Jungfer im Grünen

Fotos Brigitte Fuchs

 

Ob sie auch schön von Angesicht,
eine vornehme Blume ist sie nicht.
Aus der Reichen Gärten ist die verbannt
und aus den Städten hinaus aufs Land.
Die Blume, Braut in Haaren.

Im Bauerngarten auf dem Beet,
wo brennende Lieb’ und Raute steht.
Da ist sie immer noch gern gesehn,
da seh’ ich als Wandrer oft sie stehn.
Die Blume Braut in Haaren.

Dann tret’ ich hin an den Gartenzaun,
um ihr in das Angesicht zu schaun.
Wir beide stehn uns auf du und du,
sie sieht mich an, und ich nick ihr zu:
Guten Morgen, Braut in Haaren.

 

Johannes Trojan (1837-1915) deutscher Dichter, Redakteur und Kinderbuchautor

 

 

Fotos Brigitte Fuchs

 

Die „Jungfer im Grünen“ wird auch Gretchen im Busch genannt, Schwarzkümmel, Venushaarige, Braut in Haaren, Damaszener Schwarzkümmel, Damaszener Kümmel und Garten-Schwarzkümmel.

 

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20 Antworten auf Jungfer im Grünen

  1. C Stern sagt:

    Noch nie von der „Jungfer im Grünen“ oder ihren anderen blumigen Bezeichnungen gehört; gesehen habe ich sie tatsächlich schon des öfteren mit Freuden.
    Ich bin große Bewunderin von Bauerngärten, diese lassen mein Herz mitunter viel höher schlagen als perfekt durchgestylte Gärten, wo kein Pflänzchen sich zum anderen neigen darf, weil es dann Strukturen durcheinanderbringt. Mir gefällt die Vielfalt und das herrliche Kooperieren von ganz Unterschiedlichem in den Bauerngärten.

    Das Gedicht passt vorzüglich zu dieser wunderschön-blauen Blüte.
    Ein guter Auftakt in einen frühen Tag!
    Frische Morgengrüße ins prachtvolle Nachbarland!

  2. Quer sagt:

    Danke für deine schönen Anmerkungen, C Stern.
    Ja, ich finde auch, dass Bauerngärten einen eigenen Charme ausstrahlen.
    Oft trifft man dort Blumen, Gemüse, Kräuter oder Obst seltener, alter Sorten an, die im urbanen Raum längst „ausgedient“ haben.

    Dir einen fröhlich-frischen Tag und liebe Grüsse.

  3. rosadora sagt:

    lange hab ich sie nicht gesehen
    als kind mochte ich sie gern
    ich war ein blumenkind
    dessen seligkeit in den bunten blüten lag
    danke fürs auffinden
    rosadora

  4. Quer sagt:

    Du warst ein Blumenkind – wie schön!
    Ja, manche Blumen und Gewächse wecken Erinnerungen an die Kindheit. So ging es mir vor ein paar Tagen mit der „Hauhechel“, die ich seit gefühlten Ewigkeiten nicht mehr sah. Aber dazu später mehr. :–)
    Lieben Gruss ins Wochenende.

  5. Gerhard sagt:

    Braut in Haaren, welch seltsame Bezeichnung
    Und doch wiederum verständlich
    Ich würde vielleicht
    Holde in Haaren
    dichten.

    Gruß Gerhard

  6. Quer sagt:

    Holde in Haaren wäre auch eine feine Bezeichnung für diese Blaublütige. :–)
    Merci und lieben Gruss zu dir, Gerhard.

  7. Eva sagt:

    Nun ich kenne die Pflanze als Gretchen im Buch und habe schon sehr viele Trockengestecke mit den Kapseln gemacht.

    Dazu gehörig ist die Wegwarte, sie gibt nach der Legende
    eine Geschichte.

    Lesen kannst du sie hier:

    https://schwabenfrau.blogspot.com/2022/06/hans-am-wege-cichorea-und-gretchen-im.html
    Liebe Grüße Eva

    • Quer sagt:

      Danke für deinen Besuch hier, Eva, und die schönen Querverweise auf die Wegwarte. Das schaue ich mir bei dir gerne noch genauer an.
      Das „Gretchen im Busch“ schmückt sich ja mit mehreren hübschen Namen. :–)
      Einen lieben Gruss zu dir, der Schwabenfrau.

  8. Britta sagt:

    Oh wie schön. Wir haben auch welche im Garten und ich freue mich jedes Jahr auf die lieblichen Blüten. Dass sie so viele
    Namen hat, wusste ich allerdings nicht. Bei dir lernt man immer wieder Neues, einfach wunderbar:-)
    Heitere Grüsse Britta

  9. Quer sagt:

    Ja, von den vielen Namen dieser zierlichen Pflanze war ich auch überrascht.
    Schön, dass du sie bei dir bewundern kannst.
    Lieben Dank, Britta.
    Sei herzlich gegrüsst!

  10. Andrea sagt:

    Wenn man sich die Entstehungszeit anschaut, ist das ein bemerkenswerter Blick, den dieses Gedicht wählt. Ich meine, dass da eine dieser scheinbar unscheinbaren Blüten gewählt wird, eine Bauergartenblume wird da bedichtet, wo es diesen Trend „zurück zur Natur und zum Einfachen“ ja nicht nicht gegeben hat wie heute. Wo Einfachheit wohl Armut bedeutet hat. Das lyrische Ich setzt sich in gewisser Weise mit dieser Blume gleich, ein wenig, als ob es der Bräutigam wäre. Schön auch die Variation in den letzten Zeilen der Strophen. Und besonders schön auch wieder deine Fotos!!
    Liebe Grüße, Andrea

    • Quer sagt:

      Eine feine Interpretation ist das, Andrea.
      Die Zeit damals war klar eine andere und die Ausgangslage für ein solches Gedicht natürlich auch.
      Hab Dank dafür und sei ebenfalls lieb gegrüsst!

  11. Finbar sagt:

    Feine Blumenode.
    Ich dachte erst, das sei eine Wegwarte *lächel*
    Schöne Fotos!
    Herzliche Grüße vom Lu

  12. Quer sagt:

    Die himmelblauen Wegwarten sind auch sehr schön, lieber Lu.
    Einen freudigen Gruss zu dir.

  13. mona lisa sagt:

    Merci für diese feine „Aufklärung“ –
    Ich kenne diese Pflanzen – sie wachsen im „Bullerbü-Garten der Nachbarin – jetzt kann ich sie auch beim Namen nennen.
    Und: Vielfalt gibt es in mannigfacher Ausprägung.
    Herzliche Grüße

  14. Hausfrau Hanna sagt:

    Was ich soeben,
    liebe Frau Quer,
    über die mir nur vom Aussehen bekannte Blume erfahren habe, finde ich sehr spannend: Eine Bauerngarten- keine Stadtblume ist es!
    Auf dem Abendspaziergang heute werde ich nach der ‚Jungfer im Grün‘ Ausschau halten und einen Moment mit ihr ‚auf du und du‘ verbringen 🙂

    Danke für den schönen Beitrag und einen herzlichen Gruss
    Hausfrau Hanna auf dem Lande

  15. Quer sagt:

    So oft sieht man die „Jungfern im Grünen“ nicht, liebe Hausfrau Hanna, aber vielleicht haben (hatten) Sie Glück. :–)

    Einen ebenfalls herzlichen Gutenachtgruss.

  16. Sonja sagt:

    Gar so viele blaue Blumen gibt es nicht.
    Diese hier gefällt mir obersehr!
    Gruß von Sonja

  17. Quer sagt:

    Das stimmt, Sonja. Vielleicht mögen wir dieses seltene Blau darum so gerne.
    Lieben Retourgruss.

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