Der Vergess

Foto Brigitte Fuchs

 

Er war voll Bildungshung, indes,
soviel er las
und Wissen ass,
er blieb zugleich ein Unverbess,
ein Unver, sag ich, als Vergess;
ein Sieb aus Glas,
ein Netz aus Gras,
ein Vielfress –
doch kein Haltefrass.

 

 

Christian Morgenstern (1871-1914) deutscher Dichter und Schriftsteller
Aus der Samlung „Der Gingganz“

 

 

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24 Antworten auf Der Vergess

  1. Andrea sagt:

    Einfach nur herrlich!! Ein wundervoller Wochenanfang!
    Liebe Grüße, Andrea

  2. merlin sagt:

    da kommen meine grauen gehirnzellen schon in der früh ins grübeln…
    da wir der dichter tatsächlich zu meinem morgenstern 😉
    gedankenaufgang oder so…
    einen schönen montag dir und glg.

    • Quer sagt:

      Gedankenaufgänge sind immer schön.
      So ganz erschliesst sich mir das Poem auch nicht beim x-ten Mal lesen.
      Aber das ist wohl die Absi und das Unver in diesem Text. 🙂
      Hab auch einen guten Wochenstart und sei herzlich gegrüsst!

  3. Wolfgang+Nießen sagt:

    Liebe Brigitte,
    wieder sehr schöne Worte, wie aus dem Leben gegriffen. Ich kenne zwar, um ehrlich zu sein, niemanden, der viel liest, doch einen, außer mir selbst, aber die Worte berühren mich, vielleicht, weil ich weiß, wieviel ich vergesse im Laufe der Zeit, was ich gelesen.
    Ich wünsche Dir einen wundervollen Start in die neue Woche.

    Viele liebe Grüße
    Wolfgang

  4. Quer sagt:

    Ja, Wolfgang, ich bin auch der Meinung, dass dieses Gedicht nicht nur eine heitere Komponente hat, sondern auch eine ernste und nachdenklich machende.
    Es ist wirklich erschreckend, wie viel von dem, was man einst und auch später lernte und lesend erwarb, mit der Zeit wieder verblasst oder ganz erlischt.
    Hab dennoch einen freudigen Wochenbeginn.
    Lieben Dank und schönen Gruss.

  5. mona lisa sagt:

    Ein Unverbess, der viel liest – scheint mir ein eher komischer Kauz zu sein.
    Vielleicht sollte er sich mal mit anderen bildungshungrigen Vielfressern austauschen 😉
    Schmunzelnde Grüße zum Wochenanfang.

  6. Quer sagt:

    Na ja, ich kenne den beschriebenen Kerl ja nicht.
    Vielleicht fehlte ihm wirklich der richtige Umgang. :–)
    Ein Schmunzeln zurück zu dir, Mona Lisa.

  7. roswitha sagt:

    wunderbar in wort und bild, danke. dem vergess fehlt vielleicht der austausch übers gelesene, im reden spinnt man gedanken weiter die beim lesen kamen, und dann werden sie eigene ideen, manchmal. hab einen schönen herbsttag, hier scheint die sonne wunderbar, gruß roswitha

  8. Quer sagt:

    Das leuchtet ein, Roswitha.
    Geniessen wir den Tag – hier scheint sie auch, die Herbstsonne.
    Lieben Dank und Gruss.

  9. rosadora sagt:

    dazu fällt mir nichts gescheites ein
    aber:
    DAS GLAS DER VERNUNFT
    Mit der Auszeichnung werden seit 1991 Politiker, Wissenschaftler oder Künstler geehrt, die sich „in besonderer Weise um die Maxime der Aufklärung – Vernunft und Toleranz – verdient gemacht haben“. Zu den bisherigen Preisträgern zählen Hans Dietrich Genscher (1991), Yehudi Menuhin (1993), Pavel Kohout (1997), Christo und Jean-Claude (2000), Harald Szeemann (2005) und im vergangenen Jahr Joachim Gauck. Weiwei wird am Sonntag, 26. September, um 11.30 Uhr im Opernhaus des Staatstheaters geehrt.

  10. Quer sagt:

    „Das Glas der Vernunft“: Das ist ein schöner und sinnvoller Preis, wie ich finde.
    Danke für den Hinweis. (Weiwei hat ihn also auch schon erhalten und in diesem Jahr ging er, vor wenigen Tagen, an die Kunsthistorikerin Prof. Dr. Bénédicte Savoy, wie ich eben gelesen habe.)
    Lieben Gruss zu dir nach Kassel.

  11. C Stern sagt:

    Gedicht und Foto erinnern mich daran:
    Immer mehr merke ich selbst, dass ich in Gefahr bin,
    zu vergessen. Häufiger als früher mache ich mir Notizen.
    Es gibt eben so vieles, das in Verantwortung für andere Menschen nicht vergessen werden darf.

    Sehr Feines hier bei Dir zum Erntedank –
    etwas, das wir ganz sicher nicht vergessen dürfen: Dankbar zu sein!
    Zu vieles, das selbstverständlich geworden ist!
    Liebe Grüße in den Vormittag,
    C Stern

    • Quer sagt:

      Ja, diese Gedanken macht man sich ganz automatisch beim Älterwerden: Was ist normale zunehmende Vergesslichkeit und was könnte bereits alarmierend sein im Hinblick auf eine krankhafte Veränderung…
      Und dann muss man sich auch ab und an selber beruhigen. :–)

      Und zur Dankbarkeit haben wir auch mehr als genug Gründe.
      Einen lieben Mittagsgruss zu dir.

  12. finbar sagt:

    Ach, dieser Morgenstern, immer wieder bringt er mich zum lächeln 🙂
    Herzlichen Dank dafür!
    LG vom Finbar

  13. Quer sagt:

    Mich auch, Lu. Das ist doch prima.
    Sei auch lieb gegrüsst!

  14. Gerhard sagt:

    Einen Vielfresser kenne ich auch
    doch habe ich nicht den Eindruck
    dass er vergisst.
    Er hat Bildungshäufchen in seiner Wohnung aufgerichtet
    Platz ist da kaum mehr…
    für neue Themenhaufen
    die es aber gibt und geben muss
    unaufhörlich.

    Dies lasse ich mal so stehen!

    Liebe Grüsse
    Gerhard

  15. Tanja sagt:

    Einfach klasse, liebste Grüße;)

    Tanja

  16. Quer sagt:

    Dankeschön, Tanja, und einen Abendgruss zurück.

  17. Sylvia sagt:

    haha! sehr herrlich! vergess verfress.
    glaswass macht nass.
    oje. heut kann ichs nicht.
    aber schön ists!
    lieber gruß
    Sylvia

  18. Quer sagt:

    Das ist doch toll,
    jawoll!
    :–)
    Lieben Gruss.

  19. Sonja sagt:

    Schön.
    Ich glaub, ich bin mit so einem Vergess enger befreundet…
    Gruß von Sonja

  20. Quer sagt:

    Hi, hi, Sonja, ich glaube, das bin ich auch. :–)
    Grüss dich!

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