Aus der Enge

Foto Brigitte Fuchs

 

 

Hinaus möcht ich ziehn in die blühende Weite,
ein Lied auf der Lippe, den Lenz als Geleite,
in rauschende Wälder an sonnigen Borden,
auf ragende Berge – nach Süden, nach Norden –
Hinaus nur, hinaus!

Hinaus möcht ich ziehn auf die lärmenden Gassen,
ein Tropfen, versinken im Meere der Massen,
der eigenen Pulse Anschwellen und Schwinden
erschauernd als Herzschlag der Menschheit empfinden;
Hinaus nur, hinaus!

Hinaus möcht ich ziehn in die schimmernde Ferne; –
schon glänzen zu Häupten mir tropische Sterne:
in glühenden Nächten, in pressenden Armen
möcht ich zu lachendem Leben erwarmen …
Hinaus nur, hinaus!

 

Clara Müller-Jahnke (1860-1905) deutsche Dichterin, Journalistin und Frauenrechtlerin

 

Foto Brigitte Fuchs

 

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22 Antworten auf Aus der Enge

  1. waldviertelleben sagt:

    tja. hinaus – das ist wohl gerade weniger. wobei wir können uns relativ frei bewegen (sollen wir zwar nicht, aber können wir). das ist ja in anderen ländern nicht so.
    habs gut und fein und alles hat ein ende!
    herzlich
    ingrid

  2. Quer sagt:

    Ja, hinaus ist bei uns auch noch möglich.
    Möglichst alleine halt.
    Genau, liebe Ingrid, irgendwann werden wir ein Ende absehen können…
    Lieben Morgengruss zu dir.

  3. merlin sagt:

    ferne, weite wird durch nähe ersetzt.
    muss nicht immer nur schlecht sein.
    wünsche dir einen schönen frühlingstag!
    glg.

  4. Quer sagt:

    Das ist wohl wahr.
    Hab auch einen freudigen Tag, Merlin!

  5. Britta sagt:

    Ja, der Wunsch nach genau diesen Dingen wird auch bei mir immer lauter. Ich weiss, die Zeit wird wieder kommen, immerhin.
    Heitere Grüsse Britta

  6. Quer sagt:

    Wir brauchen viel Geduld und Selbstdisziplin, denke ich.
    Freuen wir uns auf danach, liebe Britta!
    Schönen Retourgruss

  7. Hausfrau Hanna sagt:

    Vieles,
    liebe Frau Quersatzein,
    was die deutsche Dichterin schreibt, ist im Moment so nicht möglich –
    aber auch ganz in der Nähe gibt es vieles, was ‚glänzt und wärmt‘ !

    Ihre beiden Bilder sind wunderschön!
    Mit einem herzlichen Gruss in den Nachbarkanton
    Hausfrau Hanna

  8. Quer sagt:

    So ist es, liebe Hausfrau Hanna. Wir müssen uns begnügen mit dem was geht. Und es gaht ja noch einiges, was wärmt und erheitert.

    Lieben Dank und sonnige Grüsse zu Ihnen in die Stadt.

  9. mona lisa sagt:

    Zu „lachendem Leben erwarmen“ – das geht auch in der unmittelbaren Umgebung. Es hängt für mich auch davon ab, was ich wahrnnehme und vor allem, ob oder wie ich es bewerte 😉
    Hab einen Tag mit glänzenden Augenblicken.
    Herzliche Grüße

    • Quer sagt:

      Da gebe ich dir Recht, Mona Lisa: Es kommt ganz entschieden auch auf die eigene Einstellung an.
      Lieben Dank und auch dir viel Schönes!

  10. Szintilla sagt:

    Gezwungenermaßen werden wir auf die unmittelbare Nähe fokussiert, das sagte Goethe:

    Willst du immer weiter schweifen?
    Sieh, das Gute liegt so nah.
    Lerne nur das Glück ergreifen:
    Denn das Glück ist immer da.

    Erinnerung

    Liebe Grüße
    Szintilla

  11. Valentina sagt:

    das thema ferne
    das sage ich gerne
    es reizt mich jetzt nicht
    man darf nicht hinaus
    ich bleibe im (ums) haus
    die weite im garten, die gibt es ja auch

    (Mir ist natürlich meine privilegierte Situation mit unserem Garten bewusst, wenn ich das schreibe. Ich möchte allen Menschen gönnen, dass sie genügend Raum für sich zu finden in der nächsten Zeit, um gut über die Runden zu kommen!)

    Einen schönen Tag und liebe Grüsse!

    • Quer sagt:

      Wir, die wir in den Garten gehen können, gehören tatsächlich zu den Privilegierten, liebe Valentina.

      „In einem Garten ging das Paradies verloren,
      in einem Garten wird es wieder gefunden.“
      Dieses Sprichwort bekommt jetzt eine noch intensivere Bedeutung.

      Danke und auch dir einen haus- und gartenfrohen Tag!

  12. Gerhard sagt:

    Da hast Du ja ein sehr passendes Gedicht für unsere Zeit gefunden!

    Für meine Mutter und meinen Vater war die wöchentliche Wanderung mit Freunden ein ungehuerer Labsal. Auf den Fotos wirkten sie wie andere Menschen. Zuhause wurde ja sonst immer gestritten oder man war stumm.

    Gruß
    Gerhard

  13. Quer sagt:

    Bei Clara Müller waren es wohl die gesellschaftlichen Zwänge, bei uns ist es die Zuhausebleib-Strategie. Aber der Text passt gut zu beidem.

    Schade, dass deine Eltern nur draussen zu Eintracht und Gespräch finden konnten. Ich habe zum Glück ganz andere Erinnerungen.

    Lieben Nachmittagsgruss.

  14. sylvia sagt:

    hachjaaaaa…
    deine fotos vermitteln sie gut, diese ersehnte weite. und ich mag mich gern anschließen denen, die auf die weite in der nähe verweisen. es gibt sie, die tiefen atemzüge…
    lieber gruß
    Sylvia

  15. Quer sagt:

    Tiefe Atemzüge, oh ja!
    Merci und herzlichen Gruss zu dir,
    Sylvia.

  16. Sonja sagt:

    Der Schatten des Baumes, ein quirliger Wegweiser?
    Gruß von Sonja

  17. Quer sagt:

    Genau! 🙂
    Schönen Morgengruss.

  18. PepeB sagt:

    Oh ja, hinaus, hinaus!
    Bis in den Garten, allein oder zu zweit spazieren und zum Einkaufen aufs geht‘s hier ja noch.
    Die Beschränkung macht die Weite erstrebenswert …
    Liebe Grüße aus der Ferne
    Petra

  19. Quer sagt:

    Wir waren heute im Wald, der gleich nebenan beginnt. Schön wars und weit!
    Sei herzlich gegrüsst, Petra!

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