Foto Brigitte Fuchs
Es wird sich weisen wer fortan an
diesem Strick ziehen wer noch
diesen Eimer mit gleissendem
Sonnenlicht ausschütten wird über
die Dachschrägen der Höfe in denen
die Bauern (hartnäckige Schweiger)
auf ihren abgewetzten Stabellen sitzen
die Hand am Bierglas einer rückt die
Zeiger der Uhr ein Stück vor ein
anderer liest die Todesanzeigen im
Lokalblatt – Wieder einer dabei
der nicht fehlen wird der nichts
hinterlässt als den Namen Remigius
Brigitte Fuchs
Aus „Es tanzt der Stein“ Gedichte, edition 8, Zürich 2024
Und doch sind immer wieder welche dabei, die fehlen.
Vielleicht nicht vielen, aber einigen, aber mir.
Liebe Grüße
Und wie manche fehlen, Mona Lisa. Du hast ja recht.
Im Poem sind nur jene gemeint, die allein lebten, alt schon, verwitwet oder ohne Partnerin, die kaum Freundschaften pflegten, welche, die man im Dorf nur dem Namen nach kannte. (Eine Art von Alpöhis – ohne Heidi.)
Deinen schmerzlichen Verlust kann ich nachfühlen und bestens verstehen.
Einen guten Tag dir und herzlichen Gruss.
Die, die nirgends dazugehört hatten, weil sie entweder aus freien stücken anders waren oder nicht dazugehören, weil sie verschiedensten Gründen nicht teilhaben konnten. die, die man nicht sieht, weil sie unbequem waren und eventuell ein schlechtes Gewissen gemacht haben, aber man keine Zeit für sie hatte, weil die eigenen Sorgen überhandgenommen haben.
Helle Morgengrüße aus dem erwachenden Dorf, piri
Genau die sind gemeint, piri.
Du bringst es auf den Punkt.
Helle Morgengrüsse zurück zu dir.
Ein eindrückliches Poem, das du geschrieben hast. Gestern auf dem Rontaler Höheweg kamen wir an einigen Bauernhöfen vorbei. So nah sind sie räumlich bei uns und gleichzeitig haben die Menschen darin ganz andere Lebenswelten, Themen und Träume als wir Städter.
Einen herzlichen Gruss!
Das tönt spannend, Valentina, diesen Höhenweg kannte ich nicht.
Was du über die verschiedenen Lebenswelten sagst, ist eine Tatsache, die sowohl verwundert als auch logisch scheint. :–)
Danke für deine so passenden Worte und lieben Gruss ins Wochenende.
Dein Text geht ans Herz, liebe Brigitte. Ja oft erinnern nur noch die verlassenen Höfe an die Menschen, die dort einsam lebten, ihr Leben quasi fristeten, deren Leben zerfiel wie dann alles ringsum. Eine traurige Welt …
Dir liebe Grüße,
Edith
So kann es geschehen, manchmal zumindest.
Danke, Edith, und liebe Grüsse zurück zu dir.
Ein stilles, melancholisches und nachdenkliches Gedicht ist das, mit: „Es wird sich weisen“ beginnt und das mit einem Namen endet, der (wie mir Wiki verraten hat) „Ruderer“ bedeutet. Da ist also einer durchs Leben gerudert? Schön gemacht finde ich, wie das Gedicht im Metaphorischen beginnt und dann in die Tristesse einsamer, schweigsamer Bauernhöfe führt. Das Wasser (aus dem Brunnen des Lebens?) holen, bedeutet ja neues, helles und vielversprechendes Leben. Die Frage, zu der dieses „Es wird sich weisen“ die Antwort sein könnte, könnte lauten: Wird es noch weitergehen – nach diesen einsamen, schweigsamen, verlorenen (?) Leben?
Sehr schön finde ich, wie sich der Gedanke, der an sich ja „trocken“ ist, in ganz konkreten, alltäglichen Dingen darstellt.
Liebe Grüße, Andrea (die sich heute auch mal wieder mit ganz konkreten Dingen beschäftigen wird müssen. 😉 )
Es ist immer wieder faszinierend, Andrea, was du aus einem solchen Text „herausholst“.
Dass der Name Remigius „Ruderer“ bedeutet, wusste ich selber nicht, er passt aber bestens.
Herzlichen Dank dir, lieben Gruss und viel Glück und gutes Gelingen bei deinen konkreten Vorhaben.
Todesanzeigen las ich noch nie,
Auf utube gibt es aber
* in 2025 bisher gestorbene Schauspieler
* durch selbstmord gestorbene schauspieler
*…
Da klicke ich schon mal drauf.
Liebe Grüße Gerhard
Doch, Gerhard, ich lese die Todesanzeigen meistens interessiert, zumal sie oft mehr über die Angehörigen aussagen als über die Verstorbenen.
Und manchmal ist jemand dabei, den oder die man gut kannte und nun wohl schmerzlich vermissen wird.
Die verstorbenen Schauspieler interessieren mich dagegen weniger. :–)
Lieben Gruss zu dir.
Was für packende Abschiedsworte von Dir, liebe Brigitte,
und ein so friedliches Foto dazu.
Liebe Grüße zum Wochenende von Bruni an Dich
Danke, Bruni.
Und ebenfalls liebe Wochenendgrüsse zu dir.
Die Stille ist aus Text und Bild heraus spürbar – so mag ich es!
Auf so einem Hof könnte ich mir meinen Lebensrest auch vorstellen. Nur nicht in einer Höhenlage. Das Winterwetter hoch oben hatte ich lange genug. Aber im Tal, in Felder und Wiesen gebettet – gern.
Ich suche aktuell, aber finde nichts….
Liebe Grüße,
Syntaxia
Das kann ich mir mir gut für dich vorstellen, Syntaxia, oh ja.
Vielleicht erfüllt sich der Traum ja noch …
Lieben Retourgruss.
so traurig, wenn menschen nicht vermisst werden und die niemandem fehlen. sie haben wohl ihr leben – oder einen teil ihres lebens – in einsamkeit verbracht, sei es in selbstgewählter oder von außen geschaffener.
dein gedicht lässt mich ein wenig erschauern und ich hoffe – in kleinkindmanier – dass diese im himmel auf liebe menschen treffen, die ihnen freundlich gesonnen sind und mit ihnen gemeinsam das ein oder andere bier trinken.
liebe sonntagsgrüße von mano
Das denke ich auch, Mano. Und deine kindliche Vorstellung teile ich und wünschte es mir auch für diese Menschen.
Hab Dank und sei herzlich gegrüsst!
Und wieder einer weniger auf den Stabellen (was ist das?). Tja, der Weg alles Irdischen, aber jetzt komm, erstmal Frühling!
Gruß von Sonja
Eine Stabelle ist ein geschnitzter Bauernstuhl aus Holz mit Lehne.
Und ja, Frühling soll sein!
Einen lieben Abendgruss zu dir.