Fächeln und lächeln

Foto Brigitte Fuchs

 

 

(…)

Ja, das möchste!

Aber, wie das so ist hienieden:
manchmal scheints so, als sei es beschieden
nur pöapö, das irdische Glück.
Immer fehlt dir irgendein Stück.
Hast du Geld, dann hast du nicht Käten;
hast du die Frau, dann fehln dir Moneten –
hast du die Geisha, dann stört dich der Fächer:
bald fehlt uns der Wein, bald fehlt uns der Becher.
Etwas ist immer.

Tröste dich
Jedes Glück hat einen kleinen Stich.
Wir möchten so viel: Haben. Sein. Und gelten.
Dass einer alles hat –
das ist selten.

 

Kurt Tucholsky (1890-1935) deutscher Jurist, Journalist, Schriftsteller und Satiriker
Letzte Strophen aus seinem Langgedicht „Das Ideal“

 

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18 Antworten auf Fächeln und lächeln

  1. andrea sagt:

    ein echtes lesevergnügen! ich liebe diese unerwarteten reime.

    dein foto habe ich länger studiert, weil ich aufs erste dachte, dass der fächer ein handspiegel ist. aber der himmel ( den der spiegel ja spiegeln müsste) tritt ja nicht als meereswoge auf … 🙂

    liebe grüße, andrea

  2. quersatzein sagt:

    Genau, Andrea, die Reime von Tucholsky machen Spass.
    Und das auf dem Foto war wirklich ein Fächer in der Hand einer jungen Asiatin, die mit uns – an einem fast unerträglich heissen Nachmittag – an einer Führung teilnahm.
    Lieben Gruss zu dir.

  3. merlin sagt:

    wirklich vergnüglich zu lesen 🙂
    da fällt mir der satz ein:
    reich ist nicht, wer viel besitzt, sondern wer wenig braucht.
    in der regel haben wir bei uns ohnehin eher zuviel als zu wenig…
    heute heisst es abwettern mit lektüre u. stubengemütlichkeit…
    herzliche morgengrüsse zu dir.

    • quersatzein sagt:

      Den Satz, den du ins Feld führst, unterschreibe ich sofort, Merlin.
      Uns fehlt es wahrlich nicht an Gütern und Nahrung – im Gegenteil!
      Ja, Stubengemütlichkeit darf heute sein. :–)
      Einen herzlichen Gruss zu dir.

  4. mona lisa sagt:

    Ja, „Etwas ist immer …“
    Hier wundervoll gereimt.
    Im Alltag schwingt bei solchen Sätzen immer schon am Anfang ein „Aber“ mit.
    Dir einen unbeschwerten Tag.

  5. Edith Hornauer sagt:

    Auch ich mag Tucholsky, damals im Studium mussten wir ihn quasi auseinandernehmen. Mir war dann, als kenne ich jeden Buchstaben, jede Pore von ihm :))

    Liebe Grüße
    Edith

  6. Gerhard sagt:

    Drum sei genügsam!
    Es soll genügen, was du hast!
    Gemütlich ist die Bescheidung,
    Da kann einen wahrlich nix zwicken!
    Genug ist genug, alles andere ist Unfug!
    Nur eins möcht‘ ich wissen dabei:
    Dann wäre ja alles einerlei?!
    Was ist denn dann mit unserem Streben?
    Was wäre denn das für ein Leben?!
    Nein, genug kann nie genug sein 😉

    Liebe Grüße Gerhard

  7. Hausfrau Hanna sagt:

    Ja,
    liebe Frau Quersatzein,
    etwas fehlt immer! Und Besitz macht nicht unbedingt glücklich…
    Tucholskys Zeilen und Gedanken zu lesen, hat mir grosse Freude gemacht und Bestätigung gegeben.
    Eine kleine Frage noch: Was bedeutet der Ausdruck ‚Käten‘, der sich mir nicht erschliesst?
    Mit einem lieben Gruss in den heutigen Tag, der von Regen begleitet wird
    Hausfrau Hanna

  8. quersatzein sagt:

    Schön, dass Sie Freude haben am Tucholsky-Poem, werte Hausfrau Hanna.
    Käten, das müsste eine Käthe oder Kathrin sein, eine Frau jedenfalls.
    Ebenfalls liebe Grüsse zu Ihnen nach Basel.

  9. Sylvia sagt:

    hihi, der KurtTucholsky, der! gerade habe ich ein buch erstanden, der titel fällt mir im moment nicht ein, und ich les sehr gern, was er schrieb…
    lieber gruß
    Sylvia

  10. quersatzein sagt:

    Auch ich mag vieles von dem, was er schrieb.
    Danke und sei lieb gegrüsst, Sylvia!

  11. mano sagt:

    herrlich mal wieder, der herr tucholsky! warum dachte ich dabei nur an das sprichwort „bescheidenheit ist eine zier, doch weiter kommt man ohne ihr“ denken? ;))
    liebe grüße von mano

  12. quersatzein sagt:

    Hi, hi, das Sprichwort passt wunderbar hierher.
    Einen frohen Morgengruss zu dir, Mano.

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