Augen, die noch nicht sehen

Foto Brigitte Fuchs

 

Augen, die noch nicht sehen,
werden mein Grab einst blühen sehn;
Füsse, die noch nicht gehen,
werden daran vorübergehn.

Lippen, die noch nicht lachen,
werden sich öffnen im Sonnenschein,
Herzen, die noch nicht wachen,
werden schlagen und fröhlich sein;

werden dem Leben sich schenken,
schenken der seligen Stunde sich,
und werden der Toten so wenig gedenken
wie einstmals ich!

 

 

Carl Hermann Busse (1872-1918) deutscher Schriftsteller, Lyriker und Literaturkritiker

 

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20 Antworten auf Augen, die noch nicht sehen

  1. Gerhard sagt:

    Das ist normal und war immer so. Sterben tun nur immer die anderen.
    liebe Grüsse
    Gerhard

  2. Quer sagt:

    Ob das so gemeint ist? Mir scheint, er spricht von der nächsten Generation, die noch nicht auf der Welt ist, ihn wohl gar nicht mehr kennenlernen wird, und deshalb noch ganz unbefangen und sorglos, wie Kinder es sind, ins Leben hineinschreiten wird. Ganz ohne Ballast und tiefschürfende, schmerzhafte Erfahrungen im „Gepäck“.
    Einen lieben Gruss zu dir.

  3. mona lisa sagt:

    Sich dem Leben schenken –
    Über diese Zeile werde ich heute mal sinnieren.
    Danke für den Anstoß.
    Hab einen unbefangenen Tag.

    • Quer sagt:

      Ein ungewöhnlicher Gedanke, oh ja. Darüber kann man tatsächlich länger nachdenken.
      Vielfach gilt ja die These, dass das Leben ein Geschenk an uns ist…
      Danke, Mona Lisa. Auch dir einen feinen Tag!

  4. merlin sagt:

    danke für deine erklärenden worte, die für mich so sinn machen.
    ja, die welt hört nicht auf, wie g. eich treffend einmal schrieb.
    darin liegt für mich hoffnung und trost.
    e guete tag dir ond glg.

  5. Quer sagt:

    So ist es. Diese Sicht des Lebens kann zu einem gelasseneren Weltbild führen.
    Für mich ist das auch eine beruhigende Gewissheit.
    Vielen Dank, Merlin. Einen frohen Tag auch dir!

  6. Eva sagt:

    Ja, das Leben geht an den Toten vorbei und läßt sie ganz schnell hinter sich, so muß es sein.

    Liebe Grüße von Eva

  7. Quer sagt:

    Ja, das muss wohl so sein, Eva.
    Alles fliesst, alles wandelt sich und das Leben behauptet sich immer wieder neu.

    Einen lieben Gruss zu dir.

  8. Hausfrau Hanna sagt:

    So ist es,
    liebe Frau Quer,
    in den Gedichtzeilen findet sich Trost, Hoffnung und sogar etwas Unbekümmertheit.

    Mit einem grossen Danke für das Gedicht zu ‚Allerseelen‘, das ich in Erinnerung an meinen Vater (der in der Allerseelennacht 2001 gestorben ist) mit mir nehme.
    Liebe Grüsse
    Hausfrau Hanna

  9. Quer sagt:

    Schön, dass das Gedicht so gut passt, liebe Hausfrau Hanna.
    Ja, etwas Unbekümmertheit lese ich aus dem Gedicht auch heraus.
    Das gefällt mir sehr daran.
    Und unsere liebsten Verstorbenen behalten wir natürlich für immer im Herzen.
    Einen lieben Gruss über die Hügel.

  10. Sonja sagt:

    Das Leben läuft eben am Schnürli 🙂
    Gruß von Sonja

  11. rosadora sagt:

    der letzte satz stimmt einfach nicht
    du warst gestern auch auf dem friedhof – oder (foto)
    als ich mein buch vom jüdischen friedhof zauberte
    waren die toten die lebenden im gegensatz zu den lebenden toten
    und ich hatte eine ahnung wie das einmal sein könnte
    es ging mir gut damit
    schöne grüße
    rosadora

  12. Quer sagt:

    Wenn du meinst. Für mich stimmt er so.
    Kinder und Jugendliche, die noch keine engen Bezugspersonen verlieren mussten, müssen auch der Toten nicht gedenken.
    Mein Foto stammt nicht von gestern. Es entstand vor knapp einer Woche. (Ich besuche gerne Friedhöfe – lieber während des Jahres als an solchen offiziellen Gedenktagen.)
    Dir ebenfalls schöne Grüsse.

  13. Lo sagt:

    Ein wunderbares Gedicht, liebe Brigitte.
    Eines, das nachwirkt.
    Liebe Grüße!

  14. Quer sagt:

    Das freut mich, Lo.
    Mir gefällt es auch ausnehmend gut.
    Einen lieben Abendgruss zu dir.

  15. Anna-Lena sagt:

    Beeindruckende Zeilen, liebe Brigitte.
    Wir sind nur ein kleiner Teil des gewaltigen Großen und darin besteht trotzdem auch unsere Größe.

    Einen lieben Gruß dir,
    Anna-Lena

  16. Quer sagt:

    Das finde ich auch, Anna-Lena.
    Dein Fazit ist so zutreffend!

    Sei auch lieb gegrüsst!

  17. seelenruhig sagt:

    Sehr wahre, passende Zeilen. So ist das eben! Lasst den Jungen doch diese gnädige Zeit… diese Zeit, in der sie sich unsterblich wähnen…. sie ist so kurz, Manchen wird sie schon früher genommen und sie erwachen jäh…(z.B. meinem Mann und meinem Sohn, denen jeweils der Vater mit 13 bzw 15 genommen wurde)
    liebe Grüße von Ellen

  18. Quer sagt:

    Oh ja, dieser Meinung bin ich auch, Ellen.
    Wie tragisch, dass dein Mann und dein Sohn ihre Väter so früh verloren.
    Dieser Verlust ist wohl unbeschreiblich.
    Einen ganz lieben Gruss zu dir.

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