Archiv der Kategorie: Bilder
Verklärung
Fotos Brigitte Fuchs
Wenn es Abend wird,
Verlässt dich leise ein blaues Antlitz.
Ein kleiner Vogel singt im Tamarindenbaum.
Ein sanfter Mönch
Faltet die erstorbenen Hände.
Ein weisser Engel sucht Marien heim.
Ein nächtiger Kranz
Von Veilchen, Korn und purpurnen Trauben
Ist das Jahr des Schauenden.
Zu deinen Füssen
Öffnen sich die Gräber der Toten,
Wenn du die Stirne in die silbernen Hände legst.
Stille wohnt
An deinem Mund der herbstliche Mond,
Trunken von Mohnsaft dunkler Gesang;
Blaue Blume,
Die leise tönt in vergilbtem Gestein.
Georg Trakl (1887-1914) österreichischer Dichter
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Ein junger Milan
Foto Brigitte Fuchs: junger Milan oder Mäusebussard
Ein junger Milan
sitzt auf der Starkstromleitung –
riskiert einen Blick
Brigitte Fuchs
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Das Flüchtigste
Fotos Brigitte Fuchs: Wasserfall und angelegter Weiher bei Linn/AG
Alles Menschliche ist im Flusse und gleitet dahin, und was uns im Leben am besten gefällt, das ist gerade das Flüchtigste und Zarteste.
Seneca der Jüngere (ca. 4 v. Chr. bis 65 n. Chr.) römischer Philosoph, Schriftsteller, Stoiker, Naturforscher und Politiker
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Der Mittelpunkt der Welt
Foto Brigitte Fuchs
In Poppau steht ein alter Stein:
Er soll der Erde Mitte sein.
In Poppau hält man das für wahr,
Und mir scheint es nicht sonderbar:
Ein jedes Nest, das kleinste, hält
Sich für den Mittelpunkt der Welt.
Georg Bötticher (1849-1918) deutscher Schriftsteller, Vater von Joachim Ringelnatz
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Die Bergmannskuh
Foto Brigitte Fuchs:
Ziegenherde auf auf den Jurahöhen bei der Froburg in Wisen bei Olten
Wenn ich eine Ziege seh‘,
muss ich an zu Hause denken.
Höre ich das traute Mäh,
kann ich mich zurückversenken
in die Zeit der blossen Füsse.
Vor mir seh‘ ich Hof und Feld.
Tiere bringen ihre Grüsse
aus der bunten Kinderwelt.

Foto Brigitte Fuchs
Wenn ich eine Ziege seh‘,
denk‘ ich an zerrissne Hosen,
und zum Dank für jedes Mäh
möcht‘ ich ihren Bart liebkosen.
Friedlich grast die Bergmannskuh
unter Silberbirkenstämmchen.
Gab uns Milch und noch dazu
um die Osterzeit ein Lämmchen.

Foto Brigitte Fuchs
Die Kaninchen, Täubchen, Entchen.
Stare, Spatzen, gross und klein,
bringen mir ein lustig Ständchen,
selbst der Kater stimmt mit ein.
Lieblich klingt das weiche Mäh,
Heimatklänge mich umschmeicheln.
Wenn ich eine Ziege seh‘,
muss ich hingehn – und sie streicheln.
Fred Endrikat (1890-1942), deutscher Dichter, Schriftsteller und Kabarettist

Foto Brigitte Fuchs
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Spazieren
Foto Brigitte Fuchs
Wenn du um schöpferische Ideen verlegen bist, gehe spazieren.
Auf Spaziergängen flüstern einem Engel ins Ohr.
Von Unbekannt
Gelesen auf Aphorismen.de
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Fallobst
Fotos Brigitte Fuchs
Wenn die Birnen fallen,
passt das ziemlich allen.
Falter, Wespen, Bienen,
können sich bedienen.
Saugen mit dem süssen Saft
Energie und Lebenskraft.
Brigitte Fuchs
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Von den natürlichen Freuden
Fotos Brigitte Fuchs
Ich halte es für unrichtig, sich mit Widerwillen von den natürlichen Freuden abzuwenden, wie sich ihnen im Übermass hinzugeben. Man soll ihnen nicht nachlaufen, aber auch nicht vor ihnen wegrennen: Man soll sie nehmen wie
ein Geschenk.
Michel de Montaigne (1533-1592) französischer Philosoph und Schriftsteller
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Anagramm-Zweizeiler 606
Foto Brigitte Fuchs: Ein Plakat der Stadtbibliothek Aarau, die im Sommer auch in der Badi Bücher ausleiht
DIESES NEUE PLAKAT
SEI ALTE DENKPAUSE
Brigitte Fuchs
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Der Wind und die Rose

Foto Brigitte Fuchs
Kleine blasse Rose!
Der Wind, von Luv, der lose,
der dich zerwühlte,
als wär dein Blatt
das Kleid von einer Hafenfrau –
er kam so wild und kam so grau!
Vielleicht auch fühlte
er sich für Sekunden matt
und wollt in deinen dunklen Falten
den Atem sanft verhalten.
Da hat dein Duft ihn so betört,
berauscht,
dass er sich bäumt und bauscht
und dich vor Lust zerstört,
dass er sich noch mit deinem Kusse bläht,
wenn er am bangen Gras vorüberweht.
Wolfgang Borchert (1921-1947) deutscher Schriftsteller
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