Es sitzt ein Vogel im Eichenlaub und gibt ein Potpourri zum besten. Er schwatzt und plaudert, als wäre er ein Pirol oder Würger, und dann schnalzt er wie eine Eichkatze, miaut wie ein Bussard, trompetet wie ein Kranich, ruft wie ein Buntspecht, pfeift wie ein Star und quietscht wie ein Wagenrad. Jetzt kreischt er laut und gellend auf und schwebt dahin wie ein riesengrosser, bunter Schmetterling.
Der Markwart ist es, der Eichelhäher, der Schalksnarr und Irrwisch, Hans Dampf in allen Ecken, Bruder Immerlustig und Meister Wunderlich, der lustige Schwätzer, der fröhliche Spötter, der Hüpfer und Schlüpfer, Schweber und Flatterer, der Prahlhans und der Angstmeier, des Jägers Vergnügen, des Jägers Verdruss, Wildverkünder und Wildvergrämer, der Nestzerstörer und Eichenpflanzer, der alles kann, der alles sieht, alles kennt, der heute pfiffig und morgen dummdreist, eben vorlaut und frech und jetzt wieder heimlich und zage ist, der Vogel, dessen Stimme, dessen Benehmen ebenso voller Gegensätze ist wie sein Gefieder.
Wie fein, weich und zart ist das rötliche Grau seines Rumpfes. Wie herrlich ist der gelbliche, schwarz übertupfte Scheitel dazu gestimmt und das warme Braunrot der Flügeldecken. Wie toll aber stechen dagegen die leuchtend himmelblauen, schwarz und weiss gestriemten Achselklappen ab, die schwarzweissen Schwingen, die weissen Schwanzdeckfedern und der schwarze Schwanz. Eigentlich müssten diese harten Farben zu dem weichen Grundtone des Gefieders nicht passen, aber den Eichelhäher kleiden sie, bei ihm sind sie ebenso zusammengestimmt wie in seinem Gesange die feinen und die groben Laute, wie in seinem Charakter die freundlichen und die hässlichen Züge.
(…)
Hermann Löns (1866-1914) deutscher Journalist und Schriftsteller
Galt als Natur- und Heimatdichter, als Naturforscher und -schützer sowie als „Heidedichter“.
Auszug aus Hermannn Löns „Aus Forst und Flur. Vierzig Tiernovellen“
Alle Fotos Brigitte Fuchs
Wunderschöne Bilder dieses in vielerlei Hinsicht so auffälligen Vogels.
Hier ist er auch häufiger, nicht zu übersehender Gast.
Herzliche Grüße
Er kommt momentan täglich mehrmals zum Futterplatz und pickt ganz energisch und indem er sich mit einem Fuss das Säckchen krallt, die grossen Nussstücke heruas. :–)
Ja, zu übersehen ist er nicht.
Lieben Gruss zu dir.
mit so vielen äußeren und inneren merkmalen
ist ein mensch niemals zu beschreiben
demnach sind die eichelhäher
die besseren menschen
wunderschöne und deutlich das aufzeichnend
was löns da beschreibt – fast besingt…
rosadora
in den morgen hinein
Ob sie die besseren Menschen sind, das mag ich nicht beurteilen. :–)
Interessant, schön und voller Energie sind sie auf jeden Fall.
Lieben Dank und Gruss zu dir.
Wie schön beschrieben – und mir fiel ein, dass meine Mutter die kleinen, gestreiften Federchen von Eichelhähern sammelte und ihren Briefen beilegte…
Es wurde ein richtiges „Markenzeichen“ !
Morgengruß von Sonja
Wie schön: Seine blau-weissen Federchen sind wirklich entzückend.
Und erst als „Markenzeichen“!
Frohen Gruss zu dir, Sonja.
deine vogelbilder sind bezaubernd. stattlich fällt mir dazu ein.
lieben morgengruß
ingrid
Der Eichelhäher ist aber auch ein dankbarer Gast, der sich nicht so schnell aus der Ruhe bringen lässt. Ja, stattlich passt. Die Elstern, die manchmal auch kurz herbeifliegen, sind so scheu und flink – die erwische ich nie.
Lieben Grus in den Tag.
eine wunderbare ode auf diesen vogel hast du da gefunden und wie immer toll illustriert!
auch bei uns gibt er sich manchmal die ehre im garten 🙂
sonnige morgengrüsse zu dir.
Herr Löns hat den imposanten Vogel wirklich treffend beschrieben. Sicher hat er ihn auch lange beobachtet.
Dir gute Tage an der Sonne. Man könnte glatt neidisch werden hier unter der Hochnebeldecke. :–)
Wir haben viele Eichelhäher am Grundstück, weil wir viele Nussbäume und Eichen haben. Sie zählen zu den wenigen Vögeln, die ich sicher erkennen kann, weil sie ja relativ groß sind, vor allem aber an den wunderschönen, direkt exotischen blauen Federn. Dass sie so große Stimmverstellungs-Künstler sind, habe ich noch nicht bemerkt. Ich hab sie bisher immer nur recht laut krächzen gehört.
Deine einmaligen Fotos sind übrigens mehr als bemerkenswert!
Liebe Grüße,
Andrea
Dankeschön, Andrea. Mir geht es genauso: Seine Stimmvariationen konnte ich bisher nicht hören. Hier fliegt er nur herbei, macht sich über die Nussmischung her und schwingt sich dann wieder in die Luft. :–)
Lieben Gruss zu dir.
Erstaunlich, wie intensiv Löns den Eichelhäher beschrieb. 😀
Liebe Grüße Gerhard
Das dachte ich mir auch beim Lesen seiner „Novelle“.
Lieben Retourgruss.
Das ist ja eine regelrechte Hymne auf den Eichelhäher – Hermann Löns scheint ihn sehr, sehr, sehr genau beobachtet zu haben. Wenn der Vogel hier wieder mal landet, werde ich versuchen, mir dieses Lobeslied ins Gedächtnis zu rufen – oder ihn einfach so bewundern.
Liebe Grüße
Petra
So ist es, Petra: Hermann Löns hat wohl richtige Studien angestellt.
Mir genügt es auch, den Vogel einfach zu bewundern. :–)
Sei ebenfalls lieb gegrüsst!
ein sehr schöner vogel, dazu noch so kraftvoll und stimmgewaltig, und wieder tolle fotos, danke dafür. hab es gut, herzlich, roswitha
Gern geschehen, Roswitha.
Die Grüsse erwidere ich herzlich.
Einfach wunderbar, deine Bilder vom Eichelhäher! Danke fürs Teilen. Ich habe schon so lange keinen mehr gesichtet.
heitere Grüsse
Britta
Danke, Britta.
Heitere Grüsse auch zu dir.
da hat Herr Löns aber ganz wunderbare
worte gefunden für diesen vogel. ich mag die
ja sehr, die eichelhäher! und deine fotos stellen
deinen besuch ins rechte licht. schön!
lieber gruß
Sylvia
Ja, Herr Löns hat uns den Vogel und seine Verhaltensweisen sehr eindrücklich geschildert. Mir gefällt das auch sehr.
Danke, Sylvia, und einen lieben Abendgruss.
Supertoll deine Fotos und fantastisch toll, wie Löns diesen feinen Vogel charakterisiert! 🤗
Herzliche Abendgrüße vom Lu
Lieben Dank, Lu.
Fein, dass dir beides gefällt.
Sei ebenfalls herzlich gegrüsst!
In jedem Fall ein schöner Vogel!
Und du hast ihn fein abgelichtet.
Liebe Grüße,
Syntaxia
Mir gefällt er auch sehr.
Danke, Syntaxia, und lieben Gruss.