Die kommenden Tage

 

Es weht ein Gespinst um die Brunnen der Nacht,
Drin flattern die Wünsche des Lebens,
Die einen so glühend, die andern so sacht
Im Dunkel erwacht –
Die Nornen sie wirken’s und weben’s.

 

 

Versunken in brütenden Gründen, was war,
Was sein wird, entbrodelnd den Tiefen –
Es steigen die Stunden, es jüngt sich das Jahr,
Aufschimmert die Schar
Der Tage, die schattenhaft schliefen.

 

 

Nun schlürfen sie Blut an den Brüsten der Zeit,
Schon wiehert das Kampfroß der Frühe,
Der Hahn schlägt weitaus die Flügel und schreit
In die Ewigkeit,
Und Flut rauscht aufs Mühlrad der Mühe.

 

 

Karl Henckell (1864-1929) deutscher Lyriker und Schriftsteller

 

Alle Fotos Brigitte Fuchs: Freilichtmuseum Ballenberg

 

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12 Antworten auf Die kommenden Tage

  1. Mona Lisa sagt:

    Herrlich!
    Auch bei mir wiehert das „Kampfroß der Frühe“ des öfteren, manchmal gar nicht so einfach zu bändigen.
    Wünsche dir einen ruhigen, kampflosen Sonntag.

  2. Quer sagt:

    Ja, das stimmt. So ein Gaul kann sehr fordernd sein. :–)
    Danke und auch dir einen friedlich frohen Tag!

  3. merlin sagt:

    immer wieder eine reale frage, was man den nornen überlässt,
    und was man besser selber anpackt…
    teilweise sehr kraftvolle zeilen,
    die im bild des hahns kulminieren.
    glg. und einen sonn-tag, der hoffentlich zum sonnen-tag wird 🙂

  4. Quer sagt:

    So ist es. :–)
    Noch ist hier nicht eitel Sonnenschein, aber es soll diese Woche trockener und heiterer werden – wie gerufen für die Ferientage mit einem Teil der Enkeljungs.
    Einen freundlichen und frohen Sonn-Tag auch euch!
    Lieben Gruss.

  5. Eva sagt:

    Meine Hühnchen kamen auch gerade flatternd aus dem Stall gestürzt, während meine steifen Glieder noch dabei sind, das „Mühlrad der Mühe“ langsam und ächzend wieder anzuwerfen … erstmal Kaffee. 🙂

    Liebe Grüße von
    Eva

  6. Quer sagt:

    Kaffee weckt die Lebensgeister. Den brauche ich auch unbedingt am Morgen. :–)
    Dir und dne Hühnchen einen feinen Tag, liebe Eva!
    Und schöne Grüsse.

  7. Hausfrau Hanna sagt:

    Oh wie schön,
    liebe Frau Quer,
    dass ich dank Ihrer Bilder wieder einmal einen Blick in den ‚Ballenberg‘ werfen konnte 🙂

    Beeindruckende Gedichtzeilen! Die Flut rauscht auch hier – aber die kommenden Tage sollen Erleichterung bringen.

    Einen frohen Sonntag und liebe Grüsse vom Rheinknie
    Hausfrau Hanna

    • Quer sagt:

      Das Freilichtmuseum ist wirklich hübsch. Ich war zum zweiten Mal dort (nach etlichen Jahren dazwischen) und mochte das nostalgische Eintauchen in frühere Zeiten.

      Ja, zum Glück sind die Unwetter überstanden und der Wetterbericht gibt Entwarnung.

      Auch Ihnen einen frohen restlichen Sonntag und liebe Grüsse an den hochstehenden Rhein.

  8. Britta sagt:

    Wie schön, deine Eindrücke vom Ballenberg.…Wieviel man zum eigenen Glück beitragen kann, hängt wohl auch davon ab, wo und wann man lebt/gelebt hat.
    Heitere Grüße Britta

    • Quer sagt:

      Fein, wenn dir die Impressionen gefallen.
      Sicher, es ist ein grosser Unterschied zwischen einem Leben damals und heute. Und doch gibt es viele Berührungspunkte.
      Einen herzlichen Gruss zu dir nach Luzern.

  9. Gerhard sagt:

    Kraftvolle und starke Worte, selbst Kampfroß und Hahn haben nur ihre Zeit.
    Wir wissens und wiederum nicht.

    Schönen Sonntag Dir
    Gerhard

  10. Quer sagt:

    Genau. Alles hat seine ihm zubemessene Zeit. :–)

    Danke, dir ebenfalls einen schönen Sonntagabend.

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