In den starren Tag

Foto Brigitte Fuchs

 

 

Wenn die Furcht nicht wäre
vor dem falschen Wort indes
die Hand sich ausstreckt nach
der Haut nach dem flackernden Haar
und wir beidseits der Grenzen erwachen
am Morgen die begradigten Ufer
begehen mit raschem Schritt

Wohl hätte ich Lust
mich ins Kreischen der Vögel
zu mischen und hätte auch
Stimme genug

 

 

Brigitte Fuchs
Aus „Suchbild mit Garten“ Gedichte, Kukuruz Verlag, Lüchingen 1998

 

 

 

Dieser Beitrag wurde unter Bilder, Gedichte veröffentlicht. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.

18 Antworten auf In den starren Tag

  1. merlin sagt:

    interessante idee, aufzufliegen und den tag aus dieser perspektive zu erleben. das gibt bestimmt neue einsichten 😉
    ich wünsche dir einen leichten tag.
    herzliche morgengrüsse.

  2. Quer sagt:

    Danke, Merlin.
    Manchmal würde man wirklich gerne abheben und sich leicht und sorglos fühlen…
    Dir ebenfalls einen guten Tag und Wochenbeginn!
    Herzlichen Gruss.

  3. Eva sagt:

    Man hätte wohl die Stimme, aber die Konventionen, das Wetter, die uns dämpfen – ist es besser so? Ist es das, was uns fehlt?
    Dein Gedicht und deine Auffliegenden wecken gleich ein paar Gedanken am Morgen.

    Liebe Grüße von Eva

  4. Quer sagt:

    Oft weiss man das nicht so genau.
    Man lässt die Gedanken kreisen, bedrückt oder verunsichert…

    Einen lieben Gruss zu dir Eva und herzlichen Dank.

  5. Andrea sagt:

    man kann das gedicht ja so lesen, dass man mit der 2. strophe anfängt. (wobei es absichtsvoll, ein ein „kunstgriff“ ist, die reihenfolge eben so zu wählen, wie sie gewählt wurde: denn das ende ist ein besonderer platz, bleibt – wie ein letzte blick? – speziell in erinnerung. die „lust, sich ins kreischen der vögeln zu mischen“ dominiert (treibt an) auf diese weise die angst, die sie genau daran hindert. das ist ein wenig wie ein perpetuum mobile)

    worum geht es? geht es um die lust (sehnsucht?) und gleichzeitig die angst (im kleid der furcht, die ja ihr ziel nicht kennt)) ganz / grenzenlos (?) aufzugehen in einer gemeinschaft – mit haut und haar? (ich denke an masse und macht von canetti?) ? der ausdruck „kreischen“ legt etwas in diese richtung nahe. und tatsächlich ist es ja beim abflug eines solchen vogelschwarms nicht der liebliche gesang, sondern ein lautes, wirres kreischen, das wir hören.

    ein mich sehr beeindruckendes, gedicht, wo es mir vorkommt, als ob es seine letzten geheimnisse nicht preisgeben will,

    liebe grüße,
    andrea

  6. PepeB sagt:

    So bleibt die Sehnsucht, aber unsere Gedanken fliegen mit den Vögeln auf …
    Schön Deine Stimme, liebe Brigitte, ins Gedicht gegossen,
    meint Petra

  7. Mona Lisa sagt:

    Ich würde mich gern in den Flug der Vögel mischen, ganz still und leise, ob der Fähigkeit zu fliegen und eine andere Perspektive einzunehmen.
    Guten Start in die neue Woche.

    • Quer sagt:

      Ja, das ist wohl er Wunsch von sehr vielen Menschen.
      Ob es dann so prickelnd wäre, sei dahingestellt. :–)
      Danke, Monna Lisa, und auch dir einen guten Start in die Woche.
      Lieben Gruss.

  8. seelenruhig sagt:

    Sehnsucht zu fliegen – zu kreischen – mich mitten hinein zu mischen. Ja das kann ich gut verstehen.

  9. Sonja sagt:

    Wieso entsteht das Bild einer wilden Person, die mit feuerroter langer Lockenmähne schnell einherschreitet, einen Freiheitsschrei loslassend dabei…
    Gruß von Sonja

  10. Quer sagt:

    Wenn du es so vor Augen hast, Sonja, soll es auch so sein! 🙂
    (Die Räubertochter Ronja vielleicht… )
    Lieben Gruss.

  11. Gerhard sagt:

    Die Furcht vor dem falsch verstandenen Wort

    Kreischen kann gesund sein!

    Liebe Grüsse
    Gerhard

  12. Quer sagt:

    Absolut, Gerhard: Kreischen kann Therapie sein. :–)

    Lieben Gruss.

  13. Syntaxia sagt:

    Wenn die Angst vor dem falschen Wort lähmt, ist wohl ein Gegengewicht angesagt.
    Zumindest am Boden mitlaufen (oder tanzen) und die Stimme entsprechend erheben, das ist gewiss befreiend. Aus der Stimmtherapie weiß ich, wie gut die Stimme und damit die vertiefte Atmung uns tut.

    Liebe Grüße,
    Syntaxia

  14. Quer sagt:

    Das ist fein auf den Punkt gebracht, Syntaxia.
    Vielen Dank und liebe Abendgrüsse zu dir.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert