Monatsarchive: September 2023
Septemberende
Fotos Brigitte Fuchs: Hallwilersee
Noch immer lockt der See zum Bade.
Die Sonne leuchtet am Gestade.
Wer Segel hat, bricht nochmal auf
und nutzt erfreut die Gunst der Stunde.
Selbst eine schlicht spazierte Runde
füllt alle Seelenspeicher auf.
Brigitte Fuchs

Fotos Brigitte Fuchs: Hallwilersee
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Morgendlicher Besucher
Vogel-Urtheil.
Als ich jüngst, mich zu erquicken,
Unter dunklen Bäumen sass,
Hört‘ ich ticken, leise ticken,
Zierlich, wie nach Takt und Maass.
Böse wurd‘ ich, zog Gesichter,
Endlich aber gab ich nach,
Bis ich gar, gleich einem Dichter,
Selber mit im Tiktak sprach.

Wie mir so im Versemachen
Silb‘ um Silb‘ ihr Hopsa sprang,
Musst ich plötzlich lachen, lachen
Eine Viertelstunde lang,
Du ein Dichter? Du ein Dichter?
Stehts mit deinem Kopf so schlecht? —
„Ja, mein Herr! Sie sind ein Dichter!“
— Also sprach der Vogel Specht.
Friedrich Nietzsche (1844-1900) deutscher Philosoph, Essayist, Schriftsteller und Lyriker

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Rose

Rose

is a rose

is a rose

is a rose
Gertrude Stein (1874-1946) US-amerikanische Schriftstellerin, Verlegerin und Kunstsammlerin
Der Satz „Rose ist eine Rose ist eine Rose ist eine Rose“ wurde von Gertrude Stein als Teil des Gedichts „Heilige Emily“ von 1913 geschrieben, das 1922 in dem Buch „Geographie und Theaterstücke“ erschien. In diesem Gedicht ist das erste „Rose“ der Name einer Person.

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Danke der gütigen Nachfrage
Es ist durchaus denkbar ohne
Lyrik zu leben. Kräuterbäder
und Kranzniederlegungen sind
zumutbare Alternativen und
eine Rose ist eine Rose
ist eine Stütze auch so.
Brigitte Fuchs
Aus „Solange ihr Knie wippt“, Gedichte, edition 8, Zürich 2002
Das Gedicht bezieht sich sowohl auf Gertrude Stein „Rose is a rose is a rose is a rose“
als auch auf den Gedichtband von Hilde Domin mit dem Titel „Nur eine Rose als Stütze“

Foto Brigitte Fuchs
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Wenn es Abend wird über dem Tal
Foto Brigitte Fuchs
Gegen Abend
Nun hängt nur noch am Kirchturmknopf
Der letzte Sonnenschein;
Bald werden auch die Höhen
Ganz ohne Sonne sein.
Und Silberglanz dann überall;
Des Mondes blasses Licht
Umschüttet unsre Laube,
Umleuchtet dein Gesicht.
(…)
Otto Julius Bierbaum (1865-1910) deutscher Journalist und Schriftsteller
Erste beiden Strophen des dreistrophigen Gedichtes „Gegen Abend“
Aus der Sammlung „Abend und Nacht“

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Ein sympathischer Zug
Foto Brigitte Fuchs: „ein sympathischer Zug.“ im Bahnhof Luzern
Es gibt einen geheimnisvollen Zug, der die Menschen aneinanderkettet. … Es ist jene mächtige, aber rätselhafte Zugkraft der Seele, die wir Sympathie nennen.
Heribert Rau (1813-1876) deutscher freireligiöser Pfarrer, Theologe und Schriftsteller
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Wo rollen sie denn hin?
Quersatzein:
Ich denke, sie rollen, wenn niemand grad schaut,
aus ihrem Verstecke im Kürbisfeldkraut
hinaus ins erhoffte Vergnügen hinein.
Sie wollen bestimmt keine Hohlköpfe sein,
die abends hell leuchten mit grinsendem Mund. –
Drum sind sie, um heimlich zu rollen, so rund.

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Dosen
Fotos Brigitte Fuchs
Das Glück des Lebens setzt sich aus winzigen Kleinigkeiten zusammen – den kleinen, bald vergessenen Wohltaten eines Kusses oder Lächelns, eines freundlichen Blicks, eines von Herzen kommenden Kompliments –, zahllosen, unendlich kleinen Dosen angenehmer und belebender Freuden.
Samuel Taylor Coleridge (1772-1834) englischer Literaturkritiker und Dichter

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Herbstbeginn
Fotos Brigitte Fuchs
Es leuchten die Winden am Wege schneeweiß,
Es strotzen die Kolben am gilbenden Mais,
Wie schwellede Kugeln aus Kupfer und Gold
Sind die Früchte des Kürbis dem Acker entrollt.
Schon webt im Gehölze ein gelbliches Licht,
Bleichflammend die Herbstzeitlose aufbricht.
Vom nächtigen Grün des Blattes umkränzt
In Ebenholzschwärze die Einbeere glänzt.
September, September – wildgellend hallt
Der Schrei des Falken über dem Wald,
Die Schlange, noch einmal abstreift sie ihr Kleid,
Zum letzten Empfange der Sonne bereit.
Die Hummel zieht tönend die trächtige Bahn
Im Honigklee und im Thymian.
Die Baldachinspinne ihr Silberwerk spinnt,
Der süße Seim aus den Birnen rinnt.
Mit panischem Warnruf die Drossel entflieht,
Verzaubert steht die Libelle im Ried,
Der Wein auf den Mittagshügeln kocht.
Es gilbt der Kranz, den der Sommer flocht.
Schon morgen klirren die Blätter wie Glas,
Schon morgen prallen die Früchte ins Gras,
Schon morgen richten aus kreisendem Flug
Die Schwalben zum Süden den pfeilenden Zug.
Hans Leifhelm (1881 – 1947) österreichischer Lyriker

Fotos Brigitte Fuchs
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Vom Spaziergang mitgebracht…

Fotos Brigitte Fuchs
Immer wieder
Der Winter ging, der Sommer kam.
Er bringt aufs neue wieder
Den vielbeliebten Wunderkram
Der Blumen und der Lieder.
Wie das so wechselt Jahr um Jahr,
Betracht ich fast mit Sorgen.
Was lebte, starb, was ist, es war,
Und heute wird zu morgen.
Stets muss die Bildnerin Natur
Den alten Ton benützen
In Haus und Garten, Wald und Flur
Zu ihren neuen Skizzen.
Wilhelm Busch (1832-1908) deutscher Zeichner, Maler und Schriftsteller

Fotos Brigitte Fuchs
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Durst

Foto Brigitte Fuchs
Über des Wassers Wert belehrt uns am besten der Durst.
Sprichwort aus Russland
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Fotos Brigitte Fuchs
Zum Blogeintrag vom Samstag stellte Mister „nömix“ (https://noemix.wordpress.com/) auf dem Kommentartummelfeld zum Gedicht „Herbstbeginn“ von Hans Leifhelm eine berechtigte Frage in Versform, die ich, so gut es eben ging (und es ging erstaunlich gut und machte Spass), ebenfalls in Versen beantwortete:
Nömix:
»Wie schwellede Kugeln aus Kupfer und Gold
Sind die Früchte des Kürbis dem Acker entrollt.«
Wenn die Früchte des Kürbis dem Acker entrollen,
Statt liegen zu bleiben alldort, wie sie sollen,
Da kommt mir die Frage darob in den Sinn:
Wo rollen die Früchte des Kürbis denn hin?