Der Kirschenbaum

 

Heut hatt‘ ich einen Kindertraum.
Sein Inhalt war: ein Kirschenbaum,
Sonst nichts. Der war so kirschenschwer,
Man sah von seinem Grün nichts mehr.

 

 

Der rote Baum stand ganz allein
Und strahlte nur von Sonnenschein.
Die Kirschen waren wie aus Glas,
Was für ein heller Glanz war das!

 

 

Wie ich so in die Kirschen guck‘,
Aus jeder Kirsche, wie ein Spuk,
In kirschen-, kirschenrotem Licht
Lacht mir entgegen mein Gesicht.

 

 

Zehntausend Kirschen sicherlich,
Nicht übertrieben, zählte ich;
Nun stellt euch vor, zehntausendmal
Lacht‘ ich mich an im Sonnenstrahl!

 

 

Da ich schon lange aufgewacht,
Hab‘ ich noch vor mich hingelacht
Und lag und lag noch halb im Traum
Und lachte in den Kirschenbaum.

 

Hugo Salus (1866-1929) Arzt und deutschsprachiger Schriftsteller in Prag
Gedicht aus der Sammlung „Reigen“
gefunden bei der Deutschen Gedichtebibliothek

 

Alle Fotos Brigitte Fuchs

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14 Antworten auf Der Kirschenbaum

  1. PepeB sagt:

    So ein schöner Kirschentraum, da werde ich gleich froh.
    Und Kirschen lieb ich sowieso, vor allem die schwarzen!
    Super Fotoreportage
    Petra

  2. nima sagt:

    Kirschkernweitspucken mag ich heute auch noch gern – erst bei der vorletzten Wanderung haben der Held und ich eine Wette gemacht – ich hab gewonnen *lach*

    Alles Liebe in deinen Mittwoch,
    nima

  3. Gerhard sagt:

    Prall und voll, diese runden Früchte!
    Auch der Gegensatz der zwei Farben dunkelrot und grün, ganz herrlich.
    Schön auch das frohe Gedicht.

    Schönen Mittwochsgruß
    Gerhard

  4. Quer sagt:

    Genau, diese prallen Früchtchen – nicht grad in Nachbars Garten, sondern etwas weiter weg – sind ein Genuss fürs Auge. Und für den Gaumen erst recht. Aber hier haben wir keine stibitzt. Ehrenwort. 🙂

    Einen schönen Mittwoch auch dir, Gerhard!

  5. Britta sagt:

    Kirschen sind einfach wunderbar! Deine Fotos ebenfalls.
    Heitere Sommergrüsse, Britta

  6. Quer sagt:

    Das freut mich, Britta.
    Sei herzlich gegrüsst!

  7. Szintilla sagt:

    Lecker, da würde ich gern pflücken.
    Die Fotos passen wieder perfekt zum Gedicht.

    Liebe Grüße,
    Szintilla

  8. Quer sagt:

    Man bekommt Lust auf Kirschen, nicht wahr! 🙂

    Schönen Abendgruss zu dir.

  9. syntaxia sagt:

    Oh ja, hier sehe ich unterwegs viele Kirschenbäume, die noch voll behangen sind. Offensichtlich mag sie niemand pflücken. Schade drum!
    Bei deinen Bildern bekommt man Appetit auf die feinen Früchte.

    Liebe Grüße,
    Syntaxia

  10. Quer sagt:

    Das vermute ich auch, Syntaxia, dass viele Kirschen von alten Bäumen gar nicht mehr abgelesen werden. Es ist ja auch eine abenteuerliche Pflückerei auf langen Anstell-Leitern. Da gab es schon so manchen Sturz…

    Herzlichen Gruss.

  11. Anna-Lena sagt:

    So schön und passend, in Text und Bild. Ein Hoch auf den Sommer, der uns so reich beschenkt.

    Liebe Grüße
    Anna-Lena

  12. Quer sagt:

    In dieses Hoch stimme ich auch ein, Anna-Lena.

    Herzlichen Morgengruss.

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