Dass die Rose dir zum Beispiel werde…

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Dass die Rose dir zum Beispiel werde!
Sonne, Tau und süssen Wind von Osten
Allen Glanz und alles Glück der Erde
Weiss sie frei und unbesorgt zu kosten.
Des Propheten Weisheit braucht sie nicht
Denn sie lebt ja so, wie jener spricht.

 

Hafis oder Hãfez (um 1325-1390) persischer Dichter und Mystiker

 

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Schüttelreim 68 zur gestrigen 1. August-Feier

Fotos Brigitte Fuchs

 

 

Man kann des nachts die Blicke in die

Ferne steuern,

wo Böller und Raketen bunte

Sterne feuern.

 

 

Brigitte Fuchs

 

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Zum Nationalfeiertag

 

In dieser Zeit, da überall das Wort
Sich schellenrasselnd drängt zum ersten Ort,
Da man mit Reden wider Reden ficht,
Aus Druckpapier sich Ruhmeskronen flicht –
In dieser Zeit gedenk‘ ich jenes Tags
Als auf dem Rütli, eisenfesten Schlags,
Drei Männer-Hände klammernd sich verschränkten,
Drei Männer schweigend Aug‘ in Auge senkten.
Zu Thaten war – zu Reden keine Zeit;
Man sprach ein Wort – das aber war ein Eid. –

 

 

In dieser Zeit, da »Freiheit« rings erschallt
Und unverstanden durch die Seelen hallt,
Ein jeder Freiheit meinend, die ihm passt,
Des andern Freiheit Ärger ihm und Last –
In dieser Zeit sei jenes Volks gedacht,
Das für die Freiheit Freistatt einst gemacht,
In einer Welt der Herren und Knechte
Aufstehend Einer für des Andern Rechte. –

(…)

 

Ernst von Wildenbruch (1845-1909) deutscher Dramatiker, Erzähler und Novellist
Die ersten zwei von drei Strophen seines Gedichtes „Der Schweiz“ – Zum 1. August 1891

 

Alle Fotos Brigitte Fuchs: Fahnen der Schweiz und des Kantons Aargau

 

 

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Sommerfest

 

Nimm die Finger, zähl bis eins:
Eins ist immer mehr als keins.
Häng ein Fähnchen in den Wind, Kind!

 

 

Nimm die Finger, zähl bis zwei:
Zwei ist eins und eins dabei.
Häng zwei Fähnchen in den Wind, Kind!

 

 

Nimm die Finger, zähl bis drei:
Drei sind eines mehr als zwei.
Häng drei Fähnchen in den Wind, Kind!

 

 

Nimm die Finger, zähl bis vier:
Wenn du willst, dann helf ich dir.
Hängen wir sie in den Wind, Kind!

 

 

Steigen wir nun auf die Leiter,
zählen fünf, sechs und so weiter…
Unser Sommerfest beginnt, Kind,
wenn die Fähnchen all im Wind sind!

 

Brigitte Fuchs

 

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Keine Frau schläft so fest…

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Keine Frau schläft so fest, dass der Klang einer Gitarre sie nicht ans Fenster locken würde.

 

 

Weisheit aus Spanien

 

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Wald

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Phantasie hat ein Recht, im Schatten des Baumes zu schwelgen,
aus dem sie einen Wald macht.

 

 

Karl Kraus (1874-1936) österreichischer Schriftsteller, Publizist, Satiriker, Aphoristiker und Dramatiker
Aus „Sprüche und Widersprüche“

 

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Was den Menschen gemeinsam ist…

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Was den Menschen gemeinsam ist, sei das Wesentliche,

was sie unterscheidet, sei geringfügig.

 

 

Antoine de Rivarol (1753-1801) französischer Autor, Moralist und Übersetzer

 

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Schnappschuss

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Der Sprung ins Wasser (für den der Junge eben noch grosstuerisch Anlauf holte) ist knapp über der Wasseroberfläche gestoppt worden, der straff gespannte Körper verharrt in unelegant gekrümmter Haltung über dem Hallenbassin, das klatschende Geräusch des Aufschlags, das Gespritze und das fast zugleich zu erwartende Gekreische der beiden Mädchen, die sich unter dem springenden Jungen mit seitlich ausgebreiteten Armen am Beckenrand haltend ausstrecken, bleibt aus, nichts (von dem was geschah, von dem was ausblieb) passiert.

 

 

Brigitte Fuchs
Älterer Text zu einer ähnlichen Situation

 

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Himmelsleiter

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(…)

O, das war ein schöner Reigen,
Wie die Farben all’ ihn tanzten,
Wie die Blütenstern’ und Glocken
Kreisend sich in Beete pflanzten!
Aber in den Wundergarten
Senkte eine Jakobsleiter
Von zwei Strahlen sanft sich nieder
Aus zwei Sternen bläulich heiter!

(…)

 

Gottfried Keller (1819-1890) Schweizer Schriftsteller, Dichter und Politiker
Dritte von neun Strophen seines Langgedichts „Himmelsleiter“

 

 

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Nur der bunte Schirm

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Nur der bunte Schirm

deutet auf ein paar Tropfen

Regenwasser hin

 

 

Brigitte Fuchs

 

 

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