An einem Wintermorgen…

Fotos Brigitte Fuchs: 26. Januar 2022

 

O flaumenleichte Zeit der dunkeln Frühe!
Welch neue Welt bewegest du in mir?
Was ist’s, dass ich auf einmal nun in dir
Von sanfter Wollust meines Daseins glühe?

Einem Kristall gleicht meine Seele nun,
Den noch kein falscher Strahl des Lichts getroffen;
Zu fluten scheint mein Geist, er scheint zu ruhn,
Dem Eindruck naher Wunderkäfte offen,
Die aus dem klaren Gürtel blauer Luft
Zuletzt ein Zauberwort vor meine Sinne ruft.

(…)

 

Fotos Brigitte Fuchs: 26. Januar 2022

 

Dort, sieh, am Horizont lüpft sich der Vorhang schon!
Es träumt der Tag, nun sei die Nacht entflohn;
Die Purpurlippe, die geschlossen lag,
Haucht, halbgeöffnet, süsse Atemzüge:
Auf einmal blitzt das Aug, und, wie ein Gott, der Tag
Beginnt im Sprung die königlichen Flüge!

 

Eduard Mörike (1804-1875) deutscher Dichter
Auszüge aus seinem Langgedicht „An einem Wintermorgen, vor Sonnenaufgang“

 

Fotos Brigitte Fuchs: 26. Januar 2022 auf dem Dulliker Engelberg (SO)

 

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24 Antworten auf An einem Wintermorgen…

  1. ingrid sagt:

    das ist auch wieder schön, dass man heute nimmer so viel gedöns um eine stimmung macht. 😁
    lieben morgengruß
    ingrid

  2. Andrea Heinisch sagt:

    Da hast du gestern ja einen herrlichen Wintertag erlebt. Schnee & Sonne & blauer Himmel … ja, das kann was! 🙂
    Mit dem Gedicht … also das ist mir zu überschwänglich, sprachlich zu üppig, ziemlich übersüßt für meinen Geschmack sozusagen.

    Liebe Grüße, Andrea

  3. Quer sagt:

    Dann geht es dir wie Ingrid: zu viel Pathos und Gefühl. :–)
    Ihr habt ja recht. Heute geht das auf keinen Fall mehr. Damals war es wohl eine feine Sache.
    Sei liebe gegrüsst!

  4. rosadora sagt:

    ein wintertag
    so zauberhaft
    der den bäumen
    nicht so viel gewicht auflegt

    rosadora grüßt

  5. Quer sagt:

    Ja, keine Last, nur Zauber! Es war einfach nur schön für uns.
    Lieben Gruss zurück.

  6. merlin sagt:

    ganz tolle bilder!
    besonders die bäume mit dem nebelraureif gefallen mir 🙂
    und aus den zeilen nehme ich die aussage, dass der natur wunderkräfte innewohnen.
    da hast du dich bestimmt verzaubern lassen 🙂
    glg. durch den dichten nebel.

  7. Quer sagt:

    Und wie ich das habe, Merlin!
    Eigentlich besuchten wir zuerst das Städtchen Zofingen, sind dann, wie wir die Wälder voller Raureif sahen, auf den „Dulliker Engelberg“ gefahren, um diesen Zauber aus der Nähe zu bewundern. Und ich finde, es hat sich gelohnt.
    Frohen Morgengruss zu dir (ganz ohne Nebel, ich sehe die Mondsichel am klaren Himmel…).

  8. Eva sagt:

    Dieses „flaumenleicht“ ist Mörikes ewiges Verdienst – und schon hat sich die Winterluft ein wenig verändert …

    Liebe Grüße von Eva

  9. mona lisa sagt:

    Solch Flaumenhaftigkeit wünsche ich mir auch mal wieder –
    hier seit Wochen:drückende, nasskalte trübe Wetterlage 🙁
    Herzliche Grüße

  10. Quer sagt:

    Deinen Wunsch kann ich so gut verstehen, Mona Lisa.
    Wenn das Grau zu lange lastet, drückt es massgeblich auf die Psyche.
    Toi, toi, toi für einen Wetterwechsel!
    Und ebenfalls herzliche Grüsse.

  11. PepeB sagt:

    Wie meine Vorkommentatorinnen schon anmerken: flaumenleicht bleibt direkt hängen. „Flauschig“, was heute manchmal auftaucht, nichts dagegen.
    Fantastische Fotos, findet
    Petra mit den Purpurlippen (die gefallen mir als Wort auch recht gut)

  12. Quer sagt:

    Das stimmt, Petra: flauschig kommt nicht an flaumenleicht heran und Lipbooster nicht an Purpurlippen. :–)
    Dir ein Dankeschön und einen rosalippigen Gruss.

  13. Hausfrau Hanna sagt:

    Lichtet sich der Vorhang,
    liebe Frau Quer,
    erscheinen zauberhafte Welten!
    Ich seufze leise beim Anblick Ihrer Bilder (und kann auch Mörike in seiner Ausdrucksweise verstehen…).
    Ich hoffe, dass es in diesem Winter auch hier noch einen solchen weissblaugoldenen Tag gibt 🙂

    Herzlichen Gruss aus der milchiggrauen Stadt
    Hausfrau Hanna

  14. Quer sagt:

    Das hoffe ich auch für Sie, liebe Hausfrau Hanna.
    Eigentlich ist es eher ungewöhnlich, dass Basel zurzeit unter einem Grauschleier ausharren muss.
    Wobei auch hier um die kleinen Seen herum die Nebeldecke oft hartnäckig sitzen bleibt…
    Einen lieben Gruss in die Stadt.

  15. Sonja sagt:

    Schöne Bilder von schneefreien Wegen unter bereiften Büschen und Bäumen, dazu diese heftig romantischen Verse, das kann mitunter einen grauen Tag bereichern…
    Gruß von Sonja

  16. Quer sagt:

    Wenn das mitunter geschieht, freut mich das sehr, Sonja.
    Einen lieben Gruss zurück.

  17. Gerhard sagt:

    Es träumt der Tag
    Nachdem die Nacht das ihre tat
    Das Leben ein fortwährendes
    Schauspiel.

    Liebe Grüße Gerhard

  18. Quer sagt:

    So ist es, Gerhard.
    Und es wird nie langweilig. :–)

    Lieben Mittagsgruss.

  19. Finbar sagt:

    Feine Winterimpressionen 🎶🎵🎶🎵🎶🐦
    Und wundervolle, gutbekannte Verse des verehrten Ländlepoeten….
    Herzliche Grüße vom Lu

  20. Quer sagt:

    Lieben Dank, Lu.
    „Ländlepoet“ das tönt ja hübsch. :–)
    Herzliche Retourgrüsse.

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