Archiv der Kategorie: Gedichte
Adventsvorbereitungen
Fotos Brigitte Fuchs: Olten
Brich an, du schönes Morgenlicht!
Brich an, du schönes Morgenlicht!
Das ist der alte Morgen nicht, der täglich wiederkehret.
Es ist ein Leuchten in der Fern‘,
es ist ein Schimmer, ist ein Stern,
von dem ich längst gehöret.
Max von Schenkendorf (1783-1817) deutscher Dichter
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Novembersonne.
Foto Brigitte Fuchs
Herbstlich sonnige Tage,
Mir beschieden zur Lust:
Geibel
Herbstlich niedere Sonne,
Blickst so freundlich und mild,
Zauberst Träume von Wonne
Noch aufs öde Gefild!
Aus versiegenden Schalen
Träufst dein blässeres Gold,
Doch die letzten der Strahlen
Glänzen doppelt so hold.
(…)
Karl Gerok (1815-1890) deutscher Theologe und Dichter
Die ersten beiden Strophen aus seinem Langgedicht „Novembersonne.“
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Oh, wie ist es kalt geworden
Foto Brigitte Fuchs
Oh, wie ist es kalt geworden
Und so traurig öd und leer.
Raue Winde weh’n von Norden
Und die Sonne scheint nicht mehr.
Auf die Berge möcht‘ ich fliegen
Möchte sehen ein grünes Tal
Möchte in Gras und Blumen liegen
Und mich freu’n am Sonnenstrahl.
(…)
Hoffmann von Fallersleben (1798-1874) deutscher Dichter
Die ersten zwei von vier Strophen des gleichnamigen Gedichtes
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Barfuss
Foto Brigitte Fuchs
Kein Bedauern, Rufen und kein Klagen
Kein Bedauern, Rufen und kein Klagen,
Die weissen Blütenträume sind vorbei.
Welkend muss man goldne Blätter tragen.
Jung? Ich werde es nicht länger sein.
So wie früher wirst du nicht mehr pochen,
Herz, erfasst vom kalten, rauen Reif,
Und das Land, aus Birkenbast geflochten,
Lockt nicht mehr, es barfuss zu durchstreifen.
(…)
Sergei Alexandrowitsch Jessenin (1895-1925) russischer Lyriker
Die ersten zwei von fünf Strophen seines Gedichtes „Kein Bedauern, Rufen und kein Klagen“
Foto Brigitte Fuchs: Ausschnitt
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November
Fotos Brigitte Fuchs
Solchen Monat muss man loben:
Keiner kann wie dieser toben,
keiner so verdriesslich sein
und so ohne Sonnenschein!
Keiner so in Wolken maulen,
keiner so mit Sturmwind graulen!
Und wie nass er alles macht!
Ja, es ist ′ne wahre Pracht.
Seht das schöne Schlackerwetter!
Und die armen welken Blätter,
wie sie tanzen in dem Wind
und so ganz verloren sind!
Wie der Sturm sie jagt und zwirbelt
und sie durcheinander wirbelt
und sie hetzt ohn′ Unterlass:
Ja, das ist Novemberspass!
(…)
Heinrich Seidel (1842-1906) deutscher Ingenieur und Schriftsteller
Erste zwei von vier Strophen seines Gedichtes „November“
Fotos Brigitte Fuchs
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Letzte Rosen
Fotos Brigitte Fuchs
Ich bin auf stillen Wegen
Fortgegangen von dir.
An der Brust sind mir
Deine letzten Rosen gelegen.
Rosen, noch spät gerötet
Von der Herbstsonne Licht.
Rosen, die man bricht
Schnell, eh der Frost sie tötet.
Wie schnell man vom Leben,
Eh die Jugend verglimmt,
Noch eine Liebe nimmt…
… Meine letzten Rosen hast du mir gegeben.
A. de Nora (1864-1936), eigentlich Anton Alfred Noder, deutscher Arzt und Dichter
Foto Brigitte Fuchs
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Ach, verehrteste Mamsell
Fotos Brigitte Fuchs: Aarburg
Frühling, Sommer und dahinter
gleich der Herbst und dann der Winter –
ach, verehrteste Mamsell,
mit dem Leben geht es schnell!
Wilhelm Busch (1832-1908) deutscher Zeichner, Maler, Dichter und Schriftsteller
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Wenn du darnach was fragst …
Fotos Brigitte Fuchs: Aarau Philosophenweg
Wenn du darnach was fragst,
Wir waren hier.
Du, der du nach uns kommen magst,
Hab wenigstens so frisches Blut
Und sei so leidlich fromm und gut
Und leidlich glücklich als wie wir!
Johann Wolfgang von Goethe (1749-1832) deutscher Dichter und Universalgelehrter
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Der Steinmetz
Fotos Brigitte Fuchs: Bildhauerarbeiten, gesehen in Sursee
Vorüber ging die Sommernacht,
Die Hähne krähn, der Tag erwacht.
Laut schall’n der Vögel Weisen;
Da tritt aus seines Hauses Tor
Der rüstge Steinmetz rasch hervor
Mit Schürz und Winkeleisen.
Er meisselt einen Leichenstein,
Der Stahl blinkt hell im Sonnenschein,
Laut hallt es durch die Lüfte;
Des neuerwachten Lebens Kraft
Weiht er des Todes Dienst und schafft
Ein Bild zum Schmuck der Grüfte.
Albert Moeser (1835-1900) deutscher Philologe und Dichter, der in der Schweiz am Wettinger Gymnasium tätig war.
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Alles in Dir
Fotos Brigitte Fuchs
(…)
In Dir, o Mensch, ist Alles:
Das trinkende Ohr
Und der Antworten speiende Mund.
Der nehmende Mund
Und der scheidende Darm –
Der bohrende Keim
Und der schwellende Schoss:
Der aufsaugende Anfang,
Das ausbrechende Sein.
Ist Beides in Dir:
Der schäumende Anfang,
Das reifende Ende,
Das Ende,
Das wieder nur Anfang,
Ist Alles, o Alles in Dir!
Gerrit Engelke (1890-1918) deutscher Schriftstellerund Arbeiterdichter, im 1. Weltkrieg gefallen.
Dritte Strophe des dreistrophigen Gedichtes „Alles in Dir“
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