Die Amsel

Foto Brigitte Fuchs

 

 

Wie tönt an Frühlingstagen
So schwermuthsreich und hold
Der Amsel lautes Schlagen
In’s stille Abendgold.

Es schimmert an den Zweigen
Ein zartverhülltes Grün,
Die jungen Säfte steigen,
Und es beginnt zu blühn.

Doch nicht mit Jubeltönen
Begrüsst die Amsel nun
Die Tage, jene schönen,
Die in der Zukunft ruhn.

Es klingt wie Leides Ahnung,
Sie singt im schwarzen Kleid
Schon jetzt die trübe Mahnung,
Wie kurz die schöne Zeit.

 

Heinrich Seidel (1842-1906) deutscher Ingenieur und Schriftsteller

 

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12 Antworten auf Die Amsel

  1. merlin sagt:

    ich habe das gefühl, dass ihr gesang der freude ausdruck verleiht, den winter überstanden zu haben… 🙂
    offenbar kann man das aber auch anders sehen…
    herzliche morgengrüsse zu dir. 🙂

  2. Quer sagt:

    Danke, Merlin. Ich schliesse mich eigentlich auch ganz gerne deiner Einschätzung an. :–)
    Man soll doch immer das Positive im Blick haben. 🙂
    Einen herzlichen Gruss zurück zu dir.

  3. Edith sagt:

    Mittlerweile wissen wir, dass die Amsel mit ihrem Gesang ihr Revier absteckt und zur Paarung lockt. Aber auch Seidels Gedicht ist wundervoll. So verschieden werden der Amsel Töne gehört…
    Dir ein freudiges Lauschen
    mit herzlichen Grüßen, Edith

  4. Wolfgang+Nießen sagt:

    Ein sehr schönes Gedicht, liebe Brigitte,
    wenn auch etwas schwermütig. Amseln und andere Vögel haben wir viele im Garten, die jetzt vielstimmig den Morgen begrüßen und uns sanft ein schönes Gefühl wecken. Der Blick durchs Fenster offenbart dann leider aber allzu oft eine Tristesse, die in seltsamen Kontrast zum schönen Frühlingserwachen der Natur steht.
    Ich wünsche Dir einen sehr schönen Sonntag.

    Viele liebe Grüße
    Wolfgang

  5. Quer sagt:

    Ja, lieber Wolfgang: Der Blick heute Morgen nach draussen war in der Tat nicht sehr berauschend, sondern eher trist.
    Machen wir uns alo einen gemütlichen Sonntag im Hausinneren!
    Der Frühling wird sicher noch zur Hochform auflaufen… :–)

    Lieben Dank und Gruss zu dir.

  6. Gerhard sagt:

    Die so herbeigesehnten Tage sind oft kurz
    auch das Schöne hat bald sein Ende
    das weiß man, doch sich darauf versteifen
    kürzt doch sehr das Geniessen
    da ist es doch fast besser
    die Ahnung zu streichen.

    Liebe Sonntagsgrüsse
    Gerhard

  7. Andrea sagt:

    drum mag ich den märz ja so gern und sogar fast lieber als das, das ich schon so dringlich herbeisehne (die sommertage), weil noch kein stück von ganzen so herrliche sommer schon hinter mir liegt. insofern passt mir die amsel mit ihrem so hübschen gesang und dem dennoch so schwarzen federkleid schon sehr gut in dieses gedicht. das ja letztlich auch von der ahnung des endes mitten im anfang spricht.

    liebe grüße, andrea

  8. Quer sagt:

    Deiner Argumentation folge ich gerne, Andrea.
    Das ist schön um die Ecke gedacht.

    Lieben Nachmittagsgruss bei gerade ergiebigem Regenguss.

  9. bruni8wortbehagen sagt:

    Die Amsel trägt ihr Festtagskleid und ich hoffe nicht, daß es wirklich ein Trauerkleid ist, liebe Brigitte.
    Auch sie sieht den Frühling nahen und singt ihm ihr Lied … 🙂

    Liebe Grüße von Bruni an Dich

  10. Quer sagt:

    Das hoffe ich auch, Gundel.
    Im Festtagskleid sehe ich sie eindeutig lieber.

    Ebenfalls liebe Grüsse zu dir.

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