Die Wüste

Foto Brigitte Fuchs

 

Dass sie sich hier
nicht endlos ausbreitet
staubrot und karg
das heisst ja nicht
dass es sie nicht gibt
meine Wüste ist klein
ich teile die Sonne mit ihr
und den Garten

Mein Geplätscher
verweigert sie
meine wortgrüne Saat
erstickt sie im Keim und
wer sagt dass sie sich nicht
irgendwann ausbreitet hier
buchstäblich um den Garten
streitet mit mir

 

Brigitte Fuchs
Aus „Das Blaue vom Himmel oder ich lebe jetzt“, Gedichte, Glendyn Verlag, Aarau 1993

 

Foto Brigitte Fuchs

 

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24 Antworten auf Die Wüste

  1. PepeB sagt:

    Eine Ver-Wüstung wäre nicht schön und das ist bereits irgendwie hilflos formuliert.
    Die Optimistin in mir hofft auf Oasen …
    Liebe Grüße in die Samstagsfrüh
    Petra

    • Quer sagt:

      Immerhin hat es gestern Abend endlich nach Wochen etwas geregnet. Wir sind ja so dankbar, denn die nächste Zeit soll wieder heiss und trocken sein.
      Lieben Gruss in deinen Tag.

  2. Andrea sagt:

    Das erscheint (ist) ja eine hochaktuelle Befürchtung, dass sich die kleinen Wüsten auszubreiten beginnen, ja die Vorherrschaft über unsere grünen (Garten)Landschaften zu übernehmen drohen.

    Wenn aber in der zweiten Strophe eine zweite Ebene eingezogen wird (mit „wortgrün“ und „buchstäblich“), kommt noch ein Element hinzu. Sei es, dass es da um optimistische Hoffnungen, die „buchstäblich formuliert“ sind, geht, sei es, dass es um eine andere Wüste als die geht, die an manchen Gartenecken schon jetzt ihren Platz hat.

    – Aber noch ist alles in (gewohnter) Ordnung, Sonne und Garten werden ohne Streit geteilt, aber es gibt schon die Idee, die Angst (?), dass sich die Wüste sehr wohl endlos ausbreiten könnte – von dem Fleck, der so klein ist, dass man fast meinen könnte, dass es sie gar nicht gibt, bis hin zum Kampf um den ganzen Garten (der auch fürs Glück stehen kann – das bedroht ist von der Verödung, Zerstörung – auch der Zerstörung der Hoffnung (Wassergeplätscher und Saat). )

    Liebe Grüße (optimistische!), Andrea

    • Quer sagt:

      Du glaubst ja nicht, Andrea, wie nahe wir hier an einer „ver Wüstung“ waren. (Fast überall im Land gab es zwischendurch Gewitter oder Regengüsse, nur hier nicht). Wenn gestern nicht endlich etwas Regen gefallen wäre, hätte es düster ausgesehen. Schon jetzt sieht es eher nach Steppe aus und die Bäume am Waldrand färben sich wegen des Wassermangels gelb… Die Befürchtungen im bald dreissigjährigen Gedicht sind also nicht aus der Luft gegriffen. :–)
      Aber jetzt überwiegt doch wieder die Zuversicht.

      Sei lieb gegrüsst!

  3. Eva sagt:

    Viele Wüsten gibt es und sind denkbar, nicht nur augenfällige. Manche reichen immer näher an uns heran.

    Liebe Grüße von Eva

  4. merlin sagt:

    die wortgrüne saat geht immer wieder auf…
    ganz sicher auf quersatzein 🙂
    schön, dass es bei euch auch etwas geregnet hat!
    herzliche morgengrüsse 🙂

  5. Quer sagt:

    Ja, es war wie ein Wunder: zuerst waren es nur ein paar Tropfen und dann kam doch ein ordentlicher „Gutsch“.
    Lieben Dank dir, herzlichen Gruss und einen erfrischenden Tag!

  6. Roswitha sagt:

    das wort „wortgrün“ gefällt mir sehr. und solange die wüste nur vorrübergehend ist und so farbig ist wie auf deinen fotos, sollte es uns mahnung sein. es ist zeit zum handeln, jetzt und jeden tag, jeder und jede, das ist not-wendig. und wir können es auch ohne verlust an lebensqualität. herzlichen gruß, roswitha

  7. Quer sagt:

    Genau, Roswitha. Nehmen wir die Trockenheit als Mahnung, lernen daraus und handeln vorausschauend!
    Herzlichen Retourgruss.

  8. mona lisa sagt:

    Wenn ich Wüste nicht verhindern kann, dann bleibt nur:
    mit der Wüste leben und darauf zu hoffen,
    dass die Saat dann doch noch aufgeht.
    Dazu braucht’s wohl Gelassenheit und Geduld.
    Und: Viele Weise sind – vor großen Entscheidungen – in die Wüste gegangen.
    Ich gehe inzwischen davon aus, dass es auch eine innere gewesen ist.
    Wünsche dir ein heiter gelassenes Wochenende

  9. Quer sagt:

    Feine Assoziationen sind das.
    Danke, Mona Lisa, und lieben Gruss.
    Hab auch ein angenehm sorgloses Wochenende!

  10. Gerhard sagt:

    Wer sich um den Garten nicht bemüht , hat Wüste.
    Das ist in diesem Sommer Fakt.

    Sonnige Grüsse
    Gerhard

  11. Quer sagt:

    Stimmt schon. Nur: So viel Wasser ist gar nicht vorhanden, um die ganze Vegetation zu versorgen. :–)

    Lieben Gruss zurück.

  12. Valentina sagt:

    Es ist imposant und tiefsinnig, dein Gedicht – vor 30 Jahren wohl im übertragenen Sinne formuliert – und heute brandaktuelle meteologische Realität!
    Wir können nur zuversichtlich bleiben!
    Die Farben in deinem Bild haben dafür Symbolcharakter.
    Herzlichen Gruss aus der Innerschweiz!

    • Quer sagt:

      Vielleicht hatten wir damals schon einen heissen, trockenen Sommer – so geanu weiss ich es nicht mehr.
      Aber ich bin selber erstaunt, wie aktuell der Text im Moment wieder ist. :–)
      (Und natürlich kann der Text auch im übertragenen Sinne gelesen werden.)
      Lieben Dank für deine Zeilen, Valentina.
      Sei herzlich gegrüsst!

  13. Hausfrau Hanna sagt:

    Vor fast,
    liebe Frau Quer,
    dreissig Jahren haben Sie diese Zeilen geschrieben –
    sie gehen zu Herzen.
    Ich verankere den Begriff ‚wortgrüne Saat‘ tief in mir, auf dass er bleibt!

    Froh und erleichtert über den in der Nacht gefallenen Regen grüsse ich sie ganz herzlich ins Wochenende
    Hausfrau Hanna

  14. Quer sagt:

    Es freut mich, dass Sie das so sehen, liebe Hausfrau Hanna.
    Ich bin auch sehr froh über den gestrigen Regen. Allerdings war das nicht viel mehr als ein Tropfen auf den heissen Stein…

    Herzlichen Wochenendgruss zu Ihnen aufs Land.

  15. Wolfgang+Nießen sagt:

    Liebe Brigitte,
    dass die Wüste sich bald mit meiner Frau und mir, streitet um den Garten, das fürchte ich von Tag zu Tag mehr.
    Der letzte Regen, den wir hatten brachte nur kümmerliche drei Liter. Im gesamten letzten Monat waren es lediglich 16. Das ist wie das Anfeuchten einer heißen Herdplatte.
    Ich wünsche Dir einen schönen Sonntag.

    Viele liebe Grüße
    Wolfgang

  16. Quer sagt:

    Oh ja, mit dieser Befürchtung seid ihr nicht allein, Wolfgang.
    Auch hier bangen wir und hoffen sehnlichst auf weiteres kostbares Nass.

    Hab auch einen angenehmen Tag und sei lieb gegrüsst!

  17. Sonja sagt:

    Ja, wer sagt, dass sie sich nicht irgendwann ausbreitet hier, die verbrannte Erde haben wir schon und so manch anderen Vertrocknungsschaden, Menschenskinder! So Ahnungen in deinen Gedichten!? Ja.
    Gruß von Sonja

  18. Quer sagt:

    Es gibt Ahnungen, die sich früher oder später bewahrheiten. Tja…
    Lieben Dank und Gruss zu dir.

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