Was eine Hofdame glücklich macht

Foto Brigitte Fuchs: Blick in ein Schaufenster

 

Was glücklich macht

(…)

Ich habe einen schrecklichen Traum geträumt und frage mich bestürzt, was für ein Unglück nun hereinbrechen werde. Aber der Wahrsager erklärt mir, dass dieser Traum nichts zu bedeuten habe. Ich bin entzückt!

(…)

Ich freue mich besonders, wenn ich einen hochmütigen Menschen kurz abfertigen kann. Meine Freude ist riesengross, wenn es sich dabei um einen Mann handelt.

(…)

Ich bin glücklich, wenn ein Zierkamm, den ich extra machen liess, über Erwarten gut gelungen ist.

Besonders glücklich bin ich aber, wenn einer glücklich ist, den ich liebe.

(…)

 

Aus „Das Kopfkissenbuch der Hofdame Sei Shonagon“; sie war Hofdame am japanischen Kaiserhof zur Zeit der späteren Heian-Zeit (898-1186)

 

Foto Brigitte Fuchs

 

 

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26 Antworten auf Was eine Hofdame glücklich macht

  1. Andrea sagt:

    Das habe ich sehr gern gelesen … ob ich in einem früheren Leben eine Hofdame am chinesischen Kaiserhof gewesen bin? ;)))
    Tolle Bilder dazu (was habt ihr bloß für schöne Auslagen in der Schweiz!)

    Liebe Grüße zum hoffentlich glücklichen Sonntag, Andrea

    • Quer sagt:

      Das habe ich mich insgeheim auch gefragt.
      Ein bisschen Hofdame steckt wohl in jeder von uns. :–)
      Und ja, die Auslagen in den kleinen Städtchen in der Gegend dürfen sich sehen lassen.

      Danke, Andrea, und auch dir einen erfreulichen Tag!

  2. merlin sagt:

    die psyche einer hofdame ist offenbar vielfältig 😉
    den ausdruck „kopfkissenbuch“ finde ich toll.
    lautet der titel des morgigen beitrags: „was einen ritter glücklich macht“?
    wäre natürlich interessant 😉
    einen schönen sonntag dir und glg.

    • Quer sagt:

      Deinen Wunsch würde ich gerne erfüllen, Merlin. Aber ich befürchte, dass die Ritter kein Kopfkissenbuch geschrieben haben…
      Ja, die Gedanken der Hofdame Sei Shonagon sind schonungslos ehrlich und offen, sie nimmt sozusagen kein Blättchen vor den Mund. :–)

      Danke und auch dir einen schönen, beglückenden Sonntag!

  3. Eva sagt:

    Sie war wohl ein frischer Geist in einer steifen Welt. Das bißchen Glück gönnt man ihr gern, denke ich. 🙂

    Liebe Grüße von Eva

  4. Quer sagt:

    Genau das dachte ich auch, Eva. Die innersten Gedanken und Regungen, die sie dem Kopfkissenbuch anvertraute, waren wohl kaum für die damalige Öffentlichkeit bestimmt…

    Herzliche Grüsse zu dir.

  5. Wolfgang+Nießen sagt:

    Liebe Brigitte,
    das ist sehr interessant. Zeigen die Zeilen doch einerseits, dass es auch zu dieser Zeit nicht immer so war, wie wir vermuten, und andererseits, wie nah uns diese Menschen doch sind, trotz der zeitlichen und räumlichen Entfernung.
    Ich wünsche Dir einen wundervollen Sonntag.

    Viele liebe Grüße
    Wolfgang

  6. Quer sagt:

    Das stimmt, Wolfgang.
    Man ist bei diesen Zeilen erstaunt, wie ähnlich das Empfinden der Menschen zur damaligen Zeit dem unseren war, obwohl die Lebensumstände ganz andere waren.
    Hab Dank für deine Wahrnehmung und die guten Wünsche.

    Auch dir einen rundum schönen Sonntag und liebe Grüsse.

  7. Sylvia sagt:

    :-)))))
    ach, das kopfkissenbuch! das sollte ich mal wieder zur hand nehmen. so eine kostbarkeit, mit all den klugen und witzigen beobachtungen und anmerkungen. eine gelungene kombi mal wieder, danke!
    lieber gruß
    Sylvia

    • Quer sagt:

      Ja, es macht Spass und ist interessant, in ihren Aufzeichnungen zu lesen, man erfährt sehr viel aus ihrem höfischen Leben, zumal sie über alle möglichen Gefühle und Beobachtungen spricht.
      Merci, Sylvia, und liebe Retourgrüsse zu dir.

  8. Britta sagt:

    Ein spannender Einblick in eine Gedankenwelt einer fernen Zeit. Dass gewisse Empfindungen Jahrhunderte überdauern, obwohl sich sonst so vieles geändert hat, fasziniert und beruhigt.
    Heitere Grüsse Britta

  9. Quer sagt:

    Das entspricht auch meiner Einschätzung, Britta. Es beruhigt zu wissen, dass auch Jahrhunderte vor uns die Gefühlswelt keine total andere war und es demnach auch in Zukunft nicht grundlegend anders sein wird.
    Heitere Nebelgrüsse zu dir.

  10. Mona Lisa sagt:

    Manche Gefühle gehören m.E. existenziell zum Menschsein, nur die Art, sie zu äußern oder eben auch nicht, sind gesellschaftlichen Konventionen unterworfen.
    Und ja, auch mich animiert dein Beitrag dazu, das Kopfkissenbuch wieder einmal zur Hand zu nehmen.
    Einen schönen Sonntag wünsche ich dir.

  11. Quer sagt:

    So ist es, Mona Lisa.
    Hab ebenfalls einen erfreulichen Sonntag!
    Lieben Gruss.

  12. Hausfrau Hanna sagt:

    Diese,
    liebe Frau Quer,
    erfreulichen, glücklichmachenden Gedanken einer Hofdame nehme ich doch sehr gern auf und mit in den heutigen Sonntag:
    Ich bin hell entzückt und bedanke mich für diesen Beitrag mit den feinen Bildern! 🙂

    Mit einem herzlichen Gruss aus BS
    Hausfrau Hanna

    • Quer sagt:

      Das freut mich, liebe Hausfrau Hanna.
      Gedanken, die glücklich machen, können wir immer bestens gebrauchen.

      Merci und schöne Abendgrüsse zu Ihnen in die Stadt.

  13. seelenruhig sagt:

    Das ist fein – und sie formuliert es auch gar fein! Danke für diese Einblicke. Einen schönen Sonntag wünscht die Ellen

  14. Gerhard sagt:

    Ein Kopfkissenbuch, so so.
    Ich besitze ja noch die armselige Klagen, in die meine Mutter schrieb. Wohl oft nur Sätze, Aufschreie des Kummers, ich las sie bisher kaum.
    Ihre eigene Mutter ging sehr früh und sehr spät in die Kirche, um Kraft zu schöpfen. Ob mein Vater so etwas geduldet hätte? Er hatte ja immer Nachtdienst und hatte ohnehin Schwierigkeiten mit dem Schlaf.

    Liebe Grüße Gerhard

    • Quer sagt:

      Sicher gab es vieles, was unsere Grossmütter und Mütter ihrem Kopfkissenbuch zu klagen gehabt hätten. Nicht für alle waren die Zeiten gut, manches war nur sehr schwer zu ertragen. Und sich zu wehren lag den meisten von ihnen fern.

      Lieben Dank und schönen Abendgruss zu dir.

  15. Bruni8wortbehagen sagt:

    Ich überlegte schon, was für einen -Zierkamm du dir extra hast anfertigen lassen *lach*
    Dann las ich weiter 😉

  16. Quer sagt:

    Hi, hi, liebe Bruni. So ganz unwahrscheinlich (bis auf den Kamm und den Wahrsager) wären diese Gedanken für mich selber tatsächlich nicht.
    Ich denke, die irrige Annahme hat dich im Nachhinein amüsiert. Und das ist doch auch etwas. :–)

  17. Sonja sagt:

    noch nicht ganz unten geschaut, sondern beim anfangen des lesens gedacht, das können doch nicht etwa der blogfrau gedanken sein…
    und dann…
    Herzliche Grüße
    Sonja

  18. Quer sagt:

    Ein paar – aber nicht alle – könnten meine sein. :–)
    Herzlichen Retourgruss.

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