Spiegel der Muse

Foto Brigitte Fuchs

 

 

Sich zu schmücken begierig, verfolgte den rinnenden Bach einst
Früh die Muse hinab, sie suchte die ruhigste Stelle.
Eilend und rauschend indes verzog die schwankende Fläche
Stets das bewegliche Bild; die Göttin wandte sich zürnend;
Doch der Bach rief hinter ihr drein und höhnte sie: Freilich
Magst du die Wahrheit nicht sehn, wie rein sie mein Spiegel dir zeiget!
Aber indessen stand sie schon fern, am Winkel des Seees,
Ihrer Gestalt sich erfreuend, und rückte den Kranz sich zurechte.

 

 

Johann Wolfgang von Goethe (1749-1832) deutscher Dichter und Universalgelehrter

 

Foto Brigitte Fuchs: Hallwilersee

 

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O schöne Blume

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O schöne Blume, die wir finden,
Da alle sonst der Frost geraubt.
Den Sieg des Lichtes zu verkünden,
Erhebst du überm Schnee das Haupt.

 

 

Johannes Trojan (1837-1915) deutscher Redakteur, Schriftsteller und Kinderbuchautor

 

Foto Brigitte Fuchs

 

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Programm

Foto und Beschriftung Brigitte Fuchs

 

 

Kein rückwärts schauender Prophet,
Geblendet durch unfassliche Idole,
Modern sei der Poet,
Modern vom Scheitel bis zur Sohle!

 

 

Arno Holz (1863-1929) deutscher Schriftsteller, Lyriker und Dramatiker

 

 

Foto Brigitte Fuchs

 

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Die Fee

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Als neulich ich spazieren ging,
ein weisses Ding am Brunnen hing.
Es war komplett aus Eis und Schnee
und war bestimmt die Winterfee.
Sie hielt sich fest an den zwei Streben.
(Mir schien, es ging um Tod und Leben.)

 

 

Foto Brigitte Fuchs

 

 

Ihr Kleid glich jenem einer Braut,
die ängstlich nach dem Liebsten schaut.
Doch der war nirgendwo zu sehen.
Ach, muss die Liebe nun vergehen?
Ist die Romanze schon zerronnen,
noch eh’ sie richtig hat begonnen?

 

Brigitte Fuchs

 

Foto Brigitte Fuchs

 

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Kino

Foto Brigitte Fuchs

 

 

Kino

Noch lässt sich diese Menschheit nicht begraben,
noch kann’s im Fortschritt weiter gehn.
Erst wenn sie sich ganz und gar im Film gesehn,
dann wird sie am Ende genug von sich haben.

 

 

Karl Kraus (1874-1936) österreichischer Schriftsteller, Publizist und Satiriker

 

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Leute, die sich die Finger verbrennen

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Leute, die sich die Finger verbrennen,
verstehen nichts vom Spiel mit dem Feuer.

 

 

Oscar Wilde (1854-1900) irischer Schriftsteller, Lyriker, Romanautor, Dramatiker und Kritiker

 

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Am Opferherd

Foto Brigitte Fuchs

 

 

Komm an mein Feuer, mein Weib,
es ist kalt in der Welt.
Komm an mein Feuer und lege
dein Ohr an mein Herz.
Komm an mein Feuer und mache aus meinen Händen
eine leuchtende Schale für die Wärme
die wir – o wir, mein Weib – verschwenden
an die Welt …

 

 

Richard Dehmel (1863-1920) deutscher Schriftsteller und Lyriker

 

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Anagramm-Zweizeiler 571

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KAELTE, FROST UND EIS

EISKALTE DUFT-ROSEN

 

 

Brigitte Fuchs

 

 

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Frühlingsahnung

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Nun steht daheim der Weissdornstrauch
In ersten Knospentrieben:
Und durch die Lüfte weht ein Hauch
Von leisem Lenz und Lieben.

Nun singt daheim im Abendrot
Die Amsel auf dem Flieder:
»Vergesst des Winters bange Not:
Bald büh’n die Veilchen wieder.«

Hier starrt noch ringsum Frost und Eis:
Und doch, mit Südlandstrieben,
Durch meine Seele wogt es leis,
Ganz leis, wie Lenz und Lieben.

 

 

Felix Dahn (1834-1912) deutscher Jurist, Schriftsteller und Historiker

 

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Frostige Zeiten

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Frostige Zeiten

Ein Stoss Feuerholz im Wald

verspricht Herzwärme

 

 

Brigitte Fuchs

 

Foto Brigitte Fuchs

 

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