Winterspiele

Fotos Brigitte Fuchs

 

An den Winter

 

Willkommen, lieber Winter,
Willkommen hier zu Land!
Wie reich du bist, mit Perlen
Spielst du, als wär‘ es Sand!

Den Hof, des Gartens Wege
Hast du damit bestreut;
Sie an der Bäume Zweige
Zu Tausenden gereiht.

Dein Odem, lieber Winter,
Ist kälter, doch gesund;
Den Sturm nur halt‘ im Zaume,
Sonst macht er es zu bunt!

 

Elisabeth Kulmann (1808-1825) hochbegabte, doch sehr früh verstorbene deutsch-russische Dichterin

 

Fotos Brigitte Fuchs

 

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Wärme

Foto Brigitte Fuchs

 

 

Das Wort „erwärmen“ ist ein gar prächtig, herrliches Wort.
Wärme ist Leben, Kälte ist Tod.

 

 

Jeremias Gotthelf (1797-1854) Schweizer Pfarrer und Schriftsteller

 

 

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Gedicht für einen Wintertag

Foto Brigitte Fuchs: Beromünster

 

 

Es sieht ringsum nach Winter aus

mit etwas Schnee und Windgebraus.

Die Krähe, sie sitzt hoch im Baum,

sitzt ruhig da, bewegt sich kaum.

 

Vielleicht steht ja die Erde still,

wenn man es wünscht und wirklich will.

Und sei es nur für diese Zeit,

die endlos scheint, so hell, so weit.

 

 

Brigitte Fuchs

 

Foto Brigitte Fuchs

 

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Die Zukunft

Fotos Brigitte Fuchs

 

 

Die Zukunft, sie sei rosenrot zumeist,

damit du froh und glücklich seist!

 

 

Brigitte Fuchs

 

 

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Neues Jahr

Foto Brigitte Fuchs: Heitern, Zofingen

 

 

Wieder ein Ring am Baum,
der seine Wurzeln in Traum
taucht und Tiefe der Nacht.

Wieder ein Zeichen der Zeit,
die durch die Ewigkeit
tastende Menschen erdacht.

Wieder um Weh und Wahn
kreisend gemessene Bahn,
bis wir am Ziel erwacht.

 

 

Richard von Schaukal (1874-1942) österreichischer Jurist, Essayist und Lyriker

 

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Jahreswende

Foto Brigitte Fuchs

 

 

Ich lob’ es nicht, das alte Jahr,
Ich schimpf’ es nicht. So wie es war,
So wie es jetzt noch vor uns steht,
Ehdenn es ganz von hinnen geht,
Verbraucht und alt, die Taschen voll
Von unerfüllten Wünschen, soll
Es meinethalb vergessen sein!

Das neue tänzelt nun herein,
Mit falschem Lächeln im Gesicht,
Die Augen leuchtend, und verspricht
Dem einen dies, dem andern das,
Und allen viel, und jedem was
Und spitzt das Maul, ist zuckersüss,
Das richtige Spinatgemüs!

Dem sag’ ich – gebt mir erst noch Punsch! –,
Dem sag’ ich: Ich hab’ keinen Wunsch.
Bring, was du musst, nicht, was ich mag,
Und fahre ab am letzten Tag!

 

Ludwig Thoma (1867-1921) deutscher Rechtsanwalt und Schriftsteller

 

Foto Brigitte Fuchs

 

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Gedicht von Wandkalendern

Foto Brigitte Fuchs: Kalender von Harenberg

 

In meiner Kindheit (und vielleicht nur in dem Land, in dem ich sie verlebt habe) gab es eine besondere Art von Wandkalendern, an die ich mich jedes Jahr in den Wintermonaten erinnere, wie man sich an Weihnachtsbäume und Grossmütter erinnert, an Bilderbücher und Bonbons, an alle Personen und Dinge, die einen Glanz, eine Süsse und eine Wärme hatten und die in ein gläsernes Grab gesunken scheinen, immer noch sichtbar, aber tot, Reliquien der heiligen Kindheit. Die Wandkalender bestanden, wie die heutigen auch, aus einem dicken Bündel neuer, glänzender, schwarzer und roter Tage, über die wie ein Bühnenvorhang ein buntes Blättchen gelegt war, darstellend einen Ast voll roter Kirschen oder ein Büschel Veilchen, jedenfalls immer ein blühendes Versprechen des neuen noch zugeklappten Jahres. Das Bündel der 365 Tage steckte an einem ziemlich grossen und breiten Pappendeckel, der die Wand, das senkrechte Fundament war, auf dem sich das neue Jahr zu erheben gedachte. Dieses harte Papier war von einem noch härteren Glanz überzogen, von einer lackierten Schicht, einer spiegelnden, gewölbten Oberfläche, in der sich die Sonne konzentrierte, wenn der Wandkalender gegenüber dem Fenster hing, und in der, wie eine ferne Erzählung vom Wetter, die Färbungen des Himmels und der Luft zu lesen waren. Doch war diese Eigenschaft des Glanzes nur eine angenehme sekundäre. Während das Wichtigste die gepresste, erhabene Illustration auf dem Pappendeckel war, die, obwohl sie das ganze Jahr naturgemäss nicht wechselte, dennoch nicht die gleiche zu bleiben schien und ihre Aktualität bis zum 1. Dezember bewahrte, zu welcher Zeit schon die Erwartung des neuen Kalenders das Bild auf dem alten gewohnt und gewöhnlich machte.

(…)

Joseph Roth (1894-1939) österreichischer Schriftsteller und Journalist
Auszug aus „Gedicht von Wandkalendern“ in „Panoptikum“

 

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Sonntag

Foto Brigitte Fuchs

 

 

Wie lieb‘ ich es, an Sonntagsnachmittagen
Allein zu sitzen im vertrauten Zimmer;
Durch’s Fenster bricht der Sonne heller Schimmer,
Das Buch vergoldend, das ich aufgeschlagen.

Die Strassen leer; es rollen keine Wagen;
Des Marktes Lärm verstummt, als wär’s auf immer,
Und all des Sonntagsstaates bunter Flimmer,
Er ward hinaus in Wald und Flur getragen.

Verlassen fühlt sich, wer zurückgeblieben,
Und manches schöne Auge blickt verdrossen,
Und manche Wünsche unerfüllt zerstieben.

Es ruht das Leben, wie in sich zerflossen;
Doch still erfüllt sich auch geheimes Lieben,
Und einsam wird des Geistes Glück genossen.

 

 

Ferdinand von Saar (1833-1906) österreichischer Schriftsteller, Dramatiker und Lyriker

 

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Zeit

Foto Brigitte Fuchs

 

So wandelt sie im ewig gleichen Kreise,
Die Zeit, nach ihrer alten Weise,
Auf ihrem Wege taub und blind;
Das unbefangne Menschenkind
Erwartet stets vom nächsten Augenblick
Ein unverhofftes seltsam neues Glück.
Die Sonne geht und kehret wieder,
Kommt Mond und sinkt die Nacht hernieder,
Die Stunden die Wochen abwärts leiten,
Die Wochen bringen die Jahreszeiten.
Von aussen nichts sich je erneut,
In dir trägst du die wechselnde Zeit,
In dir nur Glück und Begebenheit.

 

 

Ludwig Thieck (1773-1853) deutscher Dichter und Schriftsteller
Das Gedicht mit dem Titel „Zeit“ entstand 1798

 

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Zwischen den Zeiten

Foto Brigitte Fuchs

 

 

Der Steinkopf im Bach.

Ist er der Gott der Zukunft?

Der vergang’ne Narr?

 

Brigitte Fuchs

 

 

Foto Brigitte Fuchs

 

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