Flugverkehr

Fotos Brigitte Fuchs

 

Aus der Vogelkunde

Ich spreche von Flugmaschinen.
Sie summen lauter als Bienen
Und sind eine Kreuzung von Taube,
Ente, Maikäfer und Schiffsschraube.

Sie nisten einzeln, paar- und gruppen-
Weise in Hallen und Schuppen.

Ich habe persönlich festgestellt:
Sie bringen lebendige Junge zur Welt,
Die wie Menschen aussehn,
Wenn sie aus ihnen herausgehn.

Auch legen sie Eier und brüten
Im Krieg. Zeus möge das künftig verhüten.

Ihre Nahrung sind Menschen, Koffer, Benzin
Und Zeitungen aus Berlin.

Sie sind über die ganze Welt
Verbreitet und sehr zahm auch in Freiheit.
Außerdem sind sie der Polizeiheit
Und der Zollbehördlichkeit unterstellt.
Volkstümlich nennt man sie schlechthin Maschinen.

Ich könnte Ihnen mit Näherem dienen,
Aber ich verlange dafür
Eine Flugzeugengebühr.

 

Joachim Ringelnatz (1883-1934) deutscher Dichter, Kabarettist und Seefahrer
Aus „Flugzeuggedanken“ Sonderdruck für die Deutsche Lufthansa AG mit Zeichnungen von Joachim Ringelnatz um 1970 (aus der Ringelnatz-Gesamtausgabe im Henssel Verlag, Berlin)

 

Foto Brigitte Fuchs

 

Und dann noch ein paar Zeilen von Rainer Brambach:

Das blaue Band, wie Mörike es sah,
flatternd in den Lüften, wo?
Ich sehe Kondensstreifen
quer über den Himmel gezogen –

(…)

 

Rainer Brambach (1917-1983) Schweizer Schriftsteller und Lyriker
Aus „Auch im April“ Gedichte, Diogenes Verlag AG, Zürich 1983

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28 Antworten auf Flugverkehr

  1. Mona Lisa sagt:

    Kondensstreifen können sehr ästhetisch aussehen –
    wofür sie stehen, ist dann ökologisch sicher nicht sehr sinnvoll.
    Herzliche Frühmorgengrüße

    • Quer sagt:

      Ja, man kommt schon ins Grübeln, wenn man sieht, wie dicht das Kondensstreifen-Geflecht der vielen Urlaubs- und Billigflieger inzwischen ist. Und wie es von Jahr zu Jahr zunimmt…
      Herzlichen Retourgruss zu dir.

      • Hausfrau Hanna sagt:

        So, genauso geht es mir auch,
        liebe Frau Quer,
        ich mache mir (manchmal zu viele) Gedanken.
        Und bin gleichzeitig auch fasziniert von den Formen und Bildern, die am blauen Himmel entstehen und vergehen…
        Dazu noch Brambachs Worte, über die ich mich freue 🙂

        Lieben Gruss bei ganz leichtem Regen… .. . . . . .
        Hausfrau Hanna

  2. seelenruhig sagt:

    Toller Beitrag!! Ich bin manchmal auch platt, wie viele, sich kreuzende Kondensstreifen am Himmel zu sehen sind. Grad ein Wunder, dass nicht dauernd Flugzeuge zusammenstoßen!
    Liebe Grüße und einen angenehmen Donnerstag
    Ellen

  3. Quer sagt:

    Das denke ich auch immer. Die Verkehrsdichte da oben nimmt langsam unheimliche Ausmasse an. Ein Glück, dass nicht mehr passiert!
    Auch dir einen erfreulichen Donnerstag, Ellen.
    Der leise Regen hier ist hoch willkommen.

  4. PepeB sagt:

    Erstaunlich, welch schönes grafisches Muster die Kondensstreifen da am Himmel weben. Und Herr Ringelnatz betrachtet die Flieger wie ein Ornithologe.
    Gehe dank eurer beider besonderer Einlage mit völlig neuen Eindrücken in den Tag.
    Vielleicht auch flatternd in die Lüfte …
    Petra

  5. Quer sagt:

    Das ist schön! Hab einen flatterleichten Tag, Petra!
    Lieben Gruss.

  6. Kurt Haberstich sagt:

    Interessante und schädliche Himmelsbilder zugleich, wie untenstehender Bericht aufzeigt:
    Kondensstreifen am Himmel heizen die Erde erheblich stärker auf als bisher bekannt. Zu diesem Schluss kommt eine Untersuchung von deutschen Wissenschaftlern. Kondensstreifen hinter Flugzeugen verursachten in einem Jahr womöglich sogar mehr Erderwärmung als das angesammelte Kohlendioxid, das Flugzeuge seit Beginn der Luftfahrt ausgestossen hätten, sagte Ulrike Burkhardt vom Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt in Oberpfaffenhofen. Aus Kondensstreifen entstehen so genannte Zirren – Wolken aus Eispartikeln. Die Kondensstreifen haben Folgen für die natürliche Bewölkung. Sie verbrauchen in der Luft enthaltene Feuchtigkeit und reduzieren so die Bedeckung durch natürliche Wolken. Diese Wirkung wiesen die Forscher mit einem Modell nach. Beide – natürliche und künstlich erzeugte – Zirren verringern die Infrarotausstrahlung der Erde und erwärmen so das Klima.

    So wünsche ich uns allen möglichst viel „klaren“ Himmel.
    Herzlicher Gruss
    Kurt

    • Quer sagt:

      Das ist wirklich erschreckend. Ja, die Menschheit wird schmerzlich erfahren müssen, wohin die Viel- und Billigfliegerei letztendlich führt. Aber vielleicht ist es dann schon zu spät….
      Danke für diesen aufwühlenden Bericht, Kurt.

      Hoffen wir auf ein baldiges Umdenken zugunsten der Natur.
      Herzlichen Gruss zu dir ins Appenzellerland.

  7. merlin sagt:

    verblüffende bilder und feine gedanken!
    dass du noch R.B. zu wort kommen lässt, freut mich sehr 🙂
    glg. durch das herbstgrau…

    • Quer sagt:

      Lieben Dank, Merlin.
      Ja, für mich sind beide Dichter, so unterschiedlich sie auch waren, ein guter und bleibender Wert.
      Dampfküchengrüsse zurück zu dir.

  8. Gerhard sagt:

    Flugzeuge, die Verderben bringen und die Kondensstreifen, die viele Menschen erschrecken und zu Vermutungen drängen, daß da Unheil mit ihnen geschieht.
    In manchen Gebieten und Tageszeiten ist jedenfalls der Himmel zerfurcht wie sonst etwas, so ähnlich wie Eis von Schlittschufahrern.
    Lieben Gruß
    Gerhard

    • Quer sagt:

      So ist es, Gerhard. Manchmal wird einem, beim Blick in den „zerfurchten“ Himmel, schon ganz schwach zumute…
      Sei auch lieb gegrüsst!

  9. Britta sagt:

    Der Traum vom Fliegen ist weit verbreitet und verständlich. Wenn ihn jedoch jeder so ohne überlegen mit Billigflügen und Flugshows träumt, wird’s da oben eng und die Luft dünn…
    Heiteren Donnerstag, Britta

  10. Quer sagt:

    Das meine ich auch, Britta.
    Etwas Zurückhaltung täte bitter Not.
    Danke und einen feinen Donnerstag auch dir.

  11. valentina sagt:

    Wort- und Bildkunst vom Besten….
    und Tatsachen, die bedenklich sind.

    Deshalb ist mir die Lust am Fliegen längst vergangen.
    Ich freue mich zusehends mehr am Naheliegenden.

    Herzlichen Gruss!

  12. Quer sagt:

    Mir geht es genauso, Valentina. Warum immer so weit in die Ferne schweifen…

    Lieben Dank dir und herzlichen Mittagsgruss.

  13. wildgans sagt:

    Fliegen mag ich schon lange nicht mehr.
    Danke für die Bilder und die ganzen Gedanken.
    Letzthin habe ich mich gefragt, was solche Kondenskreise am Himmel bedeuten. Sieht man selten und man fragt sich…?
    Gruß von der Nichtfliegerin

  14. Klaus-Dieter Kowalsky sagt:

    was er geschrieben hat, war immer toll, hab wegen dem neuen Funktionsupdate echt Probleme, lasse es dir gut gehen, Klaus

  15. Quer sagt:

    Ja, die neuen Verordnungen sind verunsichernd.
    Danke und dennoch schöne Grüsse.

  16. Szintilla sagt:

    Das ist schon nahe an Kunst, was am Himmel produziert wird. Aber eigentlich kann das weg, oder? 😉

    Liebe Grüße,
    Szintilla

  17. Quer sagt:

    Das kann weg! Aber wohin? 🙂

    Lieben Schmunzelgruss zu dir.

  18. Helga/Rheinland sagt:

    Grenzenlose Mobilität fordert einen hohen Preis für unser Klima und unsere Gesundheit. Dazu gehören auch die Flugzeugabgase rund um unseren Erdball. Aber das Rad lässt sich leider nicht mehr zurückdrehen und Erkenntnis der Folgen kaum vorhanden!

    Ein Gruß von mir zu Dir, liebe Brigitte!
    Helga

  19. Quer sagt:

    Du sagst es, Helga: Das Rad lässt sich nicht zurückdrehen – vielleicht nicht mal bremsen…

    Danke und liebe Grüsse zu dir.

  20. leif erikson sagt:

    „……& die Amsel? Immer noch Abend für
    Abend auf dem First gegenüber? $ingt sie
    ihr Lied
    unsäglich————

    Schön, @uf diese Weise dem Basler Deserteur
    mit seinen Versen wieder zu begegnen.

    Fürwahr, R. B.hat Bleibendes geschaffen!

    Frohe Grüße/ Leif

  21. Quer sagt:

    Das hat er! Danke für die Schlusszeilen, Leif.
    Ebenfalls frohe Maiengrüsse.

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