Federn

Foto Brigitte Fuchs

 

Ich ermahne dich, Ikarus, dich auf mittlerer Bahn zu halten, damit nicht, wenn du zu tief gehst, die Wellen die Federn beschweren, und wenn du zu hoch fliegst, das Feuer sie versengt. Zwischen beiden fliege.

 

 

Ovid (43 v. Chr. bis 17 n. Chr.) römischer Epiker

 

 

Oder:

 

Die fremden Federn in den Liebesgedichten

Eine Zunge, die nach Wörtern schmeckt

Die Unübersetzbarkeit deiner Umarmung

Das leise Bedauern beim Fallenlassen eines Gedankens

 

 

Brigitte Fuchs
Aus „Suchbild mit Garten“, Gedichte, Kukuruz Verlag Lüchingen 1998
Kein Gedicht, sondern eine Kapitelunterteilung

 

 

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18 Antworten auf Federn

  1. C Stern sagt:

    Ein wunderschön ästhetisches Foto, mein erster Gedanke.
    Mein zweiter, dass die Schöpfung des Ovid so eindrücklich ist, dass ich einst fast vergaß, wie sehr ich mich doch durch den Lateinunterricht quälte.
    Sehr außergewöhnlich formulierte Kapitel, daran finde ich großen Gefallen, besonders an der Zunge, die nach Wörtern schmeckt.
    Liebe Grüße in Deinen Morgen!

  2. Quer sagt:

    Danke für deine Eindrücke, C Stern.
    Lateinunterricht hatte ich nie. Aber immerhin kenne ich ein paar lateinische Formulierungen und Sinnsprüche. :–)
    Lieben Morgengruss zu dir, es soll wieder ein heller Tag werden…

  3. mona lisa sagt:

    Ein zauberhaftes Foto,
    das die Zartheit, Stabilität und Schönheit der Federn sichtbar macht.
    Und einen so formulierten Ratschlag beachtet man sicher gern und umsichtig.
    Herzliche Morgengrüße.

  4. Quer sagt:

    Das ist schön gesagt, Mona Lisa.
    Hab Dank und sei lieb gegrüsst!

  5. Sonja sagt:

    Mein Enkel war am Sonntag auf einem Drachenflugtag. Leider war es windstill. Aber stets bringt er mir eine Feder mit. Mich freut das.
    Und dein heutiger Eintrag gefällt mir ebenso.
    Auch in meinem Lateinunterricht erfuhr ich vom Ikarus, und denke jetzt an Herrn Dr. Liebe, diesen guten Lehrer der alten Sprache!
    Gruß von Sonja

    • Quer sagt:

      Fein, wenn der Beitrag so schöne Assoziationen auslöst, Sonja.
      Das mit dem Enkel, der seiner Grossmama Federn mitbringt, ist wunderbar und anrührend.
      Und die guten Lehrkräfte, die wir – neben ein paar Anderen – auch hatten, waren „Gold“ wert.
      Herzliche Grüsse.

  6. PepeB sagt:

    Da werde ich zur Federleserin …
    Gerne auch in fremden Gedichten
    Und kreise weiter um die Mitte
    Liebe Grüße
    Petra

  7. Hausfrau Hanna sagt:

    Ovids Ermahnung,
    liebe Frau Quersatzein,
    den goldenen Mittelweg zu finden, hat ihre Gültigkeit bis heute…
    Und Ihre Worte nehme ich mit in den Tag und gebe ihnen Raum, in denen sie weiterwirken.
    Mit einer federleichten Umarmung und einem herzlichen Gruss
    Hausfrau Hanna

    • Quer sagt:

      Stimmt, werte Hausfrau Hanna: Die Ermahnung von Dädalus hat auch heute noch ihre Gültigkeit, wenn auch in einem anderen Umfeld.
      Herzlich danke ich für die feine Umarmung und erwidere sie zusammen mit lieben Grüssen.

  8. Roswitha sagt:

    heute ein federleichtes bild, und starke worte. es freut mich, so den tag zu treffen, er lockt mich damit: komm, schau was ich habe…
    danke, liebe brigitte, hab es gut, gruß roswitha

  9. merlin sagt:

    luftig, flauschig, leicht die obere feder…fast streng und etwas streng die feder eines eichelhähers (?). da gibt es also auch unterschiede. so werden in deinem bild schon möglichkeiten ausgelotet, die wohl das flugverhalten beeinflussen… eine sanfte landung ist auf alle fälle erwünscht 🙂
    „die fremden federn in den liebesgedichten“ würden mich also interessieren…liebeszeilenghostwriterInnen gesucht?!
    einen schmunzelgruss zu dir 🙂

  10. Quer sagt:

    Die etwas strengere Feder ist, so möchte ich fast behaupten, von einer der beiden Elstern, die täglich auf dem Nachbardach landen, bevor sie zu den hohen Eichenbäumen am Waldrand aufbrechen.
    Ein Dankeschön für deine vergnüglichen Folgerungen auf die Sätze darunter. 🙂
    Bei mir ist jetzt auch Schmunzeln angesagt…
    Dir einen frohen Tag mit sanfter Landung!
    Sei lieb gegrüsst!

  11. Edith sagt:

    Heute fiel mir eine Feder von einer Taube direkt vor die Füße. Da habe ich sofort an dich, dein Foto, die Worte gedacht.
    Lieben Gruß,
    Edith

  12. Quer sagt:

    So ein schöner Zufall. :–)
    Das freut mich.
    Sei lieb gegrüsst, Edith!

  13. Helmut sagt:

    Kein Gedicht? Doch ein Gedicht! Oder?

    Lieben Gruß
    Helmut

  14. Quer sagt:

    Nein, es sind eigenständige Sätze, die nicht miteinander als Text oder Gedicht funktionieren.

    Einen lieben Gruss zu dir.

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