Das Spiegelbild

Foto Brigitte Fuchs: Plakat einer Theateraufführung mit der inzwischen
verstorbenen Schauspielerin Doris Schade

 

 

Schaust du mich an aus dem Kristall
Mit deiner Augen Nebelball,
Kometen gleich, die im Verbleichen;
Mit Zügen, worin wunderlich
Zwei Seelen wie Spione sich
Umschleichen, ja, dann flüstre ich:
Phantom, du bist nicht meinesgleichen!

Bist nur entschlüpft der Träume Hut,
Zu eisen mir das warme Blut,
Die dunkle Locke mir zu blassen;
Und dennoch, dämmerndes Gesicht,
Drin seltsam spielt ein Doppellicht,
Trätest du vor, ich weiss es nicht,
Würd‘ ich dich lieben oder hassen?

 

(…)

Annette von Droste-Hülshoff (1797-1848) deutsche Dichterin und Komponistin
Erste zwei von sechs Strophen des Gedichtes „Das Spiegelbild“

 

 

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14 Antworten auf Das Spiegelbild

  1. rosadora sagt:

    Jedesmal, wenn ich in den Spiegel schauen will, verlaufe ich mich. Er hängt nicht an einem anderen oder verborgenen Platz. Er hängt genau da, wo er bisher gehangen hat. Unübersehbar. aus SPIEGELBILD rosadora
    dein fotografiertes spiegelbild ist ein sehr schönes.
    und wer war doris schade?
    rosadora

  2. Quer sagt:

    Sie war eine der ganz grossen Bühnenschauspielerinnen, die „Grande Dame der Münchner Kammerspiele“.

    Ja, das Ausweichen vor dem Spiegel kenne ich auch. Es gibt Tage, da schaut man besser nicht hinein… :–)
    Lieben Morgengruss zu dir.

  3. merlin sagt:

    Die Zeiger der Uhr laufen im Spiegel rückwärts.
    Schauen wir uns im Spiegel an,
    müssten wir eigentlich jünger werden.

    Mit diesem Gedanken wünsche ich Dir einen gelassenen Tag!
    glg.

  4. Quer sagt:

    Dieser Gedanke gefällt mir ausnehmend gut, Merlin.
    So fällt Gelassenheit tatsächlich leicht! :–)

    Danke für den schönen Impuls in den Morgen.
    Und auch dir einen guten, verjüngenden Tag!

  5. Eva sagt:

    Arme Annette – zu ihrer Zeit war Ambivalenz kein zulässiger Charakterzug bei einer Frau. Dies hat sich zumindest in den Bereichen der Kunst geändert, wie dein Plakatfoto bezeugt.

    Liebe Grüße von
    Eva

  6. Gerhard sagt:

    Spielt sie an auf das Unbekannte, nur geahnte?
    Auf das Widersprüchliche in uns?
    Auf das Ungreifbare, weil Sternenstaub und nicht feste Gestalt.

    So manch redliche Person muste erfahren auch,
    dass sie unstet und verderbt ist
    in manch Faser des Herzens.

    Schönen Dienstag Dir
    Gerhard

    • Quer sagt:

      Genau das macht sie, Gerhard.
      Sich ehrlich selbst betrachten und erforschen ist immer eine zwiespältige Angelegenheit. :–)

      Danke und auch dir einen schönen Tag!

  7. mona lisa sagt:

    (Eigene) Spiegelbilder sind immer wieder faszinierende Themen in Gedichten.
    Sieht man sich einfach nur oder schaut man sich tatsächlich an?
    Eine Übung, die ich einmal – im Rahmen eines Seminars – gemacht habe, bestand darin sich 5 Minuten im Spiegel anzusehen – war das eine Herausforderung!
    Beste Morgengrüße

  8. Quer sagt:

    Genau, Mona Lisa: Es macht einen grossen Unterschied, ob man sich kurz im Spiegel ansieht, oder ob man sich gewissenhaft in die Augen schaut.
    Fünf Minuten ist lang für so eine „Prüfungssituation“! :–)
    Beste Morgengrüsse zurück zu dir.

  9. Anna-Lena sagt:

    Nicht immer ist das eigene Spiegelbild erträglich, deshalb sollte man den Blick in den Spiegel genau planen, aber trotzdem ehrlich und authentisch sein und bleiben.
    Eine gute Nacht dir, liebe Brigitte!

  10. Sonja sagt:

    Das mit den roten Schuhen wird nix mehr…
    Nachtgruß von Sonja

  11. Quer sagt:

    Ich fürchte auch… :–)
    Morgengruss zu dir.

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