Das Bad im Brunnen

Foto Brigitte Fuchs: Kinder baden in einem alten Brunnen im Städchen Erlach/BE

 

 

Wenn endlich mal die Sonne
vom sommerhellen Himmel lacht,
besinnt man sich der Wonne,
die frisches Badewasser macht.

 

Ganz kurz mal, in der Pause,
geht es zum Brunnentrog am Hang.
Dort steigt die kühle Sause
mit Spritzen, Kreischen, Überschwang.

 

Es planschen Jungs und Mädchen
vergnügt im Badekleid.
Mich plagt beim Blick zum Bädchen,
ich geb’ es zu: der Neid.

 

Brigitte Fuchs

 

 

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Und dreh mich nach dem Wind

Foto Brigitte Fuchs

 

 

Rätsel

Wer hoch will stehen wie ich,

Nimmt oft zum Muster mich.

Es gehe wie es will,

Ich bin zu allem still,

Am hellen Tage blind,

Und dreh mich nach dem Wind.

 

 

Verfasser/in unbekannt

 

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Sandalen

Foto Brigitte Fuchs

 

Laufe in Sandalen, bis dass dir die Weisheit Schuhe einbringt.

 

Avicenna (lebte um 980-1037) persischer Arzt, Naturwissenschaftler, Philosoph, Jurist, Mathematiker, Astronom und Alchimist

 

Foto Brigitte Fuchs

 

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Sommerschale

Fotos Brigitte Fuchs

 

 

 

Die eine Hand am Himmelsrand die

andere mit den paar Kirschen unterm

Wasserstrahl eigentlich ist es sehr einfach

das Glück zu ertasten solange man nicht

mit Handlungssträngen hantiert ich hab

dir Eiskaffee gemacht mein schöner

halbgefrorener Gärtner bring mir eine

Lerche mit und deinen vollen Gesang

 

 

 

Brigitte Fuchs
Aus „Musik von weit her“, Gedichte, edition 8, Zürich 2020

 

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Wer sucht…

Foto Brigitte Fuchs

 

 

Wer sucht, der findet nicht, aber wer nicht sucht, wird gefunden.

 

 

Franz Kafka (1883-1924) deutschsprachiger Schriftsteller, der in Prag lebte.

 

Foto Brigitte Fuchs

 

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Aus einem Kornfeld

Fotos Brigitte Fuchs

 

Aus einem Kornfeld,
schräg zum See,
hob sich die Linde.

Auf schmalem Fussweg an ihr vorbei,
jeden Nachmittag durch die Juliglut zum Baden,
wir Jungens.

Der blaue Himmel, die tausend gelben Blüten, das Bienengesumm!

Und noch immer,
wenn die Andern längst unten waren,
— aus dem Wasser klang ihr Lachen und Geschrei —
stand ich.

Und sah den Himmel
und hörte die Bienen
und sog den Duft.

 

Arno Holz (1863.1929) deutscher Dichter
Aus dem Lyrikzyklus Phantasus

 

Fotos Brigitte Fuchs

 

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Aarburg versus Ennetmoos

Fotos Brigitte Fuchs: Aarburg

 

Aarburg liegt hier in der Nähe und es macht Freude, dort in der Kleinstadt und an der Aare unterwegs zu sein.

In Ennetmoos dagegen war ich noch nie und kenne die kleine Gemeinde im Kanton Nidwalden nur vom Namen her.

Doch es gelüstet mich, nächstens mal dorthin zu reisen, nachdem ich an einem Metallpfosten den leicht verblassten Aufkleber entdeckt habe…

 

Fotos Brigitte Fuchs: Aarburg

 

Nett hier
aber waren Sie
schon mal in
Ennetmoos

 

 

Foto Brigitte Fuchs: Werbekleber in Aarburg

 

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Der Adler.

Foto Brigitte Fuchs

 

 

Der Adler ist im Grund ein Lump,
Er könnt‘ herunten bleiben,
Er braucht sich über Wolken nicht
Dort stolz herum zu treiben.

Wir thäten ihn auf unsrem Hof
Mit Weizenkörnern mästen
Und setzten ihn am Sonntag dann
Gebraten vor den Gästen.

 

 

Adolf Pichler (1819-1900) österreichischer Schriftsteller und Naturwissenschaftler

 

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Am Fluss

Fotos Brigitte Fuchs

 

(…)

Ob dunkeln Spiegeln nicken Schilf und Röhricht,
Verschlafen glucksend weisse Blasen schäumen.
Es ist so recht zu sinnen und zu träumen
Die Stunde – schönheitsfroh – glückstrunken – töricht.

 

 

Cornelia Kopp, deutsche Dichterin, lebte Ende des 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts
Letzte Strophe des dreistrophigen Gedichte „Am Fluss“

 

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Mauerblümchen

Foto Brigitte Fuchs

 

Neben den scheuen, unscheinbaren und zurückhaltenden jungen Frauen, die kaum beachtet werden und früher als Mauerblümchen galten (warum eigentlich nur die Frauen, nie die schüchternen Jungs?), gibt es sie tatsächlich, die Mauerblümchen.

Das Zimbelkraut (Cymbalaria muralis) ist allerdings gar nicht so unscheinbar, wie es den Anschein erweckt. Es steckt voller Widerstandskraft und überlebt auch umwelt- und wetterbedingte Extremsituationen fast unbeschadet.

Im Gedichtzyklus „Die Blumen und das Leben“ beschrieb Ludwig Bechstein das Zimbelkraut folgendermassen:

 

„Niedliche Pflanze, du kleidest der alten Ruine Gemäuer, rankend hinab und hinauf blühest du einsam für dich. Sey der Erinnerung Bild, die, der Einsamkeit traute Genossin, oft des vergangenen Glücks sinkendes Luftschloss, umgrünt.“

 

Ludwig Bechstein (1801-1860) deutscher Schriftsteller, Bibliothekar und Archivar

 

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