Ich aber folge meinem Sterne…

Fotos Brigitte Fuchs: Kunst am Bau auf dem Bürogebäude der SIX SIS AG in Olten

 

Sie sähn es gern, ich würde kirre
und beugete mich niederwärts;
sie machten gern mein tapfres Herz
in seinem stolzen Glauben irre.

Sie sagten mir: Es ist vergebens,
du änderst nicht den Lauf der Welt;
Knecht bleibt sie doch! Und dir vergällt
hast du den Sommer deines Lebens.

Wohl, sei es so! Sich fügen lerne,
wem Fügsamkeit genügen kann,
auch Demut schmücket ihren Mann:
Ich aber folge meinem Sterne!

Da hilft kein Rat, da ist kein Wählen,
ich kann nicht anders, wollt‘ ich auch:
Die Freiheit ist mein Lebenshauch,
sie ist die Seele meiner Seelen!

So lasst mich meine Bahn vollenden,
wie sie auch sei, mein Ziel ist mein;
ja, sollt‘ es auch ein Irrweg sein,
ich will ihn doch mit Ehren enden.

 

Robert Eduard Prutz (1816-1872) deutscher Schriftsteller, Dramatiker, Journalist und Publizist

 

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18 Antworten auf Ich aber folge meinem Sterne…

  1. ingrid sagt:

    hat der sterntänzer am dach allen stürmen getrotzt?
    hier windet es beträchtlich und kein ende in sicht.
    lieben morgengruß
    ingrid

  2. Quer sagt:

    Das weiss ich nicht, Ingrid. Ich hoffe schon. In der kommenden Nacht soll es hier nochmals Sturm geben. Man wird sehen…
    Herzlichen Gruss zu dir.

  3. Eva sagt:

    Ein interessantes, bewegtes Leben war das offenbar, das des Herrn Prutz, von dem ich vorher nie gehört hatte, über welches man aber gut bei Wikipedia nachlesen kann. Etwas pathetisch klingt er ja (und das entspricht dem Kunstwerk ganz gut, finde ich), aber Freiheit war auch immer mein Stern, wenn auch in einem etwas anderen Sinne als dem, der gerade so aktuell scheint.

    Liebe Grüße von Eva

  4. Quer sagt:

    Genau, Eva, auch ich verstehe unter Freiheit etwas grundsätzlich Anderes als die Fanatiker und Querdenker (die mir sogar meinen Blognamen anrüchig gemacht haben.)
    Ja, der Text ist etwas selbstbezogen und pathetisch.
    Lieben Gruss zu dir.

  5. Wolfgang+Nießen sagt:

    Liebe Brigitte,
    ein tolles Gedicht, dass mir tatsächlich aus der Seele spricht. Lieber treffe ich selbst eine Entscheidung, auch wenn sie falsch sein sollte, als dass ich Entscheidungen für mein Leben von anderen treffen lasse, die auch falsch sein können. Denn die Zukunft schert sich nicht darum, was ich oder wer auch immer, über sie denkt.
    Ich wünsche Dir einen schönen Sonntag.

    Viele liebe Grüße
    Wolfgang

    • Quer sagt:

      Stimmt schon, Wolfgang, im Grunde sind wir selber verantwortlich für unser Tun und Lassen und müssen also auch unsere Entscheidungen autonom treffen. Ein gutes Bauchgefühl hilft dabei. :–)
      Danke und hab auch einen schönen Sonntag!
      Lieben Gruss.

  6. merlin sagt:

    eine aussergewöhnliche skulptur hast du da gefunden!
    toll mit welcher dynamik die figur unterwegs ist.
    ich greife heute in der küche nach den sternen 😉
    bei den vorhandenen rezepten nehme ich mir dann die nötige freiheit…
    glg. und einen stimmigen sonntag dir.

  7. Quer sagt:

    Ja, die Figur, welche die Sterne vom Himmel zu holen scheint, fasziniert mich jedes Mal, wenn ich daran vorbeigehe.
    Allerdings weiss ich nichts über den oder die Künstlerin.
    Herrlich: Schwinge dich in den kulinarischen Sternenraum und lass die Kochkellen tanzen! Bestimmt kommt Erstaunliches zustande.
    Einen lieben Gruss aus den Niederungen der Gilde. :–)

  8. Hausfrau Hanna sagt:

    Lieber,
    liebe Frau Quer,
    nach den Sternen greifen oder seinem Stern folgen, als die Fahne in den Wind hängen…

    Meint Hausfrau Hanna und schickt Ihnen einen herzlichen Gruss in den noch windstillen Sonntag!

    PS. Wenn Sie wüssten, wie oft ich meinen Blognamen in den vergangenen Jahren schon verwünscht habe…
    PPS. Ich hoffe, ich darf Sie weiterhin als Frau Quer anreden.

    • Quer sagt:

      Oh ja, liebe Hausfrau Hanna, lieber nach den Sternen greifen als sich opportunistisch nach dem Wind drehen.

      Ihr Blogname hat mich noch nie gestört, er ist doch etwas Besonderes. :–)
      Einen lieben Gruss in den Nachmittag – bei (noch) mässigem Wind.
      Aber sicher bleibe ich bei „Quer“: Ich war schliesslich zuerst dabei. :–)

  9. Andrea sagt:

    Da wird ja ein weites Feld aufgetan, so zwischen Entscheidungen, die man frei trifft und der Frage, was zu tun ist, wenn sie möglicherweise falsch getroffen wurden, auf falsche Wege geführt haben.
    Ist es tapfer, stolz und frei, trotzdem an ihnen festzuhalten? Oder ist es starrsinnig und alles andere als frei, wenn man eine einmal getroffenen Entscheidung noch nicht mal revidieren kann? Ist es tatsächlich so erstrebenswert, nach den Sternen zu greifen? Auch wenn die Phantasie keine Schwerkraft kennt, so sind wir Menschen auf Erden doch an sie gebunden – und das ist keine Unfreiheit, sondern ein Naturgesetz. 😉
    In die Sterne schauen und angesichts ihrer zahllosen Ewigkeiten sich selbst und seine Entscheidungen dann vielleicht nicht mehr ganz so wichtig zu nehmen, ob da nicht viel mehr Freiheit drin liegt?

    Sonntägliche Grüße von Andrea

    • Quer sagt:

      Da könntest du in der Tat recht haben, Andrea.
      In Sturheit und Trotz sollte man mit seinen Idealen jedenfalls nicht hängenbleiben. Wir kennen derzeit Beispiele zuhauf!
      Aber die gute Sache nicht an die Falschen verraten (ich denke da z.B. an Rosa Luxemburg) und für seine tiefe Überzeugung einstehen, scheint mir doch beherzt und richtig zu sein.
      Na ja, eine Definition von Freiheit ist wohl etwas vom Schwierigsten…

      Danke für deinen engagierten Kommentar und herzlichen Gruss.

  10. Britta sagt:

    Nach den Sternen greifen, ein schönes Sinnbild. Das nehme ich gerne mit in den Tag und halte Herz und Hand offen, um zuzugreifen.
    Heitere Grüsse Britta

    • Quer sagt:

      Ja, ich mag den Ausdruck auch sehr gerne, obwohl wir ja nicht wirklich damit rechnen, die Sterne vom Himmel zu holen. Himmelsleitern reichen nun mal nicht bis ganz nach oben… :–)
      Heitere Sonntagsgrüsse auch zu dir, Britta.

  11. mona lisa sagt:

    „Freiheit als Lebenshauch“ als Ziel und gleichzeitig Weg des eigenen Lebens,
    das entspricht mir sehr, würde es gleichwohl anders formulieren 😉
    Herzlichen Dank für diesen so passend bebilderten Text.
    Hab einen Sonntag, an dem sich vieles angenehm fügt 😉

  12. Quer sagt:

    Gewiss, wir würden diese Freiheitsliebe und den Anspruch an Selbstbestimmung sicher anders formulieren, Mona Lisa.
    Aber grundsätzlich sind wir zutiefst erfreut darüber, uns nicht total verbiegen zu müssen für ein System, eine Diktatur oder eine vorgeschriebene Lebensform.
    Lieben Dank und auch dir einen Tag, der deinem Anspruch genügt!

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