Archiv der Kategorie: Texte

Tischgebet mit Humor

Foto Brigitte Fuchs: gesehen anlässlich einer Ausstellung zum klösterlichen Leben im Kloster St. Urban, Pfaffnau/LU

 

Piep, piep, piep,
wir haben uns alle lieb.
Jeder isst so viel er kann,
nur nicht seinen Nebenmann.
Und wir nehmens ganz genau:
auch nicht seine Nebenfrau.

 

Verfasser unbekannt
Gefunden in „10 x 10 Gedichte für Kinder“ Hrsg. Josef Rennhard, Erle Verlag Zofingen 2005

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Mein Wintersport

Fotos Brigitte Fuchs

 

Nun hör’n Sie zu und werd’n Sie grob:
Ich laufe nicht Ski und fahre nicht Bob;
Ich habe mich nimmer hervorgetan
Auf kurvengesegneter Rodelbahn
Und ahne nicht, was mit den Rennen los
In Oberhof nächstens oder Davos.

(…)

Das ist meine Schande – ich sag‘ es offen –
Und ist auch mein heimlicher Herzenshort:
Auf einen kommenden Frühling hoffen,
Das ist mein ganzer Wintersport!

 

Rudolf Presber (1868-1935) deutscher Erzähler, Dramatiker und Dichter
Erste und letzte Zeilen aus seinem Langgedicht „Mein Wintersport“

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Ausgang

Foto Brigitte Fuchs: gesehen an der Ausstellung „Heimat – eine Grenzerfahrung“ in Lenzburg

 

Lass nur jene in dein Labyrinth,
die Hoffnung in den Händen tragen
und Zärtlichkeit in ihren Augen,
die Tage nicht nach Stunden messen
und ihr Herz öffnen dem Zauber
hinter den Erscheinungen –
und dabei ganz vergessen,
den Ausgang zu suchen.

 

Altirischer Segenswunsch

 

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Ich arbeite…

Foto Brigitte Fuchs

 

Ich arbeite Tage und Nächte. So bleibt mir viel freie Zeit. Um ein Bild im Zimmer
zu fragen, wie ihm die Arbeit gefällt, um die Uhr zu fragen, ob sie müde ist, und die Nacht, wie sie geschlafen hat.

 

 

Karl Kraus (1874-1936) österreichischer Schriftsteller, Publizist und Satiriker
Aus  „Karl Kraus Aphorismen“ Sprüche und Widersprüche / Pro domo et mundo / Nachts; Suhrkamp Taschenbuch, Suhrkamp Verlag, Frankfurt am Main 1986

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Ich kann nichts Schöneres tun…

Fotos Brigitte Fuchs: Herlisberg/LU

 

Die Kirchturmglocke
schlägt zwölfmal Bumm.
Das alte Jahr ist wieder mal um.
Die Menschen können sich in den Gassen
vor lauter Übermut gar nicht mehr fassen.
Sie singen und springen umher wie die Flöhe
und werfen die Mützen in die Höhe.
Der Schornsteinfegergeselle Schwerzlich
küsst Konditor Krause recht herzlich.
Der alte Gendarm brummt heute sogar
ein freundliches: Prosit zum neuen Jahr.

 

Joachim Ringelnatz (1883-1934), eigentlich Hans Bötticher, deutscher Lyriker, Erzähler und Maler
Gedicht „In der Neujahrsnacht“ Text aus dem Internet

 

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