Der junge und der alte Hirsch

Fotos Brigitte Fuchs: Axis- und Rothirsche im Wildpark Roggenhausen

 

 

Ein Hirsch, den die gütige Natur Jahrhunderte hat leben lassen, sagte einst zu einem seiner Enkel: „Ich kann mich der Zeit noch sehr wohl erinnern, da der Mensch das donnernde Feuerrohr noch nicht erfunden hatte.“

„Welche glückliche Zeit muss das für unser Geschlecht gewesen sein!“ seufzte der Enkel.

„Du schliessest zu geschwind!“ sagte der alte Hirsch. „Die Zeit war anders, aber nicht besser. Der Mensch hatte da, anstatt des Feuerrohrs, Pfeile und Bogen, und wir waren ebenso schlimm daran als jetzt.“

 

Gotthold Ephraim Lessing (1729-1799) deutscher Dichter, Dramatiker und Kritiker
Eine seiner Fabeln

 

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18 Antworten auf Der junge und der alte Hirsch

  1. waldviertelleben sagt:

    ach ja. jäger. seufz.
    lieben morgengruß
    ingrid

  2. Britta sagt:

    Weiser Großvater. Bereichernde Enkelgespräche sind wohl für beide Seiten eine Freude.
    Heitere Grüsse Britta

    • Quer sagt:

      Das schätze ich auch so ein. Die Kleinen lernen unglaublich viel, können sich alles problemlos merken und wenden das Gelernte souverän an. :–)
      Heiteren Retourgruss zu dir.

  3. merlin sagt:

    aha, also war früher doch nicht alles besser!
    wusste gar nicht, dass lessing fabeln geschrieben hat.
    wünsche dir einen fabelhaften tag (mit enkeln?)!
    glg.

  4. Quer sagt:

    Er schrieb offenbar ziemlich viele Fabeln, was ich auch erst kürzlich bemerkt habe.
    Tja, die gute alte Zeit war nicht per se besser. Man behält wohl nur das Gute besser im Gedächtnis. :–)
    Danke, ich hoffe auch auf einen fabelhaften Tag. (Die Enkel betreuten wir am Dienstag und besuchten mit ihnen den kleinen Flugplatz – und Spielplatz – in Beromünster, wo auch immer wieder Fallschirmspringer starten und spektakulär landen.)
    Frohen Gruss zu dir.

  5. mona lisa sagt:

    Enkel scheinen doch eine gute Gelegenheit zu sein, in die Welt zu gehen und sie noch einmal anders, vielleicht sogar neu zu entdecken, sozusagen aus einer mit Altersweisheit gepaarten Kinderperspektive.
    Herzliche Morgengrüße

  6. Quer sagt:

    Du sagst es, Mona Lisa: Die unverstellte Optik der Jüngsten kann sehr bereichernd sein.
    Es ist in der Regel ein für beide Seiten gewinnbringender Austausch.

    Herzlichen Retourgruss.

  7. PepeB sagt:

    Vorstellung von Vergangenheit und die gelebte Erfahrung können ganz schön auseinandergehen. Gut, wenn es Großeltern gibt, die aus ihrem eigenen Erleben erzählen.
    Ein Fan von Oral History
    Petra

  8. Quer sagt:

    Genau. Die ältere und die jüngere Generation harmonieren oft erstaunlich gut.
    Schöne Tagesgrüsse zu dir, Petra.

  9. Hausfrau Hanna sagt:

    „Früher“,
    liebe Frau Quer,
    „war es nicht besser… nur anders!“ (wie meine Mutter zu sagen pflegte)
    Und dass Lessing Fabeln schrieb, wusste ich ebenfalls nicht.
    Ich kannte nur seine Ringparabel aus ‚Nathan der Weise‘.

    Einen schönen Tag und liebe Grüsse aus der Stadt
    Hausfrau Hanna

  10. Quer sagt:

    Man lernt ja nie aus, werte Hausfrau Hanna. 🙂
    Im Netz erfur ich, dass Lessing für seine sowohl in Prosa als auch in Gedichtform verfassten Fabeln zum Teil auf Texte der antiken Dichter Aesop, Phaedrus und Aelianus oder auch auf Versfabeln von La Fontaine zurückgriff, sie jedoch inhaltlich im Sinne einer aufklärerischen Moral veränderte.

    Ihnen einen schönen Tag in der sommerlichen Stadt und herzliche Grüsse vom Land.

  11. Gerhard sagt:

    Ein altes Lied, Brigitte!
    In früheren Zeiten möchte ich nicht leben. Fortschritte gibt es sicher zu verzeichnen, auch wenn vieles in unserer Zeit kritikwürdig ist.

    Gruss
    Gerhard

  12. Quer sagt:

    Stimmt, Gerhard: Man gehört immer mit Haut und Haaren in die Zeit, in die man hineingeboren wurde.
    Wahrscheinlich könnten wir gar nicht so leben wie frühere Generationen. Und von wollen ist schon gar keine Rede. :–)

    Einen lieben Gruss.

  13. sylvia sagt:

    klasse fotos von heute!
    früher – ja – vieles war anders, und manches auch „besser“.
    ich denke an die zeit, die sich eltern und großeltern mit
    uns kindern nahmen, trotz harter arbeit. zuhören, geschichten
    und gedichte vorlesen, raus gehen… und zugewandt. nicht mit
    so ’nem bunten dings in der hand, das scheinbar spannender ist
    als jede kinderfrage… tjaja. aber – die gute alte zeit? nee, die
    gabs wohl wirklich nicht.
    lieber nachdenklicher gruß
    Sylvia

  14. Quer sagt:

    Stimmt schon, Sylvia, es gibt immer gute Gründe pro und kontra.
    Auch heutzutage gibt es viele Eltern und Grosseltern, die sich viel Zeit für die Kinder und Grosskinder nehmen.
    Die bunten Dinger in den Händen mancher Mütter sind mir aber auch ein Ding des Anstosses. Na ja, wir müssen ja nicht Richterinnen spielen, zum Glück.
    Nachdenkliche Grüsse zurück zu dir.

  15. Szintilla sagt:

    Es war nie besser nur anders.
    Eine feine Fabel und schöne Bilder.

    Lieben Gruß
    Szintilla

  16. Quer sagt:

    Das stimmt. Die Zeiten waren einfach anders.

    Lieben Retourgruss.

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