Die Lache

Foto Brigitte Fuchs

 

 

Eine Wundertüte dieser Morgen da
greift man hinein und holt Erstaunliches

heraus eine enzianblaue Lache für die
man sich Kinderstiefel wünschte und

den Leichtsinn gleich dazu ein aus der
Fassung gebrochenes Katzenauge das

im Gegenlicht blinzelt eine freundliche
fremdländisch sprechende Stimme man

könnte alles in die Tasche stecken den
Retroreflektor samt Stimme und Lache

man könnte die leere Tüte aufblasen
und diesen wunderlich stillen Morgen

platzen lassen mit einem einzigen Knall

 

 

Brigitte Fuchs
Aus „Es tanzt der Stein“ Gedichte, edition 8, Zürich 2014

 

Foto Brigitte Fuchs

 

 

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20 Antworten auf Die Lache

  1. C Stern / Seelenbilder sagt:

    Ein wundersam gelungenes Gedicht, das mir bereits das zweite Lächeln des noch frühen Tages beschert! Dafür bin ich dankbar!

    Eine herrliche Stille, die mit den Fotos vermittelt wird – genussreich!
    Lasse liebe Grüße hier!

  2. Andrea sagt:

    Ich lese dieses Gedicht als eine Erinnerung, die angesichts eines ganz besonderen Morgens auftaucht. Als ob dieser Wundertütenmorgen die Erinnerung an die Kindertage („Retroreflektor“) so intensiv zurückbringt, dass das lyr. Ich meint, alles erneut zu erleben (oder wo die Phantasie so deutlich ist, dass sie real sein könnte). Dass es dieses Kinder-Erleben noch einmal in sich aufnimmt, und dann lässt es – ganz aktuell wieder ein Kind geworden: die extra aufgeblasene Tüte (den Traum) eben wie ein Kind mit einem lauten Knall platzen. Und dann geht das erwachsene Leben wieder weiter, die frischen (aufgefrischten) Erinnerungen noch nah bei sich.
    Ein schönes, ein bisschen wehmütiges, aber auch sehr lebendiges Gedicht für mich.
    Liebe Grüße, Andrea

    • Quer sagt:

      Es ist schon erstaunlich, was ein Gedicht so alles auszulösen vermag.
      Ich wünsche auch dir noch viele solcher „Wundertütenmorgen“, die Erinnerungen und Realität zugleich enthalten!
      Herzlichen Dank für die schönen Worte, Andrea.
      Und frohe Grüsse.

  3. merlin sagt:

    den jugendlichen leichtsinn oder die unbekümmertheit herbeiwünschen,
    ist oft ein wehmütiges unterfangen.
    nun, immerhin haben wir momente mit stiefeln und wasser erlebt.
    das vermag zu trösten, wenn die leere tüte platzt.
    herzliche morgengrüsse durch die blühende natur zu dir.

    • Quer sagt:

      Die kindliche Leichtigkeit vermisst man manchmal schon sehr.
      Als Erwachsene mit all dem Weltgetöse im Kopf lässt sich dieser Zustand nur noch punktuell empfinden.
      Da schöpft man dann gern mal aus den bunten Erinnerungseimerchen und schlüpft in die Kinderstiefel. :–)
      Dir eine erfreuliche Frühlingswoche und lieben Heutegruss.

  4. Britta sagt:

    So schön beschrieben, dein Griff in die Wundertüte. Man wird fast ein bisschen wehmütig und ist gleichzeitig dankbar, für alles Erlebte. Dankbar, um die unbeschwerte Kindheit, die wir hatten.
    Heitere Grüsse und einen unbeschwerten Dienstag
    Britta

  5. Quer sagt:

    Das ist wunderbar zusammengefasst, Britta.
    Ja, Dankbarkeit für eine mehrheitlich unbekümmerte Kindheit schwingt hier ganz klar mit.
    Hab auch einen freudigen Wochenbeginn der heiteren Art!
    Lieben Gruss.

  6. mona lisa sagt:

    Wundertütentage –
    welch herrlicher Begriff auch für die Fähigkeit,
    sich vom Leben jeden Tag erneut überraschen zu lassen:
    Neugier auf das, was das Leben einem bereit hält
    jeden Tag neu.
    Und damit Einfluss auf zukünftige Erinnerungen zu nehmen.
    Herzliche Grüße zu dir.

    • Quer sagt:

      Danke für diese schöne Interpretation, Mona Lisa.
      Ja, gehen wir offen und neugierig durch unsere Wundertütentage!

      Einen lieben Gruss zurück zu dir.

  7. mano sagt:

    eine ganz feine wundertüte!!
    noch heute patsche ich gern in pfützen herum, lutsche an eiszapfen, lasse durchaus auch mal eine bäckertüte platzen und sammele auch immer noch allerlei kram von wegen auf. das gibt mir ein wenig meine (fast) unbeschwerte kindheit auf dem land zurück, bringt mich zum lachen und macht mich froh. ich freue mich auch, wenn ich auf unseren spaziergängen und wanderungen familien sehe, die wieder die natur entdecken und ihren kindern kleine und große wunder zeigen, die sie mit smartphone und co nicht erleben können.
    nach-österliche grüße
    mano

    • Quer sagt:

      Genau, Mano, ein wenig kann man diesem unbeschwerten Gefühl auf die Beine helfen. :–)
      Danke für die zuversichtlichen Ausführungen und ebenfalls schöne Grüsse in die Nachosterwoche.

  8. Roswitha sagt:

    ein sehr sinnlicher text über eine wasserlache, er zeigt mir, wieviel wunderland um uns herum ist. und vom wasser zur platzenden tüte eine reise in die erinnerungen zu erleben ist schön. du machst meinen tag reicher, liebe brigitte.
    ich wünsche dir einen gelungenen tag, herzlich roswitha

  9. Quer sagt:

    Das ist ein wunderbares Lob, das ich dankend entgegennehme, Roswitha.
    Hab auch einen rundum guten Tag und sei lieb gegrüsst!

  10. Gerhard sagt:

    Ganz schön dichtes Gemenge, in dem man herrlich waten kann.
    Liebe Grüße Gerhard

  11. Quer sagt:

    So ist es, Gerhard.
    Danke und schönen Gruss zu dir.

  12. Sonja sagt:

    oh, durchaus, so:
    wäre ich vier, platschte ich voll rein
    in die lache mit meinen
    lila-rot-gepunkteten Gummistiefeln…
    Gruß von Sonja

  13. Quer sagt:

    Wunderbar, Sonja, dass du dir diese Situation so lebhaft vorstellen kannst. Eigentlich würde ich dir sogar zutrauen, das auch heute noch zu tun. :–)
    Lieben Abendgruss.

  14. Hausfrau Hanna sagt:

    Und mir fiel,
    liebe Frau Quer,
    nach dem Lesen Ihres Gedichts ein, dass wir damals mit unserer Mutter ab und zu leere Papiertüten aufbliesen und platzen liessen. Und nach dem kleinen Schreck folgte immer ein lautes Lachen…

    Lieben Gruss in den Mittwoch
    Hausfrau Hanna

  15. Quer sagt:

    So habe ich das auch in Erinnerung, liebe Hausfrau Hanna:
    Schreck und freudige Überraschung in einem. :–)

    Lieben Mittwochsgruss zurück zu Ihnen.

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