O trübe diese Tage nicht

 

Fotos Brigitte Fuchs

 

O trübe diese Tage nicht,
Sie sind der letzte Sonnenschein,
Wie lange, und es lischt das Licht
Und unser Winter bricht herein.

Dies ist die Zeit, wo jeder Tag
Viel Tage gilt in seinem Wert,
Weil man’s nicht mehr erhoffen mag,
Dass so die Stunde wiederkehrt.

Die Flut des Lebens ist dahin,
Es ebbt in seinem Stolz und Reiz,
Und sieh, es schleicht in unsern Sinn
Ein banger, nie gekannter Geiz;

Ein süsser Geiz, der Stunden zählt
Und jede prüft auf ihren Glanz –
O sorge, dass uns keine fehlt,
Und gönn‘ uns jede Stunde ganz.

 

 

Theodor Fontane (1819-1898) deutscher Schriftsteller und Dichter

 

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18 Antworten auf O trübe diese Tage nicht

  1. merlin sagt:

    am heutigen tag gilt es der regensynphonie etwas charme abzugewinnen 🙂
    da heisst es abwettern. werde einkaufen gehen und mich auf die gäste am abend freuen 🙂
    glg. und einen gemütlichen tag dir.

  2. Quer sagt:

    Ja, den Glanz der Stunden kann man selbst etwas „aufpolieren“.:-)
    Wünsche dir gute Vorbereitungen und einen schönen, geselligen Abend!
    Danke und herzlichen Gruss.

  3. seelenruhig sagt:

    ja so ist es. Jeden einzelnen Sonnenstrahl gilt es zu genießen! Dunkel wird’s…. Ich war schon lange nicht mehr hier.. ich komme zu wenig im Moment. Beide Mütter sind unsere Sorge…
    Ich schicke liebe Grüße und freu mich an den schönen Beiträgen hier. Herzlichst Ellen

    • Quer sagt:

      Macht nichts, Ellen. Ich freue mich auch über die sporadischen Besuche.
      Und ich kann deine Situation bestens verstehen.
      Herzlichen Dank und ebensolche Grüsse zu dir.

  4. mona lisa sagt:

    Genießen, was ist, ist sinnig – zu jeder Jahreszeit.
    Aber nicht zu jeder Jahreszeit ist es gleich leicht.
    herzliche Morgengrüße

  5. Quer sagt:

    Das stimmt. Gerade ist es draussen ziemlich ungemütlich. Da muss man den Glanz mehr in sich selbst suchen…
    Herzlichen Retourgruss.

  6. Eva sagt:

    Ein schönes Gedicht – da ist der Geiz doch einmal einer guten Einsicht geschuldet.

    Liebe Grüße aus einem kostbaren sonnigen Tag!

  7. Hausfrau Hanna sagt:

    Sie haben,
    liebe Frau Quer,
    dem melancholischen Gedicht etwas sehr Schönes gegenüber gestellt:
    Die Natur!
    Und die vielen Farben, die diese Jahreszeit auch (!) hat 🙂

    Danke dafür und einen herzlichen Gruss in den Grauwettertag mit all seinen Möglichkeiten
    Hausfrau Hanna

  8. Quer sagt:

    Genau, werte Hausfrau Hanna. Die Natur ist doch eine besonders schöne Farben-, Glanz- und Freudenspenderin.

    Einen lieben Retourgruss zu Ihnen.

  9. PepeB sagt:

    Diese Art Geiz lässt uns alles (und die Natur) viel intensiver erleben.
    Gehe jetzt Blumenzwiebeln setzen, damit im Frühjahr wieder Fülle herrscht.
    Liebe Grüße
    Petra

  10. Quer sagt:

    Ja, das stimmt. Die Intensität nimmt dadurch zu.
    Mögen deine Zwiebeln nach der Winterruhe üppig spriessen!
    Frohen Gruss.

  11. sylvia sagt:

    ja, der November… früher fand ich ihn zu düster, mittlerweile kann ich ihn richtig genießen. es fehlt ja nicht an farbe und schönheit (wie du es uns vor augen führst). nur augen auf – dann…
    lieber gruß
    Sylvia

  12. Quer sagt:

    Das sehe ich inzwischen auch so, Sylvia. Stimmungsvolles und Poetisches hat jeder Monat zu bieten.
    Sei auch lieb gegrüsst!

  13. Gerhard sagt:

    Wer im Überfluss hat, zählt die Stunde nicht. So verstehe ich ihn.

    Gruß
    Gerhard

    • Quer sagt:

      Ja, so verstehe ich das auch, Gerhard, aber im Umkehrschluss: Wer weiss, dass die Zeit, die uns bleibt, unausweichlich abnimmt, zählt die Stunden sorgsam wie letzte Geschenke.

      Lieben Retourgruss.

  14. Szintilla sagt:

    Ein sehr schönes Gedicht von Fontane. Tätsächlich wird jede Sonnenstunde jetzt dankbar zur Kenntnis genommen und im Herzen gesammelt, in Anbetracht der Tatsache, dass sie jetzt rar sind.

    Lieben Gruß aus dem heutigen (aber kühlen) Sonnentag,
    Szintilla

  15. Quer sagt:

    Das finde ich auch, Szintilla. Und Dankbarkeit ist das, was dabei überwiegt.

    Lieben Abendgruss nach einem nieseligen Tag.

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