Archiv der Kategorie: Gedichte

Über den Bergen

Foto Brigitte Fuchs: Blick von der Kapelle Gormund, Neudorf/LU zu den innerschweizer Bergen, flankiert von der Rigi (links) und dem Pilatus (rechts)

 

 

Über den Bergen,
weit zu wandern, sagen die Leute,
wohnt das Glück.

 

 

Fozo Brigitte Fuchs

 

Ach, und ich ging,
im Schwarme der andern,
kam mit verweinten Augen zurück.

 

 

Foto Brigitte Fuchs

 

 

Über den Bergen,
weit, weit drüben, sagen die Leute,
wohnt das Glück.

 

 

Carl Hermann Busse (1872-1918) deutscher Schriftsteller, Dichter und Literaturkritiker

 

Foto Brigitte Fuchs: Der Titlis

 

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Im Nachbarhof

Foto Brigitte Fuchs: Murimoos

 

 

Im Nachbarhof – o schöne Welt!
Mit Brettern, Stangen, Dielen,
Wie ist da alles vollgestellt,
Recht zum Versteckens spielen.

Da ist ein Hügel, ein Mauerloch,
Ein kleiner Stall für Schweine,
Des Hundes Hütte und dazu noch
Die lustigen, grossen Steine.

Wie uns in stiller Seligkeit
Die Stunden da entschwinden,
Kein Schönrer Fleck ist weit und breit
Auf dieser Welt zu finden!

(…)

 

Franz Bonn (1830-1894) deutscher Schriftsteller, humoristischer Dichter, Jurist und Politiker
Erste drei von fünf Strophen seines Gedichtes „Im Nachbarhof“

 

Fotos Brigitte Fuchs

 

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Ein paar Boote

Foto Brigitte Fuchs

 

 

 

Ein paar Boote an Land aufgebockt

unter farbbleichen Plachen verschnürt

Vom Sommer bleibt nicht mehr zurück

als eine unklare Ordnung

In den Träumen Deltas und Buchten

verstreut übers Sichtfeld

ein Ausnahmezustand der

anhält und wärmt

 

 

Brigitte Fuchs
Aus „Es tanzt der Stein“, Gedichte, edition 8, Zürich 2014

 

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Minnelied

Foto Brigitte Fuchs

 

 

MIT DER LICHTEN BLUMEN SCHEIN

Ich bin einer, der nie halben tag
mit ganzen freuden hat vertrieben.
was mir in den armen lag,
ist mir nicht geblieben.

keinem wird die wonne währen; sie verweht
mit der lichten blumen schein.
darum schlafe herz, schlaf ein.
nichts ist dein, was nicht vergeht.

 

Walther von der Vogelweide (um 1170-ca.1230) deutscher Minnesänger des Mittelalters

 

Foto Brigitte Fuchs

 

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Novemberschwimmer

Fotos Brigitte Fuchs: mit der Erlaubnis des Schwimmers

 

 

Willst du Grosses, lass das Zagen,
Tu nach kühner Schwimmer Brauch!
Rüstig gilt’s die Flut zu schlagen,
Doch es trägt die Flut dich auch.

 

 

Emanuel Geibel (1815-1884) deutscher Lyriker und Dramatiker

 

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Die Liesel und die Martinsgans

Foto Brigitte Fuchs

 

 

Die Liesel spricht zur Martinsgans:
Hab du nur keine Bange!
Wir essen Gänsebraten nicht,
und das schon ziemlich lange.

Wir zieh’n am Martinstag als Schar,
statt Mathe noch zu lernen,
laut singend durch die Innenstadt
und schwenken die Laternen.

Da draussen wird es winterkalt,
den Mantel brauchen wir, den warmen.
Sankt Martin gab den halben her
für einen Bettelarmen.

 

Brigitte Fuchs

 

 

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Herbstschöne

Foto Brigitte Fuchs

 

 

Nun sind im Jahresreigen
Verstummt die hellen Geigen
Mit ihrem Lustgetön.
Die glühen Sommerfarben
Sie welkten schon und starben,
Und dennoch ist es schön. –

Wenn auch das Sonnenprangen
Vom Wolkenflor verhangen,
Und wenn auch Nebel brau’n –
Du musst es nur verstehen,
Im Sterben und Vergehen
Die Schönheit noch zu schau’n.

 

Heinrich Kämpchen (1847-1912) deutscher Bergmann und Arbeiterdichter
Aus „Was die Ruhr mir sang“ 1909

 

 

Foto Brigitte Fuchs

 

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Acherontisches Frösteln

Foto Brigitte Fuchs: Parkanlage Gönhardgüter in Aarau

 

 

Schon nascht der Star die rote Vogelbeere,
Zum Erntekranze juchheiten die Geigen,
Und warte nur, bald nimmt der Herbst die Schere
Und schneidet sich die Blätter von den Zweigen,
Dann ängstet in den Wäldern eine Leere,
Durch kahle Äste wird ein Fluss sich zeigen,
Der schläfrig an mein Ufer schickt die Fähre,
Die mich hinüberholt ins kalte Schweigen.

 

 

Detlev von Liliencron (1844-1909) deutscher Lyriker, Schriftsteller und Bühnenautor

 

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Immer und überall

Fotos Brigitte Fuchs

 

Dringe tief zu Berges Grüften,
Wolken folge hoch in Lüften;
Muse ruft zu Bach und Tale
Tausend aber tausend Male.

Sobald ein frisches Kelchlein blüht,
Es fordert neue Lieder;
Und wenn die Zeit verrauschend flieht,
Jahrszeiten kommen wieder

 

 

Johann Wolfgang von Goethe (1749-1832) deutscher Dichter und Universalgelehrter

 

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Alles eitel

 

Die güldenen Dukaten,
die waren mir zu schwer;
wohin sie all geraten,
das weiss ich schon nicht mehr.

 

 

Die goldnen Lieder streute
ich aus mit leichtem Sinn,
es nahm als flüchtge Beute
Vergessenheit sie hin.

 

 

Und meiner Lieb Geschmeide,
der Treue funkelnd Erz,
zerbrach mit seinem Eide
ein falsches Mädchenherz.

 

 

So blieb mir in dem Leben
von allem Gold allein
das Feuergold der Reben,
der goldne Feuerwein.

 

 

Und bleibt mir bis zum Grabe
gewisslich treu und hold;
so lang ich Silber habe,
ist dies das beste Gold.

 

Friedrich Hornfeck (1822-1882) deutscher Jurist, Journalist, Redakteur und Schriftsteller

 

Alle Fotos Brigitte Fuchs

 

 

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