Archiv der Kategorie: Gedichte
Der Distel Grün
Fotos Brigitte Fuchs
Gesegnet jene Flure, wo du dein Haus erstellt.
Gesegnet ihr Bewohner, dort baut das Glück sein Zelt.
Zu Perlen werden Steine, zu Ros‘ der Distel Grün.
Staub ist dort süsser Amber. Mit Honig Bäche ziehn.
Ibn Hazm (993-1064) Religionshistoriker vermutlich westgotischer Herkunft, Wesir des Kalifen von Cordoba
Vorbehalte gegen die Disteln sind eigentlich unbegründet. So las ich in einem Gartenratgeber: „Disteln sind nicht nur optisch eine Bereicherung für den Garten: Eselsdisteln, Kugeldisteln oder Purpurdisteln sind auch eine wertvolle Nektarquelle für Bienen, Schmetterlinge und andere Insekten. In den kalten Monaten freuen sich Vögel über die unzähligen Samen in den verwelkten Blütenkörben. Der Stieglitz trägt seinen zweiten Namen ”Distelfink“ nicht von ungefähr.“
Und dann sind da ja noch die Esel, die gerne von den wasserhaltigen Disteln fressen…
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Wenn in Wäldern Baum an Bäumen
Fotos Brigitte Fuchs: Bäume in Biberstein
Wenn in Wäldern Baum an Bäumen,
Bruder sich mit Bruder nähret,
Sei das Wandern, sei das Träumen
Unverwehrt und ungestöret;
Doch, wo einzelne Gesellen
Zierlich miteinander streben,
Sich zum schönen Ganzen stellen,
Das ist Freude, das ist Leben.
Johann Wolfgang von Goethe (1749-1832) deutscher Dichter und Universalgelehrter
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Der Brunnen
Fotos Brigitte Fuchs: Brunnen in Sempach
Ein Brunnen rauscht, im Rauschen spricht er still:
Wer einen Trunk von mir empfangen will,
Der künde nichts von seiner Heimat Land
Und zeige eitel nicht auf sein Gewand.
Der Mutter Erde starke Liebeskraft
Hat mich dem Schoss der Dunkelheit entrafft,
Damit ich hier mit dem kristallnen Mund
Dir, Wandrer, geb von jener Liebe kund,
Die nicht die Dinge dieser Erde wägt
Und ihre Sehnsucht tiefverschwiegen trägt.
Alfons Petzold (1882-1923) österreichischer Schriftsteller und Lyriker
Aus der Sammlung „Der Wanderer“

Fotos Brigitte Fuchs
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Die Feder kritzelt

Foto Brigitte Fuchs
59.
Die Feder kritzelt: Hölle das!
Bin ich verdammt zum Kritzeln-Müssen? —
So greif‘ ich kühn zum Tintenfass
Und schreib‘ mit dicken Tintenflüssen.
Wie läuft das hin, so voll, so breit!
Wie glückt mir alles, wie ich’s treibe!
Zwar fehlt der Schrift die Deutlichkeit —
Was tut’s? Wer liest denn, was ich schreibe?
Friedrich Nietzsche (1844-1900) deutscher Philosoph, Essayist, Lyriker und Schriftsteller
Aus „Die fröhliche Wissenschaft“
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Sonnenblumen

Sonnenblumen schauen über die Gartenmauer,
Wie in goldenen Hauben Gesichter von Frauen.
Sie sehen aus goldgelben Krausen heraus
Hochaufgerichtet wie zur ewigen Dauer;

Wie Riesinnen, die Wache bei den Lauben stehen,
Bei den Sommerlauben von hochroten Bohnenblüten,
Drinnen Tisch und Bänke und Gedanken nicht vom Flecke gehen;
Wo die Worte sich hüten, und die Augen viel gestehen und gross aussehen

Wie die grossgelben Blumen, die sich nach der Sonne drehen,
Wie die Blumen, die goldene Räder werden an Wagen,
Die mit den Verliebten durch den Sommerhimmel jagen
Und eitel Liebeswünsche tragen.
Max Dauthendey (1867-1918) deutscher Dichter und Maler

Alle Fotos Brigitte Fuchs: Sonnenblumenfeld mit Bienenweiden (Büschelschön) in Dürrenäsch
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Dass ihn der Kaktus nicht spiesst!
Der Mond vielseitig
im Bahnhof eine von den Lampen
im Wald ein Tropfen im Bart
am Berg: dass er nicht rollt!
Dass ihn der Kaktus nicht spiesst!
Dass ihr nicht niest!!
Zittre um Deinen Leib
sieh diese Räume
– Träume sind nicht so weit –
und – wo bist Du?

Wo sind Linnen
drinnen Schlaf sich fand?
Wo ist zartem Fuss ein Sand?
Wo Liebesband
linder Hand?
Nirgend – irgend??
bin nicht hier!
– glühe bei Toten –
Paul Klee (1879-1940) deutscher Maler und Grsfiker
Gedicht mit dem Titel „Der Mond vielseitig“

Alle Fotos Brigitte Fuchs: Sukkulenten im Schlosspark von Bad Säckingen
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Bächlein am Wiesenrand
Foto Brigitte Fuchs: Nebenlauf der Aare bei Rupperswil
Bächlein am Wiesenrand
rinnst du noch immer?
Blumen im Heimatland,
gebt ihr noch Schimmer?
Halme der Heimatluft,
mögt ihr noch rauschen?
Lerche der Heimatluft,
könnt‘ ich dir lauschen!
Duftige Jugendzeit,
o wie so weit, o wie so weit.
(…)
Julius Rodenberg (1831-1914) deutscher Journalist und Schriftsteller
Erste von drei Strophen des gleichnamigen Gedichtes

Foto Brigitte Fuchs: Nebenlauf der Aare bei Rupperswil
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Am See

Es lockt der See an schwülen Tagen
zum Schwimmen, Paddeln und Flanieren.
Mit Brettern, Booten, Gummitieren
kann man sich auf die Wellen wagen.

Auf seichtem Grund im Sand, im hellen,
da tummeln Fische sich und spielen.
Ob sie auch auf den Angler schielen?
Im Schilf vergnügen sich Libellen.

Alle Fotos Brigitte Fuchs
Gefällt, versunken liegt ein Baum.
Dort dösen Enten. Gut versteckt
im Boot ein Pärchen, das sich neckt…
Ein Storch durchmisst die Zeit, den Raum.
Brigitte Fuchs
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September
Fotos Brigitte Fuchs
Der Dornbusch prangt im Schmuck der roten Beeren,
Die Dahlien in ihrer bunten Pracht,
Und Sonnenblumen mit den Strahlenspeeren
Stehn stolz wie goldne Ritter auf der Wacht.
Die Wespe nascht um gelbe Butterbirnen,
Die Äpfel leuchten rot im Laub und glühn
Den Wangen gleich der muntren Bauerdirnen,
Die sich im Klee mit ihren Sicheln mühn.
Noch hauchen Rosen ihre süssen Düfte,
Und freuen Falter sich im Sonnenschein,
Und schiessen Schwalben durch die lauen Lüfte,
Als könnt des Sommerspiels kein Ende sein.
Nur ab und an, kaum dass der Wind die Äste
Des Baumes rührt, löst leise sich ein Blatt,
Wie sich ein stiller Gast vom späten Feste
Heimlich nach Hause stiehlt, müde und satt.
Gustav Falke (1853-1916) deutscher Schriftsteller
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Schattenküsse, Schattenliebe

Fotos Brigitte Fuchs
Schattenküsse, Schattenliebe,
Schattenleben, wunderbar!
Glaubst du, Närrin, alles bliebe
Unverändert, ewig wahr?
Was wir lieblich fest besessen,
Schwindet hin, wie Träumerein,
Und die Herzen, die vergessen,
Und die Augen schlafen ein.
Heinrich Heine (1797-1856) deutscher Dichter und Schriftsteller
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