Die Eiche und das Schwein

Fotos Brigitte Fuchs: Wildschweine und Minipigs im Wildpark Roggenhausen

 

Ein gefrässiges Schwein mästete sich unter einer hohen Eiche mit der herabgefallenen Frucht. Indem es die eine Eichel zerbiss, verschluckte es bereits eine andere mit dem Auge.

„Undankbares Vieh!“ rief endlich der Eichbaum herab. „Du nährst dich von meinen Früchten ohne einen einzigen dankbaren Blick auf mich in die Höhe zu richten.“

Das Schwein hielt einen Augenblick inne und grunzte zur Antwort: „Meine dankbaren Blicke sollten nicht aussen bleiben, wenn ich nur wüsste, dass du deine Eicheln meinetwegen hättest fallen lassen.“

 

 

Gotthold Ephraim Lessing (1729-1799) deutscher Dichter, Dramatiker und Kritiker
Eine seiner Fabeln

 

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14 Antworten auf Die Eiche und das Schwein

  1. waldviertelleben sagt:

    das ist ein feudales schweinewohnheim!
    lieben morgengruß
    ingrid

  2. merlin sagt:

    eine nette eiche-schwein thematik 😉
    die sind sich offenbar nach lessing nicht grün.
    ich denke, das schwein ist am längeren hebel,
    braucht einfach die nötige geduld 🙂
    glg. durch leise morgennebel.

  3. Quer sagt:

    Ja, da scheinen gewisse Abneigungen vorhanden zu sein. :–)
    Geduld haben die Schweine bestimmt in rauen Mengen…
    Morgen gibt es übrigens noch eine weitere Fabel von Lessing.

    Dir einen schönen Tag trotz des herbstlichen Beginns!
    Frohen Gruss.

  4. Eva sagt:

    Wie immer in solchen Fällen, so wende man sich an die nächsthöhere Instanz …

    Das ist eine ganz schön schlaue Bildergeschichte am frühen Morgen! 🙂
    Liebe Grüße von
    Eva

  5. Quer sagt:

    Ein kluger Rat ist das, liebe Eva. :–)

    Ja, die Fabel finde ich so hübsch aus dem Leben gegriffen.
    Dir einen fabelhaften Tag! Und lieben Gruss.

  6. sylvia sagt:

    hihi! sehr erheiternd, aber auch nachdenklich stimmend. dankbarkeit soll man nicht erwarten, Herrfrau Eichbaum:-). soll aber andererseits damit nicht geizig sein, das wär ja ’ne echte schweinerei!
    lieber gruß
    Sylvia

  7. PepeB sagt:

    Geurteilt wird wohl überall, wie’s scheint auch im Tier- und Pflanzenreich. ;-D
    Erwartungen verstellen den ungetrübten Blick.
    Aber sich einmal so suhlen wie ein Schwein, das könnte doch auch der Eiche gefallen?
    Fragt Petra
    und erfreut sich zudem an deinen Fotos

  8. Hausfrau Hanna sagt:

    Nicht nur ein gefrässiges,
    liebe Frau Quer,
    sondern auch ein schlagfertiges Schwein 😉
    Wobei ich den Eichbaum auch verstehe!

    Bis morgen!
    Lieben Gruss in den Mittwoch
    Hausfrau Hanna

  9. Quer sagt:

    Das ist mir auch aufgefallen, liebe Hausfrau Hanna, dass das Schwein sehr schlagfertig reagiert hat. Fabelhaft, sozusagen. ;–)

    Auch Ihnen herzliche Grüsse zur Wochenmitte und bis morgen…

  10. Szintilla sagt:

    So geht es, selbst Eiche und Schwein haben ihre Differenzen.

    Ich dachte immer eine Eiche juckts nicht, wenn ein Schwein sich an ihr kratzt, aber wenn es die Eicheln frisst, dann juckts wohl doch, tse …

    Lieben Gruß
    Szintilla

  11. Quer sagt:

    Tja, es menschelt wohl auch bei den Tieren, zumindest in den Fabeln. :–)

    Lieben Morgengruss.

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