An die Muse

Foto Brigitte Fuchs

 

O Muse, die du weisst, was Tier und Bäume sagen,
Wovon der Vogel singt, was Fisch und Wurm beklagen,
Ich bitte, sage mir, wie reden Löw‘ und Maus?
Wovon schwatzt Schneck‘ und Frosch? wie sprechen muntre Pferde?
Was denkt der volle Mond? worüber seufzt die Erde?
Wie redet die Natur? Es lässt ja ungereimt,
Wenn roher Sänger Witz von Wut der Lämmer träumt,
Die Löwen weinen lässt, die Hasen drohen lehret,
Gewächsen Flügel dreht, und die Natur verkehret.
Aesopus dichtete natürlich, ohne Zwang,
Aesop, der von der Maus bis an den Löwen sang,
Und, ohne der Natur was Falsches aufzubürden,
Die Tiere reden ließ, wie Tiere reden würden.
Die Wölfe dürsteten nach feiger Lämmer Blut,
Der Hisch pries sein Geweih, der Uhu seine Brut,
Der Panther drohete, der Stier sprach von dem Stalle,
Der Sperling plauderte, der Fuchs betrog sie alle.
So sang der Phrygier. Nicht, was sich widersprach,
Floss jemand in sein Lied. Ihm sang ein Phädrus nach,
Und alle, die nach ihm das Fabelreich durchstrichen,
Erhoben ihren Ruhm, so weit sie jenen glichen.
Mein Mund versucht ihr Lied. Wie, wenn es nicht gelingt?
Wer zweifelt, hat gewählt. Es sei gewagt, er singt.

 

 

Magnus Gottfried Lichtwer (1719-1783) deutscher Dichter
Text aus dem Internet

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18 Antworten auf An die Muse

  1. merlin sagt:

    eine muntere schar hast du da aufgeboten 😉
    wir hoffen, die hasen drohen in den nächsten tagen nicht!
    glg. und einen tag mit mus(s)e.

  2. mona lisa sagt:

    Osterlämmer, wie fein!
    Schweigend vereint 😉
    Fröhliche Samstagmorgengrüße, mit Sonnenstrahlen garniert.

  3. Quer sagt:

    Es ist immer anrührend, die wolligen Kleinen zu sehen.
    Sonnige Retourgrüsse zu dir.

  4. Zitante Christa sagt:

    Könnten Tiere reden, könnten wir Menschen viel von ihnen lernen – denke ich oftmals.
    Ein Blick in Aesops Fabeln (die später noch von Jean de La Fontaine textlich erweitert wurden) reicht aber manchmal auch schon aus.
    Ob die Lämmer das Osterfest wohl überleben?
    So viele Gedanken, die Du da mit Deinem Posting anstößt…
    Einen lieben vorfestlichen Gruß von
    Christa

  5. Quer sagt:

    Danke für deinen engagierten Kommentar, liebe Christa.
    Ja, da bleiben viele Fragen unbeantwortet.
    Diese Lämmer, nehme ich an, werden das Osterfest erleben und überleben.
    Einen herzlichen Gruss zu dir.

  6. Britta sagt:

    Die Tierwelt hätte bestimmt viel zu lam(m)entieren. Doch scheinen sie mir oftmals zufriedener als viele Menschen.
    An diesen Lämmern hätt ich auch nicht einfach vorbei gehen können. Ich wünsch den kleinen von Herzen, dass sie der Wolle halber gehalten werden.
    Heitere Frühlingsgrüsse Britta

  7. Klaus-Dieter Kowalsky sagt:

    glaub mir, das Osterfest wird richtig schön

  8. Eva sagt:

    Nun, Lichtwer hält gebührend Abstand und seine Zweifel gereichen ihm zur Ehre.
    Auf dass es ihm nicht ergehe wie seinem Hausherrn mit den Katzen, welchjener „zerbrach zwo Reihen Zähne / denn blinder Eifer schadet nur.“ – Ich mag Lichtwer.

    Lieben Gruß!

    • Quer sagt:

      Das Zweifeln liegt auch mir etwas im Blut.
      Es muss ja nicht gleich mit dem Zerbrechen von Zähnen enden… 🙂
      Der Herr Lichtwer, muss ich gestehen, war mir bisher nicht wirklich bekannt. Aber den Text hier fand ich beachtlich.
      Ebenfalls lieben Gruss zu dir, Eva.

  9. Sonja sagt:

    Seltsame Worte lese ich da.
    Irgendwo nachschauen möchte ich nicht.
    Einfach alles so stehen lassen.
    Und dir Frohe Ostern wünschen!
    Sonja

  10. Szintilla sagt:

    Fabelhafte Osterlämmlein, mir sprang noch keins vor die Linse.
    Es scheint fast so als würden sie sich beim Grasmümmeln Geheimnisse zu flüstern. 🙂

    Liebe Grüße,
    Szintilla

  11. Quer sagt:

    Ja, so kommt es mir auch vor, Szintilla.
    Die drei Süssen könnten natürlich auch nach leckeren Osterkräutchen suchen. 🙂
    Herzlichen Abendgruss.

  12. Finbar sagt:

    Frohe Ostern!
    Liebe Grüße zur Nacht vom Lu

  13. Quer sagt:

    Frohe Ostern auch dir, lieber Lu!
    Merci und liebe Grüsse.

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