Dass die Welt…

Foto Brigitte Fuchs

 

 

Dass die Welt weit ist, sagt man so; die Welt ist nicht geräumiger als die Köpfe, die sie in sich fassen, und die Köpfe sind zumeist enge Nester für selbstbehaglich schmorende Gedanken.

 

 

Ernst Barlach (1870-1938) deutscher expressionistischer Maler, Graphiker, Dichter und Dramatiker

 

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28 Antworten auf Dass die Welt…

  1. rosadora sagt:

    wie recht er hat , der ernst barlach – enge nester…
    aber deine kunstnester sind erstaunlich
    und mannigfach dazu
    brauchts bei dem geschneie…
    rosadora
    in erwartung des frühlings

    • Quer sagt:

      Ja, er trifft den Nerv mit seinen Worten.
      Und die Vogelhäuser auf dem Bild sind – wenn ich mich nicht täusche – keine Kunstinstallation, sondern wirklich als Behausungen gedacht.
      Lieben Gruss, in den „Wintertag“.

  2. C Stern sagt:

    Guten Morgen, liebe Brigitte!
    Ich habe schon Grund zum Schmunzeln, Deinen neuen wundervollen Eintrag betreffend: Das Foto gibt’s in ähnlicher Weise in meiner Fotosammlung – und es ist eines meiner liebsten Fotos 🙂 Ich habe noch auf stimmige Gedanken dazu gewartet.

    Und siehe da, jetzt bringst Du sie ein!
    In ähnlicher Weise dachte auch Alexander von Humboldt, er beschäftigte sich auch mit den Gefahren, wenn man nicht über sich selbst hinausblicken kann: „Die gefährlichste aller Weltanschauungen ist die Weltanschauung der Leute, welche die Welt nie angeschaut haben.“

    Beide Zitate lassen sich als Enge des geistigen Raumes interpretieren.
    Diese Enge führt dazu, anderes als das Eigene auszublenden. Im schlimmeren Fall auszugrenzen. Nicht nur durch Nichtwissen, sondern auch durch Faulheit, aus dem Eigenen aufzubrechen, um zu reisen. Komfortzonen nicht verlassen zu wollen, um nur ja nicht in die Verlegenheit zu kommen, Herausforderungen und Aufgaben annehmen zu müssen. So kann nichts in einem Kopf wachsen, so kann die Seele keine Flügel formen und ausspannen, so kann das Herz nicht für das DU schlagen!

    Im schlimmsten Fall führt geistige Enge zu Ablehnung und Hass, am Gipfel der Ablehnung folgen Zerstörungswut und Krieg.

    Auf die weite Welt, auf das Reisen! Mit liebem Dank in die Schweiz! C Stern

    • Quer sagt:

      Danke für diese erhellende Sichtweise, C Stern.
      Allerdings denke ich, dass man die Welt, jedenfalls heutzutage, bis zu einem gewissen Grad auch von zu Hause aus anschauen und seine Lehren daraus ziehen kann. Denn engstirnig, arrogant und überheblich kann auch jemand sein, der in der Welt herumgereist ist.

      Auf die weite Sicht also, auf die unbequemen und kreativen Gedanken!
      Und lieben Gruss nach Österreich.

    • C Stern sagt:

      Danke Brigitte, Du hast näher erläutert, was ich unterlassen habe:
      Gerade durch Medien, kritisch genützt, ist das Reisen wunderbar möglich.
      Ich reise so gerne in Gedankenwelten. Deshalb ist Lesen ein geliebtes Kraftfahrzeug für meinen Kopf!

      Ganz in diesem Sinne: Auf Wiederlesen! 😉

      • Quer sagt:

        Ja, es gibt diverse Möglichkeiten und man kann kontrovers diskutieren und interessiert über den Tellerrand blicken. :–)

        Lieben Gruss nochmal.

  3. merlin sagt:

    eine etwas radikale und enge sicht auf die menschen.
    mit wörtern die ausschliesslich daher kommen, wie z.b. ‚zumeist‘ habe ich eher mühe. vielleicht sind die aussagen von barlach aus frustration entstanden.
    ich jedenfalls erlebe viele menschen um mich ganz anders.
    so könnte ich umgekehrt sagen, dass barlach eine enge sicht der welt hatte.
    liebe grüsse in den schneetag.

  4. Quer sagt:

    Das kann gut sein, Merlin, dass da Frust und Enttäuschung die Gedanken des Schreibenden lenkten. (Derzeit bin ich auch oft versucht, in diese Richtung zu denken.)
    Aber du hast recht. Verallgemeinerungen bringen gar nichts und es gibt sie noch zu guten Teilen, die denkfreudigen und aufgeschlossenen Gemüter. :–)
    Lieben Retourgruss aus dem frisch verschneiten Tal.

  5. Eva sagt:

    Man muß wohl bedenken, daß Ernst Barlach Zeiten erlebt hat, in denen es in den Köpfen und damit in der Welt tödlich eng wurde; was man von dem riesigen Baum und den vielen Nestern in ihm sicher nicht annehmen muß, da sieht es luftig genug aus.

    Liebe Grüße von Eva

  6. Quer sagt:

    Das denke ich auch, Eva. Das war ja die bedrohliche Zeit kurz vor dem zweiten Weltkrieg.
    Im Vogelbaum geht es dagegen wunderbar friedlich und einladend zu.

    Lieben Dank und Gruss zu dir.

    • Gerhard sagt:

      Die bedrohliche Zeit währte ja sicher schon länger als 10 Jahre vor WW2. Man kann sich nicht vorstellen, was das für eine Zeit gewesen sein muss.

      Nochmalst ich.

  7. Gerhard sagt:

    Unendlichkeiten, die in grössere Unendlichkeiten passen. Es gibt genug Paradoxien, die auch zeigen, daß der Mensch oft zu kurz denkt.

    Liebe Grüsse
    Gerhard

    • Quer sagt:

      Ich finde auch, dass wir Menschen ganz oft zu kurz denken, bei Atom, bei Plastik, bei Abhängigkeiten und allerlei Verstrickungen u.s.w.

      Lieben Retourgruss.

  8. Andrea sagt:

    Da kann ich nur zustimmen … doch dein Foto gibt immerhin die Hoffnung, dass diese engen Nester auch einen Ausguck haben, zum Rausschauen und für die ganz Wagemutigen: zum Rausfliegen!

    Optimistische Grüße von Andrea

  9. Quer sagt:

    Stimmt, Andrea. Die abgelichteten Nistkästen sind wohl ziemlich unbelastet von der Engstirnigkeit, die Barlach beschreibt. :–)

    Auch von mir einigermassen optimistische Grüsse.

  10. mona lisa sagt:

    Ich kenne den „Tellerrand“ als Inbegriff von Engstirnigkeit etc.
    Was auch immer:
    Engstirnigkeit lässt lebendige Neurungen nur selten und meist gegen inneren Widerstand zu:
    Frei nach dem Motto:
    So haben wir das doch immer schon gemacht.
    In jeder Hinsicht: frische Morgengrüße

  11. Quer sagt:

    Ja, diese Enstirnigkeit verhindert nicht selten unkonventionelle Lösungen.
    Dagegen gilt es zu argumentieren und zu intervenieren.

    Schneefrische Grüsse zurück zu dir.

  12. Britta sagt:

    Wunderbares Bild!!!Ja, man macht sich die Welt oft selber eng oder weit. Es gibt immer wieder Lebenslangen, da kann man mit einem Perspektivenwechsel vieles in Gang setzten. Deswegen finde ich den Austausch, den Dialog so erfrischend.
    Heitere Schneegrüsse Britta

  13. Hausfrau Hanna sagt:

    Ich las zuerst,
    liebe Frau Quer,
    ‚als die Welt weiss ist’… weil sie sich genauso im Moment vor meinen Augen zeigt. Beim ersten Schneefall in diesem Jahr…

    Barlachs Sicht kann ich nachvollziehen. Aber unsere Köpfe kennen auch Raum, Weite und freie Gedanken…

    Einen herzlichen Gruss bei Schneefall im April
    Hausfrau Hanna

    • Quer sagt:

      Stimmt, weiss ist die Umwelt geworden seit gestern, liebe Hausfrau Hanna.
      Man möchte sich immer wieder die Augen reiben vor Verblüffung über diesen abrupten Wechsel.

      Ja, halten wir den Kopf frei für unsere Gedanken!
      Einen lieben Samstagabendgruss zu Ihnen.

  14. Valentina sagt:

    Das ist ein faszinierender Gedanke, dass man Kopf- und Weltgrösse in Relation setzen kann. Das gibt doch echt zu denken.
    Einen schönen Samstagabend im April’schen Flockengestöber!
    Herzlichen Gruss!

    • Quer sagt:

      Ich mag solche Gedanken, die etwas anstossen, weil sie nicht zu banal daher kommen.
      Der Flockentanz ist auch bei uns noch nicht vorbei.
      Sei herzlich gegrüst, Valentina, und hab auch einen schönen Feierabend!

  15. Sonja sagt:

    Lieber die Weite, das Freie………..Nester gehören dazu!
    Gruß von Sonja

  16. Quer sagt:

    Ja, Gedankenweite und Denkfreiheit, das sagt uns zu, Sonja, nicht wahr!
    Ein paar Nester sind immer auch mit dabei. :–)
    Lieben Retourgruss zu dir.

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