Wundergarten
Senkte eine Jakobsleiter
Von zwei Strahlen sanft sich nieder
Aus zwei Sternen bläulich heiter!
(…)
Gottfried Keller (1819-1890) Schweizer Schriftsteller, Dichter und Politiker
Dritte von neun Strophen seines Langgedichts „Himmelsleiter“
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Nur der bunte Schirm
Foto Brigitte Fuchs
Nur der bunte Schirm
deutet auf ein paar Tropfen
Regenwasser hin
Brigitte Fuchs
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Alpabzug
Die Kühe weideten am Hang
wohl stunden- oder tagelang.

Zur Herde auf der Weide
schritt eine Kuh, die Heide.
Sie bat die Rinder all
zurück zu Hof und Stall.

Die liessen sich gern bitten:
In marscherprobten Schritten
ging’s erst nach links zum Pfad,
geordnet, willig, grad.

Im Gleichmarsch dann zu Tal
im selben Ritual.
Kein Bauer war zugegen
auf diesen Trampelwegen.

Alle Fotos Brigitte Fuchs: entstanden auf dem Horben bei Beinwil im aargauischen Freiamt
«Wie schlau doch Tiere sind!»,
sag ich zum Enkelkind.
Brigitte Fuchs
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Vielleicht wieder mal
Fotos Brigitte Fuchs: Ein See (und Freibad) zum Verlieben, der Caumasee in Graubünden
Vielleicht wieder mal zuhören den
siebensprachigen Gezeiten das Ohr in
der Handmuschel von Welle zu Welle
die Nässe die Gischt im Gesicht nichts
weiter nur überschäumen untertauchen
im Gebraus sich festhalten mit dem
unsäglichen Licht sich anschwemmen
oder wegtragen lassen über all die
Tellerränder und Tischkanten hinaus
Brigitte Fuchs
Aus „Musik von weit her“, Gedichte, edition 8, Zürich 2020

Fotos Brigitte Fuchs: der Caumasee in Flims-Waldhaus
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Nur eine Stunde von Menschen fern
Nur eine Stunde von Menschen fern,
Nur eine einzige Stunde!
Statt der tönenden Worte des Waldes Schweigen,
Statt des wirbelnden Tanzes der Elfen Reigen,
Statt der leuchtenden Kerzen den Abendstern,
Nur eine Stunde von Menschen fern!
Nur eine Stunde im grünen Wald,
Nur eine einzige Stunde!
Auf dem schwellenden Rasen umhaucht von Düften,
Gekühlt von den reinen balsamischen Lüften,
Wo von ferne leise das Echo schallt,
Nur eine Stunde im grünen Wald!
Nur eine Stunde im grünen Wald,
Nur eine einzige Stunde!
Wo die Halme und Blumen sich flüsternd neigen,
Wo die Vögel sich wiegen auf schwankenden Zweigen,
Wo die Quelle rauscht aus dem Felsenspalt,
Nur eine Stunde im grünen Wald!
Auguste Kurs (1815–1892) deutsche Dichterin

Alle Fotos Brigitte Fuchs: „Waldkathedrale“ in Beromünster
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