Der Wissende

Foto Brigitte Fuchs

 

 

Wer einmal frei
vom grossen Wahn
ins leere Aug
der Sphinx geblickt,
vergisst den Ernst
des Irdischen
aus Überernst
und lächelt nur.

Ein Spiel bedünkt
ihn nun die Welt,
ein Spiel er selbst
und all sein Tun.
Wohl lässt ers nicht
und spielt es fort
und treibt es zart
und klug und kühn –
doch lüftet ihr
die Maske ihm:
er blickt euch an
und lächelt nur.

Wer einmal frei
vom grossen Wahn
ins leere Aug
der Sphinx geblickt,
verachtet stumm
der Erde Weh,
der Erde Lust,
und lächelt nur.

 

Christian Morgenstern (1871-1814) deutscher Dichter, Übersetzer und Schriftsteller

 

Foto Brigitte Fuchs

 

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10 Antworten auf Der Wissende

  1. waldviertelleben sagt:

    was bei euch alles in gärten herumliegt! sogar sphinxen! denen man ins leere auge blicken kann. sehr schön. morgenstern am morgen auch.
    liebe regengrüße
    ingrid

  2. Quer sagt:

    Die Sphinx trafen wir beim Schloss Böttstein an.
    Die liegt da sicher schon ziemlich lange.
    Und Morgenstern geht morgens wie abends. :–)
    Liebe Grüsse, noch ohne Regen.

  3. merlin sagt:

    na, da nehme ich das lächeln mit in den tag 🙂
    tatsächlich speziell diese statue.
    ich blicke allerdings lieber in lebendige augen 😉
    e guete sonntig dir und glg.

  4. Quer sagt:

    Das Poem orientiert sich wahrscheinlich an der Abgeklärtheit der Sphinx, die für menschliche Belange nur ein müdes Lächeln übrig hat. :–)
    Aber mir geht es wie dir, Merlin: In lebendige Augen zu sehen ist schöner.
    Danke und auch dir einen schönen Tag. Bei uns geht es in die Ostschweiz.
    Lieben Gruss.

  5. Eva sagt:

    Dem großen Wahn zu entrinnen, wäre schon etwas, aber der Mensch ist kein lagernder Sphinx und irrt umher, so lange er lebt – oder wie war das?

    Erstmal Kaffee, würde ich sagen … 🙂

    Liebe Morgengrüße von
    Eva

    • Quer sagt:

      Ja, das stimmt, Eva.
      Zum Lagern und blind Ertragen sind wir nicht geboren.
      Zum Irren und Schwirren schon eher. :–)

      Einen herzlichen Morgengruss, noch vor dem ersten Kaffee.

  6. Gerhard sagt:

    „Ein Spiel bedünkt
    ihn nun die Welt,
    ein Spiel er selbst
    und all sein Tun.“

    Wohl gesprochen! Auf den Punkt gebracht.

    Schönen Sonntag Dir
    Gerhard

  7. PepeB sagt:

    Die Sphinx – total Zen!
    Vielleicht einen Tick geheimnisvoller tuend…
    Lächelnd (hihi)
    Petra

  8. Quer sagt:

    Schön. – Ich kann dir folgen. :–)
    Liebe Grüsse zurück zu dir.

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