Unter Brücken

Fotos Brigitte Fuchs: Aare bei Rothrist

 

 

Ich will das Unerreichbare. Andere Künstler malen eine Brücke, ein Haus, ein Boot und das wars. Ich dagegen will die Luft malen, die die Brücke, das Haus, das Boot umgibt, die Schönheit der Luft, die diese Objekte umgibt und das ist nichts Unmögliches.“ —

 

Claude Monet (1840-1926) französischer Maler des Impressionismus

 

Fotos Brigitte Fuchs

 

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Fragen über Fragen

Kaum hatte der Landwirt am frühen Nachmittag des 19. August begonnen, das abgeerntete Getreidefeld zu pflügen, tauchten am Himmel vierzehn Störche auf, liessen sich hinter dem Traktor nieder und pickten mit ihren langen Schnäbeln gierig allerlei Kleingetier aus den Erdschollen.

 

 

Mir ist es ein Rätsel, woher die Störche, die in dieser Umgebung sonst nie gesichtet werden, erfuhren, dass genau hier ein Feld gepflügt wird. Auch habe ich keine Ahnung, woher die Vögel kamen, sie müssen von weit hergeflogen sein, denn in der Nähe gibt es keine Storchenkolonie.

Dann, nachdem sie sich den Bauch vollgefressen hatten, blieben sie bestimmt eine halbe Stunde wie angewurzelt in einer Reihe stehen. Auch das kann ich mir kaum erklären: zur Verdauung, aus Erschöpfung? Oder legten sie einfach eine längere Pause ein?

 

Schliesslich spazierten sie gemächlich auf dem Acker herum, wichen dem Traktor, der noch immer seine Bahnen fuhr, nur minimal aus, pickten sich da oder dort einen Schnabel voll auf oder staksten quer über das Feld, mal allein, mal in kleinen Gruppen.

 

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Erst Stunden später, der Bauer hatte seine Arbeit längst verrichtet und die Sonne war bereits hinter dem Horizont verschwunden, war die Flotte plötzlich weg und wurde seither nicht wieder gesehen…

 

Brigitte Fuchs

 

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Der Reiher

Fotos Brigitte Fuchs

 

 

Wenn spazieren geht der Reiher,
Denkt er über manches nach:
Ob sich’s besser fischt am Weiher
Oder besser noch am Bach.

Endlich hat er sich entschlossen,
Geht zum Weiher hin und fischt,
Und da weilt er unverdrossen,
Bis er einen Fisch erwischt.

Warten, das versteht er prächtig,
Langeweile kennt er nicht;
Was er tut, er tut’s bedächtig,
Und Geduld ist seine Pflicht. –

Willst du irgendwas erringen,
Lern vom Reiher mancherlei,
Und Geduld vor allen Dingen
Bestens dir empfohlen sei.

 

August Heinrich Hoffmann von Fallersleben (1798-1874) deutscher Schriftsteller, Sprachforscher und Liederdichter

 

Fotos Brigitte Fuchs

 

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Anagramm-Zweizeiler 602 bis 605

JUGEND-LAGER-LEBEN

GRELLE JUNGE BANDE

 

 

DIE ZELTE AUFBAUEN

(ELENDE AUFBAUZEIT)

 

 

Fotos Brigitte Fuchs: Auf dem Areal des Klosters Wettingen (inzwischen benutzt die Kantonsschule Wettingen die Klostergebäude) bauen Jugendliche ein Zeltlager auf

 

EIN ZELTLAGER BAUEN

ALLE ZAUBERN GEEINT

 

 

GEMEINSAME NAECHTE

MACHEN EIGENE TEAMS

 

 

Brigitte Fuchs

 

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Senken Schwüle

Foto Brigitte Fuchs

 

 

Wunden senken Rosen Tod
Rosen branden Meere Blut
Glut Rosen tropfen Nacht
Schwüle rosen Wogen schweigen Laut

 

 

Kurt Schwitters (1887-1948) deutscher Künstler, Maler und Dichter (Dadaist)

 

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FRANK IST REICH (Ulk mit Städtenamen)

Foto Brigitte Fuchs

 

 

WIES geht BADEN und PE trifft KING.
KREUZ zieht NACH mit MONA & CO.
LAUS mag ANNE und COT fährt BUS.
MAN will CHESTER und ER muss LANGEN.
UT hat RECHT, da sind FRAUEN im FELD.
WOL ist GAST. SANKT G dankt ALLEN.
TASCH liebt KENT und BEL nur FAST.
RO wirft STOCK und STOCK trifft HOLM.
ZÜR mag ICH und ARN kehrt HEIM.

 

 

Brigitte Fuchs

 

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Annäherung an Paul Klee

Fotos Brigitte Fuchs – anlässlich eines Besuches des Zentrums Paul Klee in Bern


I
 

Was jagen die Menschen dahin,
wie die Wellen vor dem Sturm?
Wer bläst sie an, welcher Wind?
Der Wind ihrer Wünsche bläst sie an.
Aber ihre Wünsche sind eitel.

Ich bin ein Schiffer über ihnen.
Mein Schiff ist stark
und bringt mich ans Ziel.
Es rudert die leuchtende Hoffnung
der schönsten Insel zu.

Ach, wie gewaltig brandet es da,
fast sinkt mein Mut.
Sollte hier zerschellen mein Bestes,
sag an Du leuchtende Hoffnung?

Nein, ich bin jung
und mein Arm ist gut.
Ich muss die Insel gewinnen,
und wären dort die grössten Berge,
und hiesse ihr höchster Einsamkeit.

Wohlan du freier Hauch dort oben.
Wohlan du Gischt der Brandung.

(…)

 

Paul Klee (1879-1940) deutscher Maler und Grafiker,
der auch in der Schweiz lebte
Der erste des zweiteiligen Gedichtzyklus „Was jagen die Menschen dahin“ aus dem Jahre 1901

 

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Dürres Sommergras

Foto Brigitte Fuchs

 

 

Dürres Sommergras

Auf der blauen Spiegelwand

weht es zart und frisch

 

 

Brigitte Fuchs

 

 

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Grosse Geister unter sich

Foto Brigitte Fuchs

 

 

Christoph Kolumbus (1451-1506) und Galileo Galilei (1564-1642) begegnen sich erstmals als Stein-Skulpturen in einem privaten Garten.

Kolumbus: Gibt es etwas, was Sie zeitlebens bewegte?

Galilei: Ja, sicher, die Erde und ihre Drehung um die Sonne.  –  Und Sie? Waren Sie zu Ihrer Zeit bereits in Indien?

Kolumbus: Leider nein. Aber ich schaffte es immerhin bis nach Amerika.

Galilei: Ei, Ei, Ei!

 

Brigitte Fuchs

 

Foto Brigitte Fuchs

 

 

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Hiobs Natur-Wissenschaft

Fotos Brigitte Fuchs

 

 

Er machet das Wasser zu kleinen Tropfen
und treibet Seine Wolcken zusammen zum
Regen, dass die Wolcken fliessen, und triefen
sehr auf die Menschen.

 

 

Johann Jakob Scheuchzer (1672-1733) Schweizer (Zürcher) Arzt und Naturforscher
Jobi Physica Sacra, oder Hiobs Natur-Wissenschaft, Zürich 1740

 

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