An die Bäume

Fotos Brigitte Fuchs: Alte Bäume im Bally-Park Schönenwerd/SO

 

Ihr, die Verwandelten,
Einst ein Geschlecht von Göttern,
Ehrwürdige Bäume,
Liebt ihr mich wie ich euch?
Achtet ihr mein, der Kurzlebenden,
Sklavisch Gebundenen?
Tief in die Erde gemauert,
Steht euer Stamm wie ein Turm,
In versteinerten Schuppenpanzern
Unüberwindlich wie Behemoth.
Silbergerüstete Pappeln heben
Auf zu den Wolken ihr schimmerndes Haupt.
Geisterhaft
Umhaucht die Ölweide Wohlgeruch,
Die uralt verkrümmte,
Und wie erstarrte Schlangen
Krallt sich der Eiche Geäst
Schicksalhaft: Schicksale, die jetzt fern,
Längst vergessen von euch,
Aber wie hehre Musik
Durch eure heiligen Wipfel rauschen.

 

Ricarda Huch (1864-1947) deutsche Dichterin, Philosophin und Historikerin

 

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16 Antworten auf An die Bäume

  1. merlin sagt:

    pathetische zeilen dieser dichterin,
    aber bäume darf man immer loben oder bewundern 🙂
    liebe grüsse in den morgen und einen guten tag dir.

  2. Quer sagt:

    Ja, etwas Pathos ist angebaracht bei diesen uralten Bäumen. Viele leiden zur Zeit ganz gehörig, das stimmt wehmütig.
    Aber der Tag wird freudig, denke ich. Die Jugenherberge öffnet – ab jetzt immer Dienstags. :–)
    Danke, Merlin, dir auch einen guten Tag und einen herzlichen Morgengruss dazu.

  3. waldviertelleben sagt:

    verwurzelte götter – das sind aber viele. göttermilliarden.
    liebe morgengrüße in die jugendherberge
    ingrid

  4. Mona Lisa sagt:

    Ich habe einen solchen Gott, durch dessen Wipfel hehre Musik rauscht im Garten stehen: eine riesige Blutbuche. Ich mag sie, auch wenn sie jedes Jahr den Rasen trocken legt und hässlich aussehen lässt.
    Liebe Grüße

    • Quer sagt:

      So eine ausladende Blutbuche steht auch hier in der weiteren Nachbarschaft.
      Sehr imposant, diese Riesen.
      Dafür nimmt man sicher auch etwas spröden Rasen in Kauf.
      Lieben Gruss über Land.

  5. Hausfrau Hanna sagt:

    Um auf die Frage,
    liebe Frau Quer,
    der Dichterin zu antworten:
    Ja, ich liebe euch, ihr Bäume – und das in/zu jeder Jahreszeit!

    Einen kunterbunten Bullerbü-Tag mit den Buben 🙂
    Und einen herzlichen Gruss aus der Stadt
    Hausfrau Hanna

    • Quer sagt:

      Schöne, alte Bäume, liebe Hausfrau Hanna, lösen auch bei mir ganzjährige Zuneigung aus.

      Den quirligen Bullerbü-Tag hatten wir heute – drinnen wie draussen: :–)
      Einen leicht ermatteten, aber sehr zufriedenen Gruss zu Ihnen.

  6. Roswitha sagt:

    Wurzeln und Flügel haben die Bäume, erdnah und himmelwärts gerichtet sind sie.
    Verwurzelte Götter oder Göttinnen, dieser Begriff gefällt mir sehr. Die Musik der Bäume im Wind ist unser Lebensbegleiter, so wir hören können.
    Einen guten Tag wünscht Roswitha

    • Quer sagt:

      Ja, Roswitha, ich könnte mir vorstellen, dass Bäume in der Dichtung mit zu den meist besungenen und gelobten Motiven gehören.
      Zumal wir sie mit fast allen Sinnen erfassen können.
      Danke und dir einen schönen, milden Abend!

  7. PepeB sagt:

    Bäume sollten unentwegt gepriesen und besungen werden.
    Die Ureinwohner Amerikas nennen sie „unsere stehenden Brüder“, das gefällt mir sehr, weil es unsere enge Verbundenheit mit ihnen ausdrückt.
    Viel Spaß mit der Jugend heute – z.B. unter oder gar auf Bäumen? – wünscht dir
    Petra

  8. Quer sagt:

    Der Begriff der Brüder (oder Schwestern) gefällt mir auch sehr.
    Ja, Freunde sind sie uns und Wegbegleiter und manchmal sogar mehr…
    Merci, Petra, den Spass hatten wir: nachmittags auf einem grossen Spielplatz, allerdings unter Bäumen. (Klettermöglichkeiten gab es genug andere.)
    Sei herzlich gegrüsst!

  9. Syntaxia sagt:

    Das sieht nach einem großen und schönen Park aus.
    Bäume sind toll! Ich denke manchmal, sie sind der Menschen Freunde, doch wir respektieren es zu wenig.

    Liebe Grüße,
    Syntaxia

  10. Quer sagt:

    Ja, der Park ist weitläufig und sehr schön.
    Und es gibt da ganz wunderbare alte Bäume.

    Lieben Gruss zu dir.

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