Die Musse

Fotos Brigitte Fuchs

 

 

Sorglos schlummert die Brust und es ruhn die strengen Gedanken.

Auf die Wiese geh ich hinaus, wo das Gras aus der Wurzel

Frisch, wie die Quelle, mir keimt, wo die liebliche Lippe der Blume

Mir sich öffnet und stumm mit süssem Othem mich anhaucht,

Und an tausend Zweigen des Hains, wie an brennenden Kerzen

Mir das Flämmchen des Lebens glänzt, die rötliche Blüte,

Wo im sonnigen Quell die zufriednen Fische sich regen,

Wo die Schwalbe das Nest mit den törigen Jungen umflattert,

Und die Schmetterlinge sich freun und die Bienen, da wandl ich

Mitten in ihrer Lust; ich steh im friedlichen Felde

Wie ein liebender Ulmbaum da, und wie Reben und Trauben

Schlingen sich rund um mich die süssen Spiele des Lebens.

 

(…)

 

Friedrich Hölderlin (1770-1843) deutscher Dichter
Erste Strophe aus seinem Langgedicht „Die Musse“

 

Fotos Brigitte Fuchs

 

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10 Antworten auf Die Musse

  1. roswitha sagt:

    guten morgen, liebe brigitte. mit deinen bildern mache ich einen wunderbaren morgenspaziergang, esse auch einige himbeeren. der lachende buddha freut mich, mit den gestutzten bäumen kann ich nicht viel anfangen. sie erfreuen andere menschen mehr. ist gut so, die vielen grüntöne stimmen mich ruhig. hab einen schönen sonntag, herzliche grüsse, roswitha

  2. quersatzein sagt:

    Schön, dass du die sonntägliche Musse so vielfältig beschreibst, Roswitha.
    Ja, Ruhe und Aufmerksamkeit tun gut und der Tag verspricht viel Schönes.
    Lieben Dank und Gruss zu dir.

  3. andrea sagt:

    das ist eine sprache, dir mir zu üppig ist. hölderlin hin, hölderlin her. 😉 aber das gedicht stammt natürlich aus einer sehr lang vergangenen zeit. das gefühl, das es beschreibt, ist aber gleich geblieben; wenn man hinaus geht, weg von dort, wo die „strengen gedanken“ herrschen, und hinaus in die natur. wie bewegt, friedlich und lebendig und vielfältig es dort ist.
    deine fotos illustrieren das wunderbar!

    liebe grüße, andrea

  4. quersatzein sagt:

    Ja, diese Gedichte muss man immer aus der Zeit heraus betrachten. :–)
    Mir gefällt vor allem die „Melodie“ des Poems.
    Und wie du auch sagst: Die Gefühle von damals und heute ähneln sich verblüffend.

    Hab Dank und sei lieb gegrüsst!

  5. mona lisa sagt:

    Deine Bilder entsprechen der Üppigkeit der Hölderlinverse 😉
    Wünsche dir in jeder Hinsicht einen üppigen, prachtvollen Sonntag.
    Liebe Grüße

  6. quersatzein sagt:

    Danke, Mona Lisa, den wünsche ich dir auch!
    Sei lieb gegrüsst!

  7. Gerhard sagt:

    Wenn man die Spiele erkennt,
    Kann man sich nur freuen.
    Aber auch insekten bekämpfen sich
    Verteidigen ihr Terrain
    Kennen Futter- und Koppulationsneid.
    Wollen wir darüber nicht richten!
    Sehen wir darüber hinweg!
    Seien wir positiv gestimmt!
    Selektieren wir!
    Nehmen nur wahr, was uns passt.
    So wird ein Schuh draus.

    Liebe Grüße Gerhard

  8. quersatzein sagt:

    Genau, Gerhard, da geht es mitunter alles Andere als friedlich zu.
    Aber wir richten unsere Aufmerksamkeit natürlich lieber auf die friedlichen Szenen, die uns ruhig und froh gestimmt machen. :–)

    Einen lieben Sonntagsgruss zu dir.

  9. bruni8wortbehagen sagt:

    Hölderlin – ah ja, in HD wurde ihm ein feines Denkmal an exponiertem Ort gesetzt, aber mir liegen seine Worte auch nicht so recht, muß ich gestehen…
    Deine Bilder sind mir Poetik genug, denn sie zeigen ganz wunderfeine sommerliche Stellen, liebe Brigitte!
    LG von Bruni aus einem endlich kühleren Tag

  10. quersatzein sagt:

    Macht doch nichts, Bruni.
    Die Geschmäcker sind eben verschieden und das ist gut so.
    Liebe Retourgrüsse aus diesem ebenfalls wunderbar kühlen Tag.

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