Herbstbeginn

Fotos Brigitte Fuchs

 

Es leuchten die Winden am Wege schneeweiß,
Es strotzen die Kolben am gilbenden Mais,
Wie schwellede Kugeln aus Kupfer und Gold
Sind die Früchte des Kürbis dem Acker entrollt.

Schon webt im Gehölze ein gelbliches Licht,
Bleichflammend die Herbstzeitlose aufbricht.
Vom nächtigen Grün des Blattes umkränzt
In Ebenholzschwärze die Einbeere glänzt.

September, September – wildgellend hallt
Der Schrei des Falken über dem Wald,
Die Schlange, noch einmal abstreift sie ihr Kleid,
Zum letzten Empfange der Sonne bereit.

Die Hummel zieht tönend die trächtige Bahn
Im Honigklee und im Thymian.
Die Baldachinspinne ihr Silberwerk spinnt,
Der süße Seim aus den Birnen rinnt.

Mit panischem Warnruf die Drossel entflieht,
Verzaubert steht die Libelle im Ried,
Der Wein auf den Mittagshügeln kocht.
Es gilbt der Kranz, den der Sommer flocht.

Schon morgen klirren die Blätter wie Glas,
Schon morgen prallen die Früchte ins Gras,
Schon morgen richten aus kreisendem Flug
Die Schwalben zum Süden den pfeilenden Zug.

 

Hans Leifhelm (1881 – 1947) österreichischer Lyriker

 

Fotos Brigitte Fuchs

 

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26 Antworten auf Herbstbeginn

  1. Valentina sagt:

    Ein lustiges Gedicht zum Herbst mit den knalligen Geräuschen und Farben.
    Ich empfinde die Farben des Herbstes eher sanft und warm, die Geräusche verhaltener, wenn nicht grad ein Sturm aufzieht.
    Einen farbenfrohen, milden Herbstanfang!
    Mit liebem Gruss!

    • Quer sagt:

      Da halte ich es auch eher wie du, Valentina.
      Der Herbst mit seinen Frühnebeln und warmen Farben kommt mir auch eher zurückhaltend und sanft vor, es sei denn an einem föhnigen Tag mit klarer Weitsicht und goldigen oder hellleuchtenden Farben.
      Danke und auch dir einen freudigen Herbstbeginn!
      Lieben Gruss zurück.

  2. Eva sagt:

    Und wir fanden gestern im Sonnenschein einen Baum voll von verwilderten Äpfeln, aus denen heute ein Kuchen mit richtigem Apfelgeschmack wird. 🙂
    Genau so, wie der Dichter sagt, ist in diesem Jahr der September …

    Liebe Grüße von Eva

    • Quer sagt:

      Ein Apfelkuchen zum Herbstbeginn, wie passend und fein!
      (Bei uns warten Zwetschgen darauf, eine Fruchtwähe zu dominieren.)
      Freuen wir uns über all die Schönheiten und Gaben des Herbstes!
      Dank und Gruss zu dir, Eva.

  3. merlin sagt:

    opulente zeilen 🙂
    der kochende wein bereitet mir etwas sorge, tönt fast nach glühwein im september…
    ich geniesse den herbst vor allem durch die farbenpracht,
    die mir immer wieder entgegenlacht 🙂
    einen frohen samstag dir und glg.

  4. Quer sagt:

    Opulent ist das richtige Adjektiv zu diesem Poem, lieber Merlin. :–)
    Wahrscheinlich sind mit dem kochenden Wein eher die Trauben in der Nachmittagssonne, die so kräftig ist, dass die Beeren fast „kochen“, gemeint.
    Ja, geniessen wir die Farben, Gerüche und die üppige Pracht!
    Sie ist extra für uns gemacht. 🙂
    Einen fröhlichen Samstag auch dir! Samt lieben Grüssen.

  5. C Stern sagt:

    Einzigartig schöne Fotos, die einen milden Herbsttag auf die beste Weise präsentieren! So einladend, sich im frühen Herbst wohl zu fühlen 🙂
    Freuen wir über all die Ernten von Bäumen, Wiesen und Feldern, die wir reichlich genießen dürfen.
    Einen gut verbrachten Tag wünsche ich!
    Herzlich, C Stern

  6. Quer sagt:

    Da bin ich ganz deiner Meinung, C Stern.
    Es gibt so viel zu bestaunen und zu erleben im Herbst.
    Einen gut verbrachten Tag wünsche ich auch dir und grüsse dich herzlich.

  7. mona lisa sagt:

    Auch bei mir gibt’s Apfelkuchen zum Herbstbeginn.
    Es ist eigentlich mein Geburtstagskuchen,
    den ich mir zum Geburtstag eines meiner Söhne gebacken habe.
    Ein passender Anlass 😉
    Herbstliche Morgengrüße

    • Quer sagt:

      Fein! Dann gratuliere ich dir, Mona Lisa, und wünsche ich dir dazu Gesundheit, Glück und alles, was dich freut! ♥
      Ja, der Anlass könnte nicht passender sein!
      Liebe Herbstgrüsse obendrauf.

  8. Roswitha sagt:

    liebe brigitte, ich aß heute kürbiskuchen mit walnüssen – besser kann ich den herbst nicht einläuten. er ist meine liebste jahreszeit, ein wenig von allem, aber nicht mehr brütend heiß. die sonne schmeichelt mehr, die farben sind nicht grell. ich finde, deine tollen fotos zeigen, was ich denke. schönes wochenende für dich, gruß roswitha

    • Quer sagt:

      Auch Kürbiskuchen stelle ich mir köstlich vor und wunderbar passend zum Herbstbeginn. Ja, den Herbst mag ich inzwischen lieber als früher, wo der Sommer obenaus schwang. :–)
      Vielen Dank und dir ebenfalls ein frohes und schönes Wochenende, Roswitha!

  9. Gerhard sagt:

    Der Herbst kommt auf leisen Sohlen , aber bald nimmt er Fahrt auf!
    Liebe Grüße Gerhard

  10. Quer sagt:

    Das macht er, ganz gewiss.
    Man kann ihn schon überall deutlich sehen und spüren.
    Lieben Retourgruss zu dir.

  11. rosadora sagt:

    diese fülle – von dir erkannte – bekomme ich bei meinen neubeginngängen noch nicht mit. vielleicht wird es noch einmal so sein… unbekannter ausgang.
    deine rundgänge umfassen eine dimension, die ich nur beneiden kann.
    danke für deine immer umfangreichen sichtweisen.
    rosadora

    • Quer sagt:

      Neubeginngänge, das hört sich schon mal gut an, denn was noch nicht ganz ist, kann noch werden. Ich wünsche dir den bestmöglichen Ausgang, Rosadora!
      Alles meinerseits geschieht gern und mit Herzblut. :–)
      Sei herzlich gegrüsst!

  12. Sonja sagt:

    Bei der Zeile mit der Schlange holpert es ein wenig im Gedichtgefüge, meine ich, doch ansonsten wunderbar!
    Gruß von Sonja

  13. Quer sagt:

    Ein Holpern höre auch ich da und dort heraus, Sonja.
    Aber das Gesamtbild macht Freude, und das ist nicht wenig. :–)
    Lieben Dank für dein aufmerksames Lesen und lieben Gruss zu dir.

  14. nömix sagt:

    »Wie schwellede Kugeln aus Kupfer und Gold
    Sind die Früchte des Kürbis dem Acker entrollt.«

    Wenn die Früchte des Kürbis dem Acker entrollen,
    Statt liegen zu bleiben alldort, wie sie sollen,
    Da kommt mir die Frage darob in den Sinn:
    Wo rollen die Früchte des Kürbis denn hin?

  15. Quer sagt:

    Ich denke, sie rollen, wenn niemand grad schaut,
    aus ihrem Verstecke im Kürbisfeldkraut
    hinaus ins erhoffte Vergnügen hinein.
    Sie wollen bestimmt keine Hohlköpfe sein,
    die abends hell leuchten mit grinsendem Mund. –
    Drum sind sie, um heimlich zu rollen, so rund…

    :–)

  16. Syntaxia sagt:

    So treffend beschrieben vom mir unbekannten Dichter. Die Bilder, die er malt und deine – das ist der Herbst, ganz klar! 🙂

    Liebe Grüße aus der Kemenate,
    (in der heute ein Bratapfel auf dem Speiseplan steht)
    Syntaxia

  17. Ernst sagt:

    Ein treffendes Gedicht zum Herbstanfang hast du ausgesucht, liebe Brigitte. Ich mag die Herbstzeit, freue mich, dass die Glut des Sommers endlich vorbei ist. Die Herbstfarben von Fetthennen und Astern sind leicht dezenter, aber nicht minder schön. Dir wünsche ich auch einen schönen Herbst.
    Liebe Grüsse aus dem Reusstal. Ernst

  18. Quer sagt:

    Ja, es passt wunderbar zum beginnenden Herbst.
    Ich bin übrigens auch nicht unglücklich über das Ende der Hitzeperiode.
    Die Milde des Herbstes ist deutlich angenehmer.
    Dir viel Herbstgenuss, Ernst, und liebe Grüsse.

  19. bruni8wortbehagen sagt:

    Ganz wundervoll sind Deine herbstlichen Bilder und das Gedicht, das vom Herbstlichen spricht, gefällt mir auch sehr, liebe Brigitte.

    Ganz herzlich, Bruni

  20. Quer sagt:

    Das ist fein. Danke, liebe Bruni!

    Herzlichen Abendgruss.

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